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KREIS BÜDINGEN
Die Kosten für die Anfertigung von »fleischbenckh vnder das Schlaghaus« (1584), oder von
»fleisch Benken vnder die Schirn« (1592) pflegten unter den Ausgaben fürs Schlachthaus aufgezählt zu
werden, und in späteren Stadtrechnungen findet sich stets die Rubrik »Schlaghaufz vnd Metziger Schirn«.
Der Oberbau des Gebäudes war augenscheinlich für Zwecke der Verteidigung
eingerichtet und mit einer 1614 erwähnten »Wächterstube«*) versehen, von deren
Fenstern aus man den Wasserlauf des Seemenbachs, sowie die Gegend am jensei-
tigen Ufer leicht beobachten konnte. Wie die Abbildungen der Stadt Büdingen aus
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen, stand das Schlachthaus mit dem
als Brückenkopf angeordneten Mehlthor durch einen Zwischenbau in Verbindung.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts (1613, 1615 u. s. w.) wird auch »das Gefengnus
hinder dem schlaghaus« erwähnt.
Geschichtliches HAUS ZUM SCHWANEN. Einer der ältesten und grössten Profanbauten
der Stadt Büdingen ist das Eckhaus am ehemaligen Karlsthor (Plan S. 40 bei 4).
Es dient jetzt als Wohngebäude, war aber früher eines der zwei städtischen Wirts-
häuser. Solche sind möglicherweise schon entstanden, nachdem der Stadt mit dem
Privilegium von 1353 das Schenkrecht verliehen, sodann 1428 und später öfters
erneuert wurde.**) Jedenfalls aber müssen sie um 1500 bestanden haben; denn
seit dem 151 I erfolgten Ableben des Grafen Ludwig war es »Gebrauch und Her-
kommen«, vom Tage corporis Christi an bis zur Zeit, dass der neue Wein ver-
goren und zum Trinken dienlich sei, die beiden Schenkstätten zu Büdingen in
der Stadt für die Herrschaft allein zu belegen, während »die vorige Zeitt Burger-
meister und Rath allein Wein zu schenken Macht haben sollen«.***)
Gleich wie die Altstadt das Wirtshaus 'zum Schwan', so hatte die Neustadt das
Wirtshaus 'zur Krön'.
Beide kommen in den Bürgermeisterrechnungen auch unter der Bezeichnung Herberg vor,
sind aber häufig nach dem Namen der jeweiligen Wirte: Heydermann, Halbey, Carle u. s. \v.,
kurzweg »Heydermanns haufz«, »Halbeys haufz«, »Carlefz haufz« genannt. Die Wirte hatten für
das Wirtshaus 'zum Schwan' 1535 — 9 Gulden, späterhin 12 Gulden, für das Wirtshaus 'zur Krön'
1535 — 8 Gulden, späterhin 10 Gulden jährlichen Pachtzins an die Stadt zu entrichten , welche
für die Bauunterhaltung der Häuser sorgte.
Ein drittes Wirtshaus wurde erst nach der Erbauung der Vorstadt in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts an der Stelle errichtet, an der noch 1734 eine
Linde stand, f) Sämtliche Wirtshäuser scheinen als städtische Schenkstätten erst
gegen Mitte dieses Jahrhunderts eingegangen zu sein.
Äusseres Das ehemalige Wirtshaus zum Schwanen ist eines der wenigen ganz aus
Stein errichteten Gebäude von Büdingen. Leider ist es jetzt eines grossen Teils
seiner altertümlichen Reize beraubt. Noch steht der hintere, steinerne Staffelgiebel,
der vordere ist abgetragen und durch einen nüchternen, flachen Walm ersetzt. Die
steinernen Kreuzstöcke der Fenster sind fast überall ausgebrochen; an einigen der
Gewände bemerkt man unter dem Anstrich alte Steinmetzzeichen:
welche an allen übrigen kurz vor und nach 1500 errichteten Bau-
werken vorkommen. In dieser Zeit muss denn auch das Wirtshaus
*) Vermutlich gleichbedeutend mit der »Stuben vf dem Schlaghaus darin der Vnder Stattknecht wohnt* (1615'.
**) Thudichum, R'echtsgesch. d. Wetteraul., S. 109 -113.
***) Meyer, Gesch. d. Stadt u. Pfarrei Büdingen S. 65 — 66.
t) Ebendas. S. 52.
