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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0244
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WIMPFEN I. TH.

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gedieh seine Vollführung nur bis zum Dachrand der benachbarten 17 m hohen Bau-
theile, Chor und Transsept. Für die Nicht Vollendung des dritten Geschosses bietet
übrigens die Schönheit der Einzelformen des Vorhandenen befriedigenden Ersatz.
Dem Untergeschoss wird zwar auch hier Licht und Luft durch einen ähnlichen
schmalen, spitzbogigen Mauerschlitz oberhalb des Sockelsimses zugeführt wie am
Nordthurm. Dagegen ist die Architektur der Lichlöffnungen des zweiten Geschosses
ungleich vielgestaltiger durchgebildet als dort, insofern die Giebelabschlüsse mit wohl-
abgewogenem Vierpassmaasswerk gefüllt sind, die Fensterpaare in grösserer Schlank-
heit zur Höhe hinanstreben und

ihre Wandungen aus säulenar- _

tigen Rundstäben mit kehlför-
migen Laubkapitälen bestehen,

eine Auszier, die im Gegensatz--

zu den Chorfenstern auch -auf i
die Mittelpfostung sich erstreckt. —
(Fig. 124.) In Allem und Jedem
ist in diesen Einzelformen eine ~1

edle Kraftfülle ausgedrückt, wie _J_

sie dem Charakter hochmonu-
mentaler Thurmarchitektur ent-
spricht. Das schon erwähnte stil-
tüchtige Chorkranzgesims setzt

sich am oberen Rande des---

Thurmtorso fort, den in Erwar-
tung seiner Vollendung ein _

stumpfes Zeltdach abdeckt. — ———
Das Thürmchen, sogen. Dach-
reiter, auf dem First der Chor- " "i 1 ' ' ' ' ! 1 i»
bedachung ist neu, ebenso sein F'S- >-3- Wimpfen im Thal. Ritterstiftskirchc St. Peter.
Glöckchen und die Glocken im Schallöffnung am nordöstlichen Chorthurm.
romanischen Südthurm, die aus den vor einigen Jahrzehnten umgeschmolzcnen alten
Glocken hergestellt wurden.

Zwischen den Thürmen und den östlichen Pfeilern des Querschiffes treten aus
dessen Umfassungsmauer zwei kleine Nebenapsiden oder Seitenchöre von 8m Seitenchore
Höhe in einer dem Hauptchor verwandten Polygongestaltung hervor. Diese in der
äusseren Erscheinung kapellenartigen Heiligthümer tragen zur Vervollständigung der
architektonisch-malerischen Wirkung der reich entwickelten Ostpartie erheblich bei.
Uebereinstimmend mit der Fensterarchitektur der Hauptapsis sind die Lichtöffnungen
der Xebenapsiden ebenfalls zweitheilig; das Maasswerk jedoch verlässt die Rosetten-
bildung zu Gunsten der für kleinere Bogenschlüsse geeigneteren Dreipassform. Die
0,75 m breiten und ebenso tiefen Strebepfeiler verjüngen sich in zwei Absätzen und
gehen oberhalb des gekehlten Dachgesimses in gedrungene Fialen ohne plastischen
Schmuck über. An Stelle der Bedachung der beiden Nebenapsiden mit flach ge-
schweiften welschen Hauben aus dem Stadium der Spätrenaissance sind neuerlich in
 
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