BÜDINGEN MIT GROSSENDORF
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zum Schwanen , das grosse Form verwand tschaft mit dem steinernen Haus an der
Mühlpforte hat, entstanden sein. Das reich gegliederte Spitzbogenthor an der
Ostseite gegen die Strasse ist alt; das an der Nordseite gegen den Platz neu und
nicht stilgerecht. An letzterer Seite und an der Westseite der Hofreite stehen
noch Teile der alten inneren Stadtmauer, welche zum An- und Aufbau der Gebäu-
lichkeiten des Anwesens benutzt wurden.
Das Hausinnere, obgleich zu Mietswohnungen umgestaltet, hat noch im inneres
Untergeschoss einen Teil der alten Gewölbe und Keller. Brauerei und Brennerei
wurden nach Aufgeben der Wirtschaft gegen Ende der ersten Hälfte dieses Jahr-
hunderts entfernt. Im Erdgeschoss, das nach üblicher Bauweise der mittelalterlichen
Häuser eine geräumige Halle enthielt, so wie in den Obergeschossen ist von der
ehemaligen Einrichtung nichts erhalten.
Auf dem Dachboden des Hauses wird unter Gerümpel und Gegenständen
von geringem Kunstwert das in Holz geschnitzte Standbild eines Heiligen, der
eine Kapelle in der rechten Hand hält, aufbewahrt. Das Werk scheint dem
15. Jahrhundert anzugehören. Die Figur heisst, ohne triftigen Grund, nach
dem Namen des Schutzpatrons der Schützengesellschaft, dem h. Sebastian, das »Bestge«
und pflegt am »Bestgestag«, den 20. Januar, der Jugend vorgezeigt zu werden.
WOHNHÄUSER UND HÖFE. Die meisten Häuser von Büdingen haben Kennzeichnung
im ganzen noch ihr altertümliches Gepräge oder wenigstens ein schmuckes Stück
ihres einstigen Bestandes behalten. Die durchweg hölzernen Obergeschosse sind
jetzt meist verputzt, mitunter verschalt; seltener tritt das Fachwerk zu Tag, nur
das Erdgeschoss pflegt aus Stein zu sein.
Fast an jedem Hause der Altstadt findet sich etwas Bemerkenswertes: Hier Altstadt
ein zierliches Stichb ogen thürchen von 1576 am Haus No. 164, so wie ein
wirksam gekehltes spätgotisches S p i t z b og en t h o r am Haus No. 196/197, gegen-
über dem Rathaus, oder Hausmarkenschilde u.a. an Kellerthoren von 1577 nächst
der Stadtmauer hinter No. 201; dort ein grosser Thor bogen mit verziertem
Schlussstein, Schild- und Schnörkelwerk an einem ehemals adeligen Hof, No. 191
und 192, ungefähr gleichzeitig mit dem Nachbarhaus No. 190 (Plan S. 40 bei 5),
das die Jahreszahl 1609 trägt und mit Bossenquadern, Nischen u. dergl.
wirksam verziert ist. Ein schöner gotischer Erker, an dem sich das fast an allen
um 1500 errichteten Bauwerken Büdingens erscheinende Steinmetzzeichen:
vorfindet, ist mit anderen alten Bauteilen der ehemaligen Mehlthörwacht
an dem an dessen Stelle errichteten Melior'schen Hause an der Seemen-
brücke (Plan S. 40 bei 6 und Fig. 5': S. 96) erhalten; ein hübscher
Renaissance-Erker, mit reichem Masswerk, Wappenschilden, Fratzenköpfen
und der Jahreszahl 1560 versehen, (Fig. 47) schmückt das Rektoratshaus, Schloss-
gasse No. 22 (Plan S. 40 bei 9). Unmittelbar nebenan, No. 19, bemerkt man
einen stattlichen Thorbogen und in dessen Schlussstein dies Zeichen:
mit der Jahreszahl 1593. Zwei jonische Säulen dahinter tragen die
Stuckdecke der überbauten Durchfahrt des hohen Giebelhauses (Plan
S. 40 bei 10), dessen PIolz fach werk an der Strassenseite zwar verputzt
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zum Schwanen , das grosse Form verwand tschaft mit dem steinernen Haus an der
Mühlpforte hat, entstanden sein. Das reich gegliederte Spitzbogenthor an der
Ostseite gegen die Strasse ist alt; das an der Nordseite gegen den Platz neu und
nicht stilgerecht. An letzterer Seite und an der Westseite der Hofreite stehen
noch Teile der alten inneren Stadtmauer, welche zum An- und Aufbau der Gebäu-
lichkeiten des Anwesens benutzt wurden.
