Burglengenfeld.
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Matrikel R., S. 379.) Die Burglengenfelder Lokaltradition behauptet, daß das Altar- Burgruine,
blatt der Schloßkapelle in der Pinakothek in München sich befindet. (Regensburger Aite
Conversationsblatt vom 26. Sept. 184g: »Das Altarblatt der Schloßkapelle ist noch ^schfetbungen.
jetzt ein Schmuck der Pinakothek in München.«) DIETRICH, S. 59, schreibt: »Das
vorhandene Altarblatt »Der Engelsturz von Rubens« wurde von Kronprinz Ludwig
sogleich nach München abverlangt und prangt jetzt in der Pinakothek daselbst.«
Die Lokaltradition ist nicht stichhaltig. Die Angaben im »Katalog der Gemälde-
sammlung der Kgl. älteren Pinakothek in München« bei den drei, den Engelsturz
behandelnden Bildern von P. P. Rubens (Nr. 736—738) gewähren der Tradition
keine Stütze. Danach stammen die drei Bilder aus der Düsseldorfer Galerie. Nr. 736
wurde von Kurfürst Johann Wilhelm aus Neuburg nach Düsseldorf versetzt. Inter-
essant ist immerhin, daß zur selben Zeit, als Wolfgang Wilhelm die Burglengenfelder
Schloßkapelle St. Michael restaurieren ließ, laut einem Briefe des P. P. Rubens vom
ri. Oktober 1619 ein Michaelsaltarblatt für Wolfgang Wilhelm in Arbeit ist. (ADOLF
RosENBERG, Rubensbriefe, Leipzig 1881, S. gg, g9.) Doch soll dieses Gemälde für
Neuburg bestimmt gewesen und dort später nachweisbar sein. (A. a. O. S. g9.)
Uber die Rubensgemälde in Neuburg und ihre Versetzung nach Düsseldorf vgl. auch
Neub. Koll.-Bl. 1841, S. 32—41; 184g, S. 44; 1893, S. 76—77.
Im November 1633 wurde die Festung Burglengenfeld von dem schwedischen SchwedenMeg.
Oberst Rosen eingenommen »vnnd 21 Stück Geschütz beneben einem großen Vorraht
sonsten gefunden vnd die Statt wolbesetzt«. (Theatrum Europaeum, Frankfurt
1639, III, 138. — MERiAN, Topographia Bavariae 1644, S. 10 f. — G. DROYSEN,
Bernhard von Weimar, Leipzig I [188g], 316.) Und 1641 nahmen die Schweden
Burglengenfeld abermals ein. Die Stadt wurde niedergebrannt. (Theatrum Europaeum
IV [1643], 635. — MERiAN, S. 10 f.) Wenn, wie angegeben wird (DIETRICH, S. 4g, g7),
die Schweden wirklich im Schlosse Feuer gelegt haben sollten, so müßte dasselbe
auf kleinen Umfang beschränkt worden sein. Denn in den Bauakten wird um
diese Zeit keine größere Wiederherstellung erwähnt. Nur die Stadt ist 1641
abgebrannt.
v. REiSAcn (S. 82 f.) gibt 1780 eine kurze Beschreibung des Schlosses (ab-
gedruckt bei DiETRiCH, S. g6 ff.). Auf dieser beruhen die Angaben im Geographisch-
Statistisch-Topographischen Lexikon von Baiern, Ulm I (1790), 43g if.
1803 befahl die kurfürstliche Landesdirektion in Neuburg den Verkauf des Abbruch.
Schlosses. Da die sämtlichen Gebäude nur auf 3600 Gulden abgeschätzt wurden,
so versuchte man durch den Abbruch der Burg und den Verkauf der Baumaterialien
mehr herauszuschlagen. Der Abbruch begann 1806 und wurde mehrere Jahre (nament-
lich 1813 und 1814) fortgesetzt, bis Kronprinz Ludwig dem Vandalismus ein Ende
bereitet haben soll. (DIETRICH, S. g7 ff.) Der Hauptbau mit dem ganzen inneren
Schloß mit Ausnahme des runden Turmes war dem Abbruch bereits zum Opfer
gefallen. Türstöcke und Fenstergesimse wurden an verschiedenen Häusern der Stadt
verwendet. Eine steinerne Bank, auf deren Wangen Vasen mit Blumenstengeln,
nach welchen eine Schlange züngelt, aus der Zeit um 1720, ist jetzt im Postgarten
(an der Straße nach Regenstauf) zu sehen. Das Kastnerhaus diente bis 183g als
Rentamt. 1864 ging die Burg um den Betrag von 3400 Gulden an den Kreis Ober-
pfalz und Regensburg über, der im früheren Kastenamts- oder Rentamtsgebäude eine
Anstalt für verwahrloste Knaben einrichtete. 1874 wurde diese Anstalt in den früheren
Zehntkasten auf der Burg verlegt. (DiETRiCH, S. g.) Die Reste der Burg werden
sorgfältig erhalten.
