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Wörner, Ernst
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Rheinhessen: Kreis Worms — Darmstadt, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.18790#0326

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KREIS WORMS

lieh des obengenannten Tafelackers. Hier wurden u. a. ein Herkules von Bronze
gefunden, der nach Darmstadt kam, und eine grosse aus Kupfer getriebene über-
silberte Schale, deren jetziger Aufbewahrungsort nicht zu ermitteln ist*). Inner-
halb der Stadt werden dauernd römische Funde gemacht, worauf wir hier nicht
weiter eingehen können.

STADTWAPPEN UND STADTSIEGEL

Stadtwappen Das heutige Wappen der Stadt Worms ist in rotem Felde ein silberner,

und ° 11

Stadtsicgei schräg rechts liegender Schlüssel mit niederwärts gekehrtem Ringe und Schliessplatte.

In der oberen Ecke links steht ein fünfstrahliger, goldener Stern. Der Schild wird
von einem geflügelten Drachen gehalten**). Von allen diesen Bestandteilen ist das
ursprüngliche nur der Schlüssel. Die Tinkturen des Wappens sind erst aus einer
Zeit erhalten, da das Wappenbild schon lange bestand; die Stellung des Schlüssels
bleibt sich nicht gleich; an in Relief ausgeführten Wappen im Stadthaus aus dem
17. Jahrhundert steht er nach links und auch an den an Grenzsteinen angebrachten
Wappen und an gemalten Wappen aus dem 18. Jahrhundert, wie an Münzen aus
dem gleichen Jahrhundert kommen Abweichungen in der Stellung vor. Zuweilen
erscheinen zwei Drachen. Vor allem aber fehlt der Stern vor dem Anfang des
vorigen Jahrhunderts. Er fehlt an den alten Grenzsteinen, an den Schlusssteinen
des Stadthauses aus 1600 und 1672, an dem über dem Sparkasseeingang des
Stadthauses ausgehauenen Wappen, an Münzen aus den Jahren 1614 bis 1622, an
zwei Wappen im Paulusmuseum aus iööi und 1662, an bei Schannat I, Taf. VI
abgebildeten Gerichtssiegeln, an der Zunftfahne von 1700 im Paulusmuseum. In
demselben Museum befinden sich Ratstafeln mit gemalten Wappen aus dem 18. Jahr-
hundert, diejenigen von 1711 haben den Stern nicht, in 1712 kommt der Stern
teilweise vor, von da an res;elmässio\ Aber die Strahlen sind verschieden; wir haben
neben den vierstrahligen auch sechs- und achtstrahlige Sterne, sechsstrahlige namentlich
auf den Rahmen der Kaiserbilder im Stadthaus, achtstrahlige auf den oben erwähnten
Holzschnitten, den Münzen und Medaillen. Eine gemalte Darstellung des vollständigen
Wappens aus dem Jahr 1715 findet sich in dem im Stadtarchiv aufbewahrten
Wormbsischen Commissionsprotokoll (17 15 — ijgz).

Der Schlüssel als Wappen findet sich auf alten Siegeln; die Abbildungen bei
Günther bringen ein Stadtsiegel aus dem Jahr 1352 (der Stern ist hier sicherlich
irrtümlich), ein Siegel der Dreizehnmänner aus 1616 (beidemal ist ein Drache
Schildhalter) und ein Stadtsiegel aus 1691. Doch existierten im Mittelalter noch ein
grosses Stadtsiegel, Petrus thronend mit Schlüssel und Buch vor einer romanischen
Kirche mit Kuppel und zwei Türmen, bei deren Darstellung sicher an den Dom
gedacht worden ist***).

*) Weckerling a. a. O. S. 29 ff.
**) Günther, Hess. Arch. III, Nr. XI, S. 153 u. d. Abb. Becker, Beitr. zur Gesch. der Frei- u. Reichs-
stadt Worms S. 30.

***) Günther, im hess, Archiv VII, S. 379, woselbst eine Abbildung, und die Siegel an Urkunden im Stadtarchiv.
 
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