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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0155
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WORMS

HISTORISCHE EINLEITUNG

Uberblick über
die Geschichte
der Stadt

LADT, Sitz der Verwaltung des Kreises Worms, früher Frei- und Reichs-
stadt. Urkundliche Namensformen sind: Vvormatia 627, Vuangiona
civitas 770, civitas Vangionum, quae cognominatur Wormacia 771,
Wannia 979, Wangia 11. Jahrhundert, 1. Hälfte, Wormeze 1283,

Wormize 1287, Wormesze 1300.

Die eigentliche Stadt liegt 400 m westwärts des Rheins. Zwischen Stadt
und Rhein fliesst ein Arm des letzteren, der Giesen, eine Insel bildend, die Kissel-
wiese. In den Giesen fliesst der Eisbach; das Land zwischen beiden wird von
der Vorstadt: Die grosse und die kleine Fischerweide eingenommen. Der Eisbach
strömt, so ziemlich in der Richtung von Süden nach Norden, an der ganzen Ost-
seite der Stadt und dem mittelaltrigen Mauerring her. Fast überall noch wird der
Kern der Stadt und der älteste Teil in seinen Grenzen durch diesen Mauerring
oder seine Reste bezeichnet. Seine Form ist die eliptische, doch springt im Süd-
westen eine scharfe Ecke vor; hier, wo sich das Terrain erhebt, liegen Dom,
Magnuskirche, Andreaskirche, hier lag die bischöfliche Burg. Dieser Südwestteil
bildete den Sitz der bischöflichen Macht. Durch den breiten Markt getrennt,
schliesst sich daran nach Osten die Stadt, auf flachem Terrain, ohne besondere
Erhebung oder Senkung. Nahe an die östliche Grenze, da wo jetzt das Paulus-
stift steht, war die Herzogsburg gerückt, deren Zerstörung durch den Bischof einen
Markstein in der Geschichte der Stadt bedeutete; um sie gruppierten sich die
ältesten Strassen des bürgerlichen Worms. So haben wir zwei Centren, in der
Tiefe die Wasserburg des Herzogs, auf dem Hügel das Schloss des Bischofs und
den Dom, der auch seine Burg war. Lange, bis in die modernen Zeiten hinein
bildete der Bezirk von Dom und Bischofshof einen abgeschlossenen Teil für sich,
den das Mittelalter mit eignen Befestigungen umgeben hatte, auch rechtlich als
besondere Immunität getrennt von der übrigen Stadt. Diese war sehr früh über
den inneren Kern hinausgewachsen, grosse Stifter und Klöster wurden ausserhalb
der Mauern gegründet, Vorstädte entstanden nach Süden, Westen, Norden, am
frühesten im Norden, wo die alte Kirche St. Amandus lag und später der stolze
Bau von Liebfrauen entstand, welche Vorstädte dann durch einen zweiteren äusseren
Mauerring mit gewaltigen Türmen und Thoren umzogen wurden. Heute dehnen
sich in allen jenen Richtungen neu angelegte Strassen und grosse Fabrikanlagen aus.
 
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