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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Kreis Erbach — Darmstadt, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.18295#0188

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MICHELSTADT

159

XVI. MICHELSTADT

| [ xl i\ T AT)T im Plumgau, an der Mümling, südöstlich von Darmstadt,
Ii off jl) nördlich von Erbach gelegen, früher Michelnstat (741),
(t Michlinstad (795), Michlinstadt (815), Michlenstat (819),
Michilinstat (821) genannt. Der Name wird theils aus dem

fj althochdeutschen 'mihil, mihhil, michel, in der Bedeutung gross erklärt,
theils auf den h. Erzengel Michael, als Schutzheiligen der Kirche und der Stadt,
zurückgeführt.

Das früheste Erscheinen von Michelstadt auf dem Schauplatz der Geschichte Geschichtliches
fällt in das Jahr 741. Damals erhielt der h. Burkhard, erster Bischof von Würz-
burg und Schüler des h. Bonifatius, den Ort von Herzog Karlmann, Hausmeier
des Königs Chilperich von Francien, als Schenkung. Es ist urkundlich nicht fest-
gestellt, ob der Bischof den Besitz persönlich angetreten hat; nur soviel ist er-
wiesen , dass er an seinem Lebensabend Willens gewesen, nach Michelstadt in
die Einsamkeit sich zurückzuziehen. Auf der Reise dahin zu Anfang des Jahres
754 wurde jedoch diese Absicht durch den Tod, welcher den h. Burkhard auf
Schloss Homburg am Main ereilte, vereitelt. So lautet die bisher allgemein an-
erkannte Auffassung über das Verhältniss des Bischofs zu dem Orte Michelstadt.

Nach einer neueren Version soll jedoch nicht Michelstadt im Odenwald, sondern
die unweit Schloss Homburg gelegene Oertlichkeit Einsiedeln im Spessart, früher
Michilunstatt und noch jetzt Michelsgarten genannt, unter Herzog Ivarlmann's
Schenkung zu verstehen sein. Wie dem auch sei, schon wenige Jahre nach dem
Ableben des h. Burkhard werden Ort und Cent Michelstadt i. O. urkundlich als
Besitzthum der fränkischen Könige genannt, bis Ludwig der Fromme i. J. 815
diese Dominialgüter als Schenkung verlieh und zwar dem gelehrten Historiographen,

Intendanten und Freund seines Vaters Karls des Grossen, Einhard und dessen
Gemahlin Imma.*) Einige Jahre darauf, am 12. September 8 ig, überliess das
freigebige fromme Ehepaar den Besitz, unter Vorbehalt lebenslänglicher Nutz-
niessung für sich und seine etwaige Nachkommenschaft, schenkungsweise der
Abtei Lorsch an der Bergstrasse. —- Den Grund zur Befestigung von Michelstadt
legte Abt Gerbodo durch die Erbauung einer Burg, sogen. Steinhauses, aller
Wahrscheinlichkeit an der Stelle, wo seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts das
jetzige Gräfliche Kellereigebäude steht. Im Jahre 1307 wurde die Burg vom Pfalz-
grafen Rudolf Herzog in Baiern zerstört und mit ihr ein beträchtlicher Theil
der Stadt in Asche gelegt. Nachdem Kaiser Friedrich II die gefürstete Abtei
Lorsch im Jahre 1232 aufgehoben und den Erzbischof Siegfried von Mainz

*) Näheres über Einhard, seine Stellang am kaiserlichen Hofe und die mit obiger Schenkung im Zusammen-
hang stehende Einhard-Basilika s. Abschnitt »XXX Steinbach«.
 
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