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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0356
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EHEMALIGER KREIS WIMPFEN

Figur soll aus der Pfarrkirche stammen, mit deren Architektur sie denn auch
in stilistischer Uebereinstimmung steht. Dagegen mag es, auf den ersten Blick
wenigstens, befremden, wenn von einer im Deutschen Haus aufbewahrten Spät-
renaissance-Holzskulptur — eine aus Akanthuslaub hermenartig hervorwachsende,
nichts weniger als kirchliche weibliche Halbfigur mit Blumen in den Händen
darstellend — die gleiche Herkunft behauptet wird. Hat es aber damit seine
Richtigkeit, so wäre, wie in so vielen anderen Fällen, auch hier dargethan,

dass Barocco und Rococo
durchaus kein Bedenken
trugen, figürliche Motive
der Profankunst in die Or-
namentik der Sakralkunst
einzuführen. Die Figur ge-
mahnt an eine Allegorie des
Frühlings und scheint als
Schmuckstück eines Empo-
renaufganges oder eines Or-
gelgehäuses gedient zu ha-
ben; aus bedeutender Meis-
terhand ist übrigens das
Werk nicht hervorgegangen.
— Eine tüchtige tektonische
Leistung ist im Deutsch-
herrnhause der Keller. Der
Eingang liegt unter der Frei-
treppe und führt in einen
Tiefbau, dessen Raum das
ganze Areal des Gebäudes
einnimmt. Als Stützen die-
Jf?3 nen zwei Reihen von je vier
aufgemauerten Pfeilern, zwi-
schen denen Kreuzgewölbe
Fig. 188. Kürnbach. »Zum Rothen Ochsen.* . „ . , . . ,

_ , „ • im Stichbogen sich aus-

racnwerkbaic von 1005.

spannen und dem Ganzen

nicht nur tektonisch, sondern auch künstlerisch eine gewisse Wirkung sichern.
Facinveikbauten Das Gasthaus zum rothen Ochsen H 73 ist ein bemerkenswerther Fach-

werkbau von 1665. (Fig. 188.) Im Erdgeschoss wölbt sich ein Rundbogen von an-
sehnlicher Spannweite als Kellereingang. Das Hauptgeschoss springt über das Unter-
geschoss beträchtlich vor und ruht auf kräftigen Holzpfeilern, welche die Gesammtlast
des dreistöckigen Gebäudes tragen. An dem folgenden Geschoss treten Aus-
ladungen nur an den Seiten auf. Simszüge und Riegelwerk bekunden durchweg ein
bewusstes Streben nach gediegener Balkenfügung und geordneter Gliederung. —
Das Wohnhaus H 30 ist ebenfalls ein durch sorgfältiges Stütz- und Riegelwerk aus-
gezeichneter Fachwerkbau.
 
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