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Kautzsch, Rudolf
Die romanischen Dome am Rhein — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 44: Leipzig: Verlag von E. A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.55553#0009
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ren — Teile, im Verhältnis zu ihrer außerordentlichen
Größe doch wohl zu leicht aus Bruchstein errichtet,
mußten schon bald erneuert werden. Heinrich IV. ließ
sie seit etwa 1080 im deutlichen Anschluß an ober-
italische Überlieferungen durch Neubauten ersetzen.
Sein Baumeister kennt die Verstärkung der Bauecken,
den Strebepfeiler, die Auflockerung der Mauermassen
durch Nischensysteme innen, durch Zwerggalerien außen;
er rechnet mit Gewölben: Tonne, grätigen Kreuzgewöl-
ben, Kuppel; und er verfügt über Steinmetzen, die die
alten oberitalischen Schmuckmotive ebenso beherrschen
wie die eben erneuerten, strenger klassischen Formen
(Abb. 7, 8). Für all das gibt es in Oberitalien Vor-
läuser. Aber so reichgegliedert, so üppig geschmückt
erhebt sich keine Kirche Oberitaliens über den Boden.
Und erst recht hat ihrer keine einen Innenraum auf-
zuweisen, der sich in stolzer, freier Großartigkeit mit
dem Kreuzraume des Doms zu Speier messen könnte.
Das war freilich die Hinterlassenschaft des Konradi-
nischen Doms, ja letzten Endes karolingisch-ottonisches
Erbe. Aber jetzt wurden diese Räume gewölbt (mit ein-
sachen grätigen Kreuzgewölben: diese Gewölbe mußten
nach einem Brand des Jahres 1159 erneuert werden),
und auch das Mittelschiff des Langhauses erhielt eine
massive Decke — zum ersten Male in Deutschland! Der
Baumeister Heinrichs IV. verstärkte je den zweiten,
vierten usw. Pfeiler der Arkade nach dem Mittelschiff
zu und führte über den so gewonnenen, annähernd
quadratischen Grundflächen wiederum grätige Kreuz-
gewölbe aus (Abb. 6). Dabei mußten die neuen Pfeiler-
vorlagen oben mit den alten Vorlagen der Zwischen-
pfeiler auf die gleiche Flucht gebracht werden: daher
ihre harte Halbierung durch einen Zwischenkämpfer in
der Mitte und die Verringerung der Masse von da auf-
wärts. Endlich sitzen die Fenster nicht mehr konzen-
trisch in den Blendbogen.

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