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Kast, Alfred [Hrsg.]; Rumpel, Theodor [Hrsg.]; Fraenkel, Eugen [Hrsg.]
Pathologisch-anatomische Tafeln nach frischen Präparaten: mit erläuterndem anatomisch-klinischem Text ; aus den Hamburger Staatskrankenhäusern — Wandsbeck-Hamburg, [ca.1909]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8169#0027
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HEFT 3.

Pathologisch anatomische Tafeln.

RUBRIKEN-ElNT HEILUNG:

C. Circulationsapparat. — K. Knochensystem, Muskeln und Sehnen. — N. Nervensystem. — H. Haut. —
F. Tractus intestinalis und Peritoneum. — D. Leber, Pancreas, Milz- und Lymph-Drüsen. — R. Respirationsapparat. —

U. Harnapparat. — G. Geschlechtsapparat. — S. Sinnesorgane. —

Krebs des Zwölffingerdarms.

71jährige, früher stets gesunde Frau, erkrankte Mitte December 91 an hochgradiger, ohne Schmerzen auftretender Gelbsucht. Die
Stühle sollen von Anfang an weisslich, der Urin dunkelbraun entleert worden sein. Die Gelbfärbung der Haut blieb in der gleichen Stärke
über Wochen und Monate bestehen bei völligem Wohlbefinden, ja sehr gutem Appetite, bis Ende März ein hochgradiger, schnell fort-
schreitender Kräfteverfall sich einstellte. Aufnahme im Krankenhause am 1. IV. 92.

Sehr gebrechliche alte Frau mit tiefem Icterus der Haut und Schleimhäute. Puls klein, regelmässig, 84. Atmung 28. Temp. 36. 8.—

Oedeme an Händen und Füssen. Lungenemphysem und diffusse Bronchitis. Herz nicht vergrössert. Töne rein.

Unterleib aufgetrieben und gespannt. Geringer Ascites nachweisbar.

Leberdämpfung vergrössert. an der 6. Rippe beginnend und den Rippenbogen in der Mamillarlinie um 8 Ctm. überragend. Das
Organ ist gleichmässig glatt, der untere Rand besonders scharf fühlbar. In der Gallenblasengegend nichts abnormes, besonders keine
Druckempfindlichkeit. Eine genauere Palpation ist durch Meteorismus und Ascites erschwert. Kein Milztumor.

Urin spärlich, von schwarz-grüner Farbe, ohne Eiweiss und Zucker, sehr viel Gallenfarbstoff enthaltend.

Stuhl thonfarben.

Nach 6 Tagen tritt unter zunehmender Herzschwäche und schnellem Steigen des allgemeinen Hydrogs der Tod ein — з*|2 Mo-
nate nach Auftreten der ersten Erscheinungen. —

P. M.

In beiden Pleurahöhlen und in der Bauchhöhle reichliche, goldgelb gefärbte klare Flüssigkeit. — Die Leber von intensiv grüner
Farbe überragt den Rippenbogen um Handbreite. Nach Herausnahme derselben mit dem Magen und dem Zwölffingerdarm erscheint in letzterem
in der Gegend tier Papille ein höckeriger, zum Teil ulcerirter Tumor von etwa 3 cm. Durchmesser. Bei Druck auf die stark ausgedehnte
Gallenblase fliesst keine Galle in den Darm ab, nur nach Anwendung einiger Gewalt gelingt es, die Sonde durch die im Bereiche des
Tumors liegende, obliterirte Stelle in das Lumen des Zwölffingerdarms durchzuführen. Ductus choledochus, Ductus hepaticus und die
grösseren intrahepatischen Gallengänge gleichfalls stark erweitert und mit Galle angefüllt. Nach Abffuss der letzteren ist die Leber schiaffi
dünn, die Ränder ausserordentlich scharf. 1 )er Durchschnitt zeigt das mit Gallenfarbstoff stark durchtränkte Parenchym mit reichlicher
Bindegewebsentwickelung namentlich an den Rändern. —

Die Sektion der übrigen Organe bietet nichts bemerkenswerthes, besonders finden sich nirgends Metastasen. —

Der Tumor erweist sich mikroskopisch als ein Cylinderzellen-Carcinom.

(l. med. Abteilung. Oberarzt Dr. Gläser).

F VI.V

Zottenkrebs des Zwölffingerdarms.

74jähriger, früher gesunder Kaufmann, 1870 erkrankt an schwerem Icterus mit hochgradiger Abmagerung. Diagnose auf Leber-
krebs von Skoda und Rokitansky gestellt. Erholte sich indess allmählig und gewann sein früheres Körpergewicht. Später einmal Nieren-
steinkolik und Podagra-Anfälle, die sich in den letzten Jahren wiederholten. —

Seit 5 Jahren traten anfangs selten, dann häufiger, später je 14 Tage unter dem Bilde der Gallensteinkolik verlaufende Anfälle
auf: Sehr heftige Schmerzen in der rechten Seite, Icterus, Entleerung gallenfarbstoffhaltigen Urins, mehrfache deutliche Leberschwellung,
aber niemals Befund von Gallensteinen im Stuhl. Nach 3—4 Tagen Rückgang der Erscheinungen.

Jede Therapie war nutzlos, wiederholte Kuren in Karlsbad ohne Erfolg. Erneuter Verdacht auf Leberkrebs.

Am 7. Mai 1889 ein sehr heftiger Anfall mit starker Leberschwellung, im Verlaufe desselben tritt eine doppelseitige Brustfellent-
zündung auf, welcher der Kranke am 13. Mai 89 erliegt.

P. M.

Im Zwölffingerdarm, in der Gegend der Papille, die abgebildete Geschwulst. In der Pars intestinalis des Ductus choledochus be-
finden sich die gleichen, zottigen und in Zerfall begriffenen Wucherungen. Die übrige Sektion ergab ausser der klinisch erwähnten
Brustfellentzündung keinen besonderen Befund. Keine Metastasen.

Mikroskopische Diagnose der Geschwulst: Adeno-Carcinoma cylindrocellulare papillomatosum.

Die Eigentümlichkeiten des klinischen Verlaufs erklären sich durch die nur vorübergehend erfolgende Verlegung der Papilla biliaria
von Seiten der wachsenden, später wieder zerfallenden Tumormassen. —

(Privatsektion des Prosektors Dr. E. Frankel).
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