KREIS BÜDINGEN
Die Kosten für die Anfertigung von »fleischbenckh vnder das Schlaghaus« (1584), oder von
»fleisch Benken vnder die Schirn« (1592) pflegten unter den Ausgaben fürs Schlachthaus aufgezählt zu
werden, und in späteren Stadtrechnungen findet sich stets die Rubrik »Schlaghaufz vnd Metziger Schirn«.
Der Oberbau des Gebäudes war augenscheinlich für Zwecke der Verteidigung
eingerichtet und mit einer 1614 erwähnten »Wächterstube«*) versehen, von deren
Fenstern aus man den Wasserlauf des Seemenbachs, sowie die Gegend am jensei-
tigen Ufer leicht beobachten konnte. Wie die Abbildungen der Stadt Büdingen aus
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigen, stand das Schlachthaus mit dem
als Brückenkopf angeordneten Mehlthor durch einen Zwischenbau in Verbindung.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts (1613, 1615 u. s. w.) wird auch »das Gefengnus
hinder dem schlaghaus« erwähnt.
Geschichtliches HAUS ZUM SCHWANEN. Einer der ältesten und grössten Profanbauten
der Stadt Büdingen ist das Eckhaus am ehemaligen Karlsthor (Plan S. 40 bei 4).
Es dient jetzt als Wohngebäude, war aber früher eines der zwei städtischen Wirts-
häuser. Solche sind möglicherweise schon entstanden, nachdem der Stadt mit dem
Privilegium von 1353 das Schenkrecht verliehen, sodann 1428 und später öfters
erneuert wurde.**) Jedenfalls aber müssen sie um 1500 bestanden haben; denn
seit dem 151 I erfolgten Ableben des Grafen Ludwig war es »Gebrauch und Her-
kommen«, vom Tage corporis Christi an bis zur Zeit, dass der neue Wein ver-
goren und zum Trinken dienlich sei, die beiden Schenkstätten zu Büdingen in
der Stadt für die Herrschaft allein zu belegen, während »die vorige Zeitt Burger-
meister und Rath allein Wein zu schenken Macht haben sollen«.***)
Gleich wie die Altstadt das Wirtshaus 'zum Schwan', so hatte die Neustadt das
Wirtshaus 'zur Krön'.
Beide kommen in den Bürgermeisterrechnungen auch unter der Bezeichnung Herberg vor,
sind aber häufig nach dem Namen der jeweiligen Wirte: Heydermann, Halbey, Carle u. s. \v.,
kurzweg »Heydermanns haufz«, »Halbeys haufz«, »Carlefz haufz« genannt. Die Wirte hatten für
das Wirtshaus 'zum Schwan' 1535 — 9 Gulden, späterhin 12 Gulden, für das Wirtshaus 'zur Krön'
1535 — 8 Gulden, späterhin 10 Gulden jährlichen Pachtzins an die Stadt zu entrichten , welche
für die Bauunterhaltung der Häuser sorgte.
Ein drittes Wirtshaus wurde erst nach der Erbauung der Vorstadt in der
Mitte des vorigen Jahrhunderts an der Stelle errichtet, an der noch 1734 eine
Linde stand, f) Sämtliche Wirtshäuser scheinen als städtische Schenkstätten erst
gegen Mitte dieses Jahrhunderts eingegangen zu sein.
Äusseres Das ehemalige Wirtshaus zum Schwanen ist eines der wenigen ganz aus
Stein errichteten Gebäude von Büdingen. Leider ist es jetzt eines grossen Teils
seiner altertümlichen Reize beraubt. Noch steht der hintere, steinerne Staffelgiebel,
der vordere ist abgetragen und durch einen nüchternen, flachen Walm ersetzt. Die
steinernen Kreuzstöcke der Fenster sind fast überall ausgebrochen; an einigen der
Gewände bemerkt man unter dem Anstrich alte Steinmetzzeichen:
welche an allen übrigen kurz vor und nach 1500 errichteten Bau-
werken vorkommen. In dieser Zeit muss denn auch das Wirtshaus
*) Vermutlich gleichbedeutend mit der »Stuben vf dem Schlaghaus darin der Vnder Stattknecht wohnt* (1615'.
**) Thudichum, R'echtsgesch. d. Wetteraul., S. 109 -113.
***) Meyer, Gesch. d. Stadt u. Pfarrei Büdingen S. 65 — 66.
t) Ebendas. S. 52.