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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0292
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WIMPFEN I. TH.

25Q

A • D ■ \628 DIE \8 ■ FEBRVAR • OBIIT • RD TOBIAS LEVT
WEINHEMIENSIS SEXPREBEND ■ C ■ A • R • I • P •

JOHANNES GEMMINGER SEXPRAEBENDARIVS OB AD- \657
8 JVLI •

AD- ^695 DIE 23 JAN ■ OBIIT P • R ■ D • HIEREMI AS MERZ S • S •
C • C • DIV • ECCLESS • EQVEST • IN VALLE WIMP • ET COLLEG ■ S •
PAVLI WORMAT ■ RESP • DECANVS CVSTOS ET CANONICVS CA-
PIT • NEC NON SER • PRINCIPIS ET EPISCOPI WORMATIENSIS CON-
SILIARIVS ET ECCLESIAE PROVICARIVS • SPIRIT •

Das Innere des Langhauses besitzt das Gepräge edler frühgothischer Langh;
Durchbildung in allseitiger Uebereinstimmung mit den an Chor und Querschift' herr- nna
sehenden Grundformen. (Vergl. Fig. 131 u. 132 S. 232 u. 233, sowie Fig. 159 S. 260.)
In gleicher Höhe streben Hochschiff, Vierung und Vorchor dem Altarheiligthum im
Chorhaupt zu. Die Abmessungen des Hochschiffes sind: 15,75 m Höhe zu durch-
schnittlich 8,5 m Breite. Aus den auch hier vorkommenden erheblichen Jochver-
schiebungen ergeben sich abweichende Längenabmessungen. Die nördliche Länge
des Bauthciles beträgt 23,50 m, während die südliche Länge nur 20,50 m misst. Die
Maasse der Seitenschiffe sind: 9 m Höhe zu 5,50 m Breite.

Je vier Arkaden scheiden das Hochschiff von den Nebenschiffen und stützen die pfcii,
basilikale Hochwand. Während die Pfeiler der Vierung zwischen den alten und I!'
jungen Diensten mitunter eckige Gliederungen aufweisen, sind die Pfeiler der Arkaden
völlig rund und mit vier stärkeren und vier schwächeren Diensten in der Art besetzt,
dass sie den Pfeilerkern frei lassen. (Fig. 160.) Die Gewülbeslützen an den Hoch-
wänden der Nebenschiffe bestehen aus je drei Diensten: einem alten Dienst in Form
einer Dreiviertelsäule in der Mitte und zwei jungen Diensten an den Seiten. Auch
hier bilden Laubbüschel den Schmuck der Kapitale. An der Mittelschiffseite steigen
die Dienste bis zu dem unterhalb des Lichtgadens hinziehenden Gesims empor, wo
die mit fein ausgebildetem Laubwerk büschelweise geschmückten Kelchkapitäle die
Gurten und Rippen aufnehmen. Die Scheidbögen sind lebhaft gegliedert, mit unge-
wöhnlich breiten Flächen in der Mitte und birnförmigen Profilen an den Ecken.
Aehnlich sind die Quergurtbögen behandelt; die Diagonalrippen aber beschränken
sich auf abgefaste Birnformen. Die Fensterarchitcktur mit gegliederter Umrahmung
und gesetzlich klarer Maasswerkfüllung tritt wie am Aussenbau so auch im Inneren
wirksam in die Erscheinung. Die Oberwand zwischen Arkatur und Lichtgaden ist
ohne architektonische Einzelformen. An Stelle des in der französischen Gothik be-
liebten Triforiums waren ohne Zweifel malerische Darstellungen zur Zier der leeren
Hochwandfelder bestimmt. Die Anordnung der Felder weist geradezu auf das
Erforderniss eines solchen Schmuckes hin. In welchem Umfang die Ausmalung im
Mittelalter stattgefunden und ob die schlimmbessernde Tüncherquaste des vorigen
Jahrhunderts den Gemäldecyklus nur überstrichen und dadurch vor gänzlichem Ruin
bewahrt hat, bleibt eine offene Frage bis zur Vornahme gründlicher Untersuchungen
an Ort und Stelle, die hoffentlich nicht ausbleiben werden.

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