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Karo, Georg
Fuehrer durch Tiryns — Athen, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.14546#0045
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41

noch kaum kennen. Kurz vor ihren Abschluß, ins ausgehende
XVII. Jahrhundert fällt der Anfang engerer Beziehungen des
Festlandes zu Kreta und damit der Beginn der mykenischen
Kultur1; er wird bezeichnet durch einheimische Nachahmungen
der bunten kretischen Kamares - Keramik aus der letzten mittel-
minoischen Periode (MM. III; Schliemann, Tiryns Taf. 26 f.; echt
kretische Scherben dieser Gattung fehlen bisher in Tiryns wie in.
Mykenai).

Etwas vor dieser Zeit entstand die von Kurt Müller erschlos-
sene mittelhelladische Burg von Tiryns (Taf. IV links oben).
Ihre Grenzen sind nicht genau bestimmbar, doch hat sie offenbar
die Oberburg von der Nordseite des späteren Hofes 19 und die
Mittelburg umfaßt. Im Norden und Süden dieses Gebietes fehlt es
völlig an mittelhelladischen und ältermykenischen Scherben; hier
war also ein breites Glacis von der Bebauung freigehalten. Im
Innern der Burg stand mindestens ein vornehmes Haus; das
beweisen Bruchstücke von Wandmalereien (Tiryns III 11. 78).

Diese Gestaltung der Burg scheint mehr als zwei Jahrhunderte
lang kaum verändert worden zu sein. Aus der früh- und reifmyke-
nischen Zeit (Späthelladisch I = XVI. Jahrh., II = XV. Jahrh.)
besitzen wir zwar zahlreiche Scherben und auch Freskenreste;
aber wir können uns leider von Festung und Palast in Tiryns
ebenso wenig eine Vorstellung machen wie in Mykenaiwo
wenigstens die Schacht- und Kuppelgräber ein Bild der großarti-
gen Kulturblüte jener beiden Perioden bieten.

Erst kurz vor 1400 v. Chr., an der Wende zur j ungmykeni-
schen Periode (Späthelladisch III) nimmt die Burg von Tiryns
für uns greifbare Gestalt an. Um diese Zeit bricht die politische
Macht Kretas zusammen, die minoischen Paläste werden endgiltig
zerstört, offenbar durch festländischen Ansturm. In Mykenai folgt
auf diesen großen Erfolg die höchste Blütezeit, der die gewaltigen

1 Diese bald nach den großen Entdeckungen Schliemanns eingebürgerte
konventionelle Bezeichnung erweist sich immer mehr als tatsächlich richtig :
M3'kenai ist von 1600 bis 1200 v. Chr. unzweifelhaft die Vormacht der Argolis,
vielleicht der ganzen Peloponnes.

- Wace, BSA. XXV 500, First Palace : Schacht- und Kuppelgräber ebda.
103 ff. 283 ff. ; Karo, Schachtgr. v. Myk. 1930-2; Pauly-Wissowa, Realencycl.
XVI 101 5 ff. (u. Mykenai).
 
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