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Kast, Alfred [Hrsg.]; Rumpel, Theodor [Hrsg.]; Fraenkel, Eugen [Hrsg.]
Pathologisch-anatomische Tafeln nach frischen Präparaten: mit erläuterndem anatomisch-klinischem Text ; aus den Hamburger Staatskrankenhäusern — Wandsbeck-Hamburg, [ca.1909]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8169#0047
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HEFT 5.

Pat h о log i sc h -a n ato misch e Та f e l n .

Rubriken-Eintheilung:

C. Circulationsapparat. — K. Knochensystem, Muskeln und Seimen. — N. Nervensystem. — H. Haut. —
F. Tractus intestinalis und Peritoneum. — 1). Leber, Pancreas, Milz und I.ymph-Drüscn. — R. Respirationsapparat —

U. Harnapparat. — G. Geschlechtsapparat. — S. Sinnesorgane'. —

F XII.

Schleimhaut des Dünndarms oberhalb der Klappe hei Cholera.

Das Präparat, welches von einem 10 jährigen, innerhalb der ersten 24 Stunden im Stadium algidum verstorbenen Knaben stammt,
zeigt die hochgradigste Schwellung der Solitärfollikel und der Peyerschen Placques. (In der vorliegenden Intensität seltener Befund.)

I >ie mikroskopische Zeichnung stellt einen Schnitt durch der, Dünndarm dar, in der Tiefe einer längsgetroffenen Lieberkühnschen
Drüse befinden sich zahlreiche Kommabacillen.

Färbung mit Löfflerscher Methylenblaulösung.

Zeiss, homog. Immersion 3 Comp. Ocular 8 (Vergr. 667 fach.)

U I und U II.

Die Choleraniere.

Die Nieren erkranken bei der Cholera konstant, frühzeitig und in gesetzmässiger Weise. Die frühesten zu unserer Untersuchung
gelangten Fälle gehörten Patienten, welche 4, 5 und 9 Stunden nach dem Beginn der Erkrankung zu Grunde gegangen waren. Makros-
kopisch bieten solche Nieren nichts autfallendes dar; sie erscheinen nicht vergrössert, graurot, niemals anämisch, mit nicht verbreiteter
Rinde, innerhalb welcher neben den bald mehr bald weniger stark gefüllten Glomeruli sowohl die Marksubstanz als das Nierenlabyrinth,
nicht selten etwas trübe, wohl zu erkennen sind. Mikroskopisch gelingt es indess an solchen anscheinend intakten Nieren ausgesprochene
Veränderungen nachzuweisen; so entstammt die eine der beigefügten Abbildungen (Fig. II.) einem bereits 4 Stunden nach Beginn der
Erkrankung zu Grunde gegangenen 38 jähr. Patienten. Der Charakter der herdweise über das ganze Organ verbreiteten Gewebs-
erkrankung präsentirt sich in ausserordentlich starkem Anschwellen der Epithelien der gewundenen Kanälchen. Dieselben übertreffen die
normalen erheblich an Grösse, wobei der dem Lumen zugekehrte Teil des Zellleibs den Hauptanteil an der Schwellung nimmt. An diesem
machen sich bald auch weitere Veränderungen bemerkbar, insofern dieser Teil des Protoplasma ein ausserordentlich lockeres wie sieb-
artiges Gefüge annimmt. Die Contouren benachbarter Zellen verwischen sich, einander gegenüberliegende nähern sich bis zur völligen
Berührung. Die Wände der Harnkanälchen erscheinen an solchen Stellen auseinander gedrängt, der Durchmesser der Kanälchen verbreitert.
An einzelnen so veränderten Zellen ist es, wie ihr Verhalten kernfärbenden Mitteln gegenüber beweist, zum Kerntod gekommen. Bis-
weilen kann die letzterwähnte Veränderung über grössere Strecken ausgedehnt, über die am Protoplasma beobachteten Alterationen prävaliren.

Fig. II. zeigt im linken unteren Quadranten das Segment einer Glomerulus, über demselben und nach der Mitte hin den Querschnitt
eines gewundenen Kanälchen mit den beschriebenen Veränderungen, unterhalb desselben ein zweites, weniger geschwollenes Kanälchen.
Die übrigen Harnkanälchen der betreffenden Gesichtsfelder sind nicht wesentlich verändert.

О

Färbung mit Hämatoxylin-Eosin. Zeiss, apochromat. Objectiv. 4. Comp. Oc. 4 (Vergr. 250 fach.)

In den Nieren der am Ende des 1. und 2. Krankheitstages verstorbenen Patienten erweist sich das Protoplasma der Zellen in den
gewundenen Kanälchen genau in der gleichen Weise alterirt, nur dass hier, die in den allerfrühsten Stadien mehr herdweise auftretende
Erkrankung jetzt schon eine völlig diffusse Verbreitung angenommen hat. Gleichzeitig leitet sich ein allmähliger Zerfall der anfangs
gequollenen Protoplasmateilc ein. Auch diesen Nieren braucht man makroskopisch noch keine wesentliche Veränderung anzusehen. Da-
gegen erscheinen die von Personen zwischen dem 2. und 4. Krankheitstage herrührenden Nieren meist deutlich geschwollen und durch
einen auffallenden, der Schnittfläche einen gesättigt-schmutzigroten, im Bereich der Grenzschicht am stärksten hervortretenden, hier nicht
selten etwas lividen Farbenton annehmenden Blutreichtum ausgezeichnet. (Fig. 1.) Am secernirenden Parenchyem hat um diese Zeit die
Protoplasmaauflösung weitere Fortschritte gemacht, insofern sich der vorher aufgelockerte, dein Lumen zugekehrte Teil von dem der
tunica propria aufsitzenden, den Kern beherbergenden Abschnitt loslöst und als ausserordentlich feinkörniger Inhalt das Innere der Harn-
kanälchen auf kürzere und längere Strecke bald mehr bald weniger ausfüllt. Dazu gesellt sich das Auftreten verschieden zahlreicher,

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sowohl in den gewundenen Kanälchen und Henle'schen Schleifen und einzelnen geraden Markkanälchen nachweisbarer, meist hyaliner, bis-

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