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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0022

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kreis p:rbach

liegenden Falle nur die Mauertechnik Geltung zu beanspruchen; und diese hat
ebensowenig etwas gemein mit der trockenen Schichtung des Gesteines germanischer
Ringwälle wie mit dem nach Römerart bereiteten Bindemittel des mit Kieselstiicken
und Ziegelbrocken untermischten Mörtels. Der Mauermantel, soweit er noch er-
halten ist, besteht vielmehr aus regelmässig gelagerten, horizontalen Bruchsteinen
mit ungewöhnlich starken Mörtelfugen in der dem Mittelalter geläufigen gediegenen
Technik. Hiernach dürfte kein allzu grosses Wagniss in der Annahme liegen, dass
das Beerfurter Schlösschen eine kleine Veste des niederen Adels war und der
Gattung der sogen. Burgstadel oder wehrhaften Häuser angehörte, wie das
Mittelalter solche einfachen Wehranlagen nannte und worauf auch schon die obige
alte Benennung das steinerne Haus hindeutet. Die Erbauer dieser kleinen be-
festigten Rittersitze befolgten als Regel, die Veste auf einem schwer zugänglichen
Punkte unter möglichster Einschränkung des Raumes zu errichten. Es war dabei
keineswegs auf längere Widerstandsfähigkeit gegen förmliche Belagerungen, sondern
nur auf Sicherung gegen feindliche Ueberfälle, plötzliche Angriffe und kurze Be-
rennungen Bedacht genommen. Mit wenigen Ausnahmen sind diese kleinen thurm-
artigen Steinhäuser dem Loos der Vernichtung anheimgefallen. Um so werthvoller

o o o

erscheinen die Ueberreste des Beerfurter Schlösschens für die Beurtheilung ihrer
Grundanlage. Ob der frühere Zugang der Veste an einer der gegenwärtig in den
Mauerring gelegten Breschen sich befunden, ist wahrscheinlich; die betreffende
Stelle dürfte jedoch bei dem trümmerhaften Zustand dieser Oeftnungen nicht mehr
mit Sicherheit zu bestimmen sein.

III. BREITENBRUNN

ILIALDORF, nordöstlich von Erbach, südöstlich von Höchst, hiess
1273 Breitenburnen, vom 15. Jahrhundert an Breitenborn und
Breidenborn. Die Herren von Rosenbach besassen hier beträcht-
liche Güter, die schon im 13. Jahrhundert durch Kauf an das
Kloster Höchst gelangten.

Die Kirche, evangelische Filiale von Seckmauern, ist ein 1783 errichtetes
anspruchsloses Bauwerk, über welches in stilistischem Betracht die Bemerkung ge-
nügen mag, dass es in der Formgebung dem Rundbogenschema folgt. Nach einer
theihveisen Zerstörung durch Blitzschlag wurde das Gebäude erneuert, an Stelle
des früheren birnförmigen Dachreiters ein einfaches Giebelthiirmchen mit gerad-
linigem Helmdach aufgesetzt und der Treppenaufgang zur Empore von der Aussen-
seite der Kirche in das Innere verlegt. Auch das Westportal wurde damals um-
 
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