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Kast, Alfred [Hrsg.]; Rumpel, Theodor [Hrsg.]; Fraenkel, Eugen [Hrsg.]
Pathologisch-anatomische Tafeln nach frischen Präparaten: mit erläuterndem anatomisch-klinischem Text ; aus den Hamburger Staatskrankenhäusern — Wandsbeck-Hamburg, [ca.1909]

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https://doi.org/10.11588/diglit.8169#0123
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HEFT 12.

Pathologisch-anatomische Tafeln.

Rubriken - Eintheilung:

C. Circulationsapparat. — Knochensystem, Muskeln und Sehnen. — N. Nervensystem. — H. Haut. —
F. Tractus intestinalis und Peritoneum. — D. Leber, Pancreas, Milz- und Lymph-Drüsen. — R. Respirationsapparat. —

U. Harnapparat. — G. Geschlechtsapparat. — S. Sinnesorgane.

F. XVIII.

Grosses Magengeschwür mit karcinomatös degenerirtem Rande.

46jährige Frau mit Acromegalie, gestorben unter den Erscheinungen allgemeiner Kachexie. Ueber eine frühere Magenaffektion
war von der leicht dementen Kranken nichts in Erfahrung zu bringen. Klinisch bestanden die Symptome einer bedeutenden Magen-
er\veiterun<T. —

D

Bei Eröffnung der Bauchhöhle liegt der enorm erweiterte Magen vor, welcher fast bis zur Symphyse reichend die Darm-
schlingen beinahe vollständig verdeckt. Die Gegend des Pylorus steht tiefer als gewöhnlich und ist durch derbe, peritonitische Adhä-
sionen mit der Leber, dem Pancreas, dem Netz und dem Duodenum fest verklebt. Da es nicht möglich ist, von letzterem aus in situ
den Magen aufzuschneiden, wird derselbe längs der grossen Curvatur geöffnet; der Pylorus erscheint hierbei als eine schmale, für den
Finger nicht durchgängige, von oben nach unten verlaufende Spalte. Der Magen wird darauf mit den festverwachsenen benachbarten
Teilen herausgenommen und ausgebreitet. Zwischen dem Pylorus und der Cardia erscheint ein grosser, ovaler, 12 ctm. langer, 6,5 ctm.
breiter Schleimhautdefekt, dessen Längendurchmesser ungefähr senkrecht zur kleinen Curvatur verläuft. Der Rand dieses Geschwürs ist
in seinem grössten Teile scharf, hart und glatt, häufig deutlich terrassenförmig zum Geschwürsgrund hinabsteigend; der dem Pylorus
benachbarte Teil des Randes zeigt hingegen ausgesprochene, hahnenkammförmige Wucherungen von weicher Konsistenz, die auf dem
Durchschnitt ein markiges Gewebe aufweisen Das letztere besteht, wie die mikroskopische Untersuchung ergiebt, aus typischen Krebs-
zellennestern, welche sich auch nach aussen in die gesunde Schleimhaut auf kurze Strecke verfolgen lassen. Der übrige Teil des Ge-
schwüres lässt keinerlei carcinomatose Struktur erkennen. —- Der Grund des grossen Schleimhautdefektes wird zum grössten Teil von
dem fest angelöteten Pancreas gebildet, dessen Serosa verdickt erscheint ; an einem kleineren Teile bildet die Lebersubstanz selbst den
Geschwürsgrund, welche durch die Einwirkung ties Magensaftes erweicht ist. Nach Ablösung des Magens zeigt sich an dieser auf der
hinteren Seite des linken Leberlappens gelegenen Stelle eine etwa 7, ctm. tiefe Grube, in deren Umgebung die Zeichnung des Leber-
gewebes verwischt ist. — Die übrige Magenschleimhaut ist hochgradig ausgedehnt und atrophisch. Auf der Serosa der vorderen
Magenwand im Bereiche des Ulcus zu Gruppen zusammenstehende, flache, warzige Knötchen. Die epigastrischen Drüsen bis bohnen-
gross, auffallend derb, auf dem 1 )urchschnitt zeigen einzelne derselben grauweisse, von dem übrigen Lymphdrüsengewebe sich scharf
abhebende Knötchen. Das Duodenum ist in seinem Anfangsteil mit seiner Serosa gleichfalls an den Geschwürsgrund herangeheftet,
wodurch eine leichte Abknickung derselben herbeigeführt ist. —

Bei der Sektion wurde ausserdem ein Tumor der Hypophysis gefunden. —

(Auf der Zeichnung ist — links vom Beschauer — der grösste Teil der zur grossen Curvatur gehörigen Magenschleimhaut
fortgelassen. Die in der Mitte des oberen Teils der Bilder sichtbare, viereckige Oeffnung stellt die Cardia dar. Der carcinomatös
degenerirte Teil des Geschwürsrandes liegt nach unten und rechts vom Beschauer, im Geschwürsgrunde ist rechts das Pancreas, links
die Leber zu erkennen).

F. XIX.

Diffusser Gallertkrebs des Magens.

Das Präparat stammt von einer ausserhalb des Krankenhauses verstorbenen 03jährigen Frau, die seit 3 Jahren über gering-
fügige Magenbeschwerden klagend, in den letzten Monaten unter stärkerem Erbrechen hochgradig abgemagert war. Im Epigastrium
war eine unbestimmte Resistenz, aber kein Tumor fühlbar gewesen. — Die Magenschleimhaut ist in ihrer ganzen Ausdehnung fast
gleichmässig infiltrirt und in eine etwa fingerdicke Schicht eines schwammigen graugelblichen Gewebes umgewandelt, in welchem
namentlich auf dem Durchschnitt auffällige, grössere und kleinere gallertige Stellen eingelagert sind. Die Oberfläche der Schleimhaut
zeigt beetartige Erhebungen, zwischen welchen flache Furchen ziehen ; eine tiefere und breitere Furche erstreckt sich längs der kleinen
Curvatur vom Oesophagus zum Pylorus. Die Schleimhaut ist nirgends ulcerirt, doch finden sich unter derselbeu besonders an der
vorderen Magenwand zahlreiche blauschwarze Blutextnivasate. Der Magen ist nicht erweitert. Der Pylorus für einen Bleistift eben
noch durchgängig. Die Muskelschicht des Magens, welche von Krebsmassen frei zu sein scheint, ist besonders an der Pars pylorica
stark hypertrophisch. —

Mikroskopisch besteht die Geschwulst aus einem zarten, bindegewebigen Gerüst, an einigen Stellen ist dasselbe von Krebs-
zellen dicht angefüllt, welche zum Teil helle Tropfen in sich einschliessen, an anderen Stellen sind die Bindegewebsmaschen leer oder
mit einer homogenen glasigen Masse angefüllt. Der Process ist auf die Mucosa und Submucosa beschränkt. Metastasen werden bei
der Sektion nicht gefunden. —

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