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Gradmann, Eugen [Editor]; Paulus, Eduard [Oth.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0098
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Jagstkreis. Oberamt Crailsheim.

lich war es wohl zuerst Filial von Gröningen, erscheint aber schon 1339 als Pfarrei
mit Frühmesse.

Die hnbsche ev. Pfarrkirche (zum heil. Nikolaus?) mit ihrem schlanken,
achtseitig schließenden Turm, der weithin sichtbar ist, steht im Friedhof srei inmitten
des Dorfes. Urshrünglich, wie die Fundamente beim Umbau zeigten, nur eine Kapelle,
hat sie schon im Mittelalter zweimal eine Vergrößeruug erfahren. An dem letzten
Anbau war das Wappen der Fuchse v. Dornheim mit der Jahreszahl 1522. Das
Schiff wurde 1711 fast bis auf den Gruud niedergerissen und um 10 Schuh er-
weitert. Der Chorturm blieb steheu, wurde aber bedeutend erhöht. Der Chor, Unter-
stock des Turms, hat ein Rippeukreuzgewolbe ohne Schlußstein und Konsolen; er
steht infolge der Erweiterung des Schiffs nicht mehr in dessen Achse. Außen hat er
primitive Strebepfeiler. Die Sakristei hat ein Kreuzgewölbe ohne Rippen. Das
Schiff hat zwei Emporen übereinander, auf der Südseite eine kleine Orgelempore,
gegenüber auf der unteren der Herrschaftsstuhl. Jm Chor ein zopsiger Holzaltar mit
Christus am Kreuz, Maria uud Johanues. An der Südseite der Kirche abgetretener
Grabstein der Maria Magd. Fuchsin v. Dornheim geb. v. Seckendorf, f 1596; und
Grabdenkmal eines Amtmanns v. Villich, f 1807. Von den Glocken ist die kleine
1775 gegossen (durch Joh. Erust Lösch), die zwei anderen 1830.

Altertümer: Auf der Tierlesburg an der Tierlache östlich vou S. ist weder
Erd- noch Mauerwerk zu finden. Nach der Sage war bei S. ein großer Sumpf,
in welchen sich das Volk mit dem Vieh in Kriegszeiten flüchtete. Die Umgebung ist
noch heute reich an Quelleu; früher waren mehrere Seen da.

Der Weiler Beuerlbach, alt Burlbach (verwandt mit Burlougeswac), erscheint
im 13. bis 15. Jahrhuudert als Sitz eines Rittergeschlechts, dessen Wappen ein Paar
mit dem Rücken voueinander abgekehrter Hackmesser war. Jn der Crailsheimer
Stadtkirche war ein Altar nach dem Geschlecht genannt. Die Burg staud wohl auf
dem sog. Burgwäsele bei V. Ein steinernes Kreuz am Orbach wurde 1561 gesetzt, als
sich die Gemeiude B. mit Crailsheim über Hut und Trieb vertrug.

Vurleswagen (1085 Burlougeswac), Weiler mit Schloß, in romantischer
Lage über der Jagst und der Sumbachklinge. Das Schloß steht auf der äußersten
Ecke der steilabfalleuden Kalkfelseu. Die Burg erscheint schon 1085 als Sitz eines
Geschlechts von Edelfreien. Jm 13. Jahrhundert saß daselbst ein Zweig der Reichs-
miuisterialeu v. Uffenheim; ihr Wappen, eine zweitürmige Burg, ist auch dasjenige
vou Vebenburg. Jm 14. Jahrhundert ist es ein Ganerbiat. Der Burgfriede um-
faßte auch die Burg Neidenfels (s. u.). Am Ausgaug des NOttelalters blieben die
v. Wolmershausen und die Fuchse v. Dornheim als Besitzer übrig; nach deren Aus-
sterben die Seckeudorf uud die Lehensherrschaft Würzburg. 1465 hatten die Grafen
v. Öttiugen in einer Fehde mit Dietrich v. Berlichingen dessen Teil vou B. ein-
genommeu. Nach der Nördlinger Schlacht wurde das Schloß, in dem die Vürger
von Satteldorf unter Führung ihres Pfarrers sich verteidigten, von kaiserlichen
Dragonern gestürmt. Die Veste bestand aus ciner hinteren Burg mit drei Kemenaten
und einer vorderen (gegen die Jagst hin) mit zweien, von denen die eine die Beben-
burgerin hieß, die audere hohenlohisches Lehen der Fuchse war. Das vordere Schloß
soll 1689 kaum mehr als ein Steinhaufen gewesen sein. Von Osten her sührt eine
 
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