Das Hausinnere, obgleich zu Mietswohnungen umgestaltet, hat noch im inneres
Untergeschoss einen Teil der alten Gewölbe und Keller. Brauerei und Brennerei
wurden nach Aufgeben der Wirtschaft gegen Ende der ersten Hälfte dieses Jahr-
hunderts entfernt. Im Erdgeschoss, das nach üblicher Bauweise der mittelalterlichen
Häuser eine geräumige Halle enthielt, so wie in den Obergeschossen ist von der
ehemaligen Einrichtung nichts erhalten.
Auf dem Dachboden des Hauses wird unter Gerümpel und Gegenständen
von geringem Kunstwert das in Holz geschnitzte Standbild eines Heiligen, der
eine Kapelle in der rechten Hand hält, aufbewahrt. Das Werk scheint dem
15. Jahrhundert anzugehören. Die Figur heisst, ohne triftigen Grund, nach
dem Namen des Schutzpatrons der Schützengesellschaft, dem h. Sebastian, das »Bestge«
und pflegt am »Bestgestag«, den 20. Januar, der Jugend vorgezeigt zu werden.
WOHNHÄUSER UND HÖFE. Die meisten Häuser von Büdingen haben Kennzeichnung
im ganzen noch ihr altertümliches Gepräge oder wenigstens ein schmuckes Stück
ihres einstigen Bestandes behalten. Die durchweg hölzernen Obergeschosse sind
jetzt meist verputzt, mitunter verschalt; seltener tritt das Fachwerk zu Tag, nur
das Erdgeschoss pflegt aus Stein zu sein.
Fast an jedem Hause der Altstadt findet sich etwas Bemerkenswertes: Hier Altstadt
ein zierliches Stichb ogen thürchen von 1576 am Haus No. 164, so wie ein
wirksam gekehltes spätgotisches S p i t z b og en t h o r am Haus No. 196/197, gegen-
über dem Rathaus, oder Hausmarkenschilde u.a. an Kellerthoren von 1577 nächst
der Stadtmauer hinter No. 201; dort ein grosser Thor bogen mit verziertem
Schlussstein, Schild- und Schnörkelwerk an einem ehemals adeligen Hof, No. 191
und 192, ungefähr gleichzeitig mit dem Nachbarhaus No. 190 (Plan S. 40 bei 5),
das die Jahreszahl 1609 trägt und mit Bossenquadern, Nischen u. dergl.
wirksam verziert ist. Ein schöner gotischer Erker, an dem sich das fast an allen
um 1500 errichteten Bauwerken Büdingens erscheinende Steinmetzzeichen:
vorfindet, ist mit anderen alten Bauteilen der ehemaligen Mehlthörwacht
an dem an dessen Stelle errichteten Melior'schen Hause an der Seemen-
brücke (Plan S. 40 bei 6 und Fig. 5': S. 96) erhalten; ein hübscher
Renaissance-Erker, mit reichem Masswerk, Wappenschilden, Fratzenköpfen
und der Jahreszahl 1560 versehen, (Fig. 47) schmückt das Rektoratshaus, Schloss-
gasse No. 22 (Plan S. 40 bei 9). Unmittelbar nebenan, No. 19, bemerkt man
einen stattlichen Thorbogen und in dessen Schlussstein dies Zeichen:
mit der Jahreszahl 1593. Zwei jonische Säulen dahinter tragen die
Stuckdecke der überbauten Durchfahrt des hohen Giebelhauses (Plan
S. 40 bei 10), dessen PIolz fach werk an der Strassenseite zwar verputzt