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Matrikel R., S. 379.) Die Burglengenfelder Lokaltradition behauptet, daß das Altar- Burgruine,
blatt der Schloßkapelle in der Pinakothek in München sich befindet. (Regensburger Aite
Conversationsblatt vom 26. Sept. 184g: »Das Altarblatt der Schloßkapelle ist noch ^schfetbungen.
jetzt ein Schmuck der Pinakothek in München.«) DIETRICH, S. 59, schreibt: »Das
vorhandene Altarblatt »Der Engelsturz von Rubens« wurde von Kronprinz Ludwig
sogleich nach München abverlangt und prangt jetzt in der Pinakothek daselbst.«
Die Lokaltradition ist nicht stichhaltig. Die Angaben im »Katalog der Gemälde-
sammlung der Kgl. älteren Pinakothek in München« bei den drei, den Engelsturz
behandelnden Bildern von P. P. Rubens (Nr. 736—738) gewähren der Tradition
keine Stütze. Danach stammen die drei Bilder aus der Düsseldorfer Galerie. Nr. 736
wurde von Kurfürst Johann Wilhelm aus Neuburg nach Düsseldorf versetzt. Inter-
essant ist immerhin, daß zur selben Zeit, als Wolfgang Wilhelm die Burglengenfelder
Schloßkapelle St. Michael restaurieren ließ, laut einem Briefe des P. P. Rubens vom
ri. Oktober 1619 ein Michaelsaltarblatt für Wolfgang Wilhelm in Arbeit ist. (ADOLF
RosENBERG, Rubensbriefe, Leipzig 1881, S. gg, g9.) Doch soll dieses Gemälde für
Neuburg bestimmt gewesen und dort später nachweisbar sein. (A. a. O. S. g9.)
Uber die Rubensgemälde in Neuburg und ihre Versetzung nach Düsseldorf vgl. auch
Neub. Koll.-Bl. 1841, S. 32—41; 184g, S. 44; 1893, S. 76—77.
Im November 1633 wurde die Festung Burglengenfeld von dem schwedischen SchwedenMeg.
Oberst Rosen eingenommen »vnnd 21 Stück Geschütz beneben einem großen Vorraht
sonsten gefunden vnd die Statt wolbesetzt«. (Theatrum Europaeum, Frankfurt
1639, III, 138. — MERiAN, Topographia Bavariae 1644, S. 10 f. — G. DROYSEN,
Bernhard von Weimar, Leipzig I [188g], 316.) Und 1641 nahmen die Schweden
Burglengenfeld abermals ein. Die Stadt wurde niedergebrannt. (Theatrum Europaeum
IV [1643], 635. — MERiAN, S. 10 f.) Wenn, wie angegeben wird (DIETRICH, S. 4g, g7),
die Schweden wirklich im Schlosse Feuer gelegt haben sollten, so müßte dasselbe
auf kleinen Umfang beschränkt worden sein. Denn in den Bauakten wird um
diese Zeit keine größere Wiederherstellung erwähnt. Nur die Stadt ist 1641
abgebrannt.
v. REiSAcn (S. 82 f.) gibt 1780 eine kurze Beschreibung des Schlosses (ab-
gedruckt bei DiETRiCH, S. g6 ff.). Auf dieser beruhen die Angaben im Geographisch-
Statistisch-Topographischen Lexikon von Baiern, Ulm I (1790), 43g if.
1803 befahl die kurfürstliche Landesdirektion in Neuburg den Verkauf des Abbruch.
Schlosses. Da die sämtlichen Gebäude nur auf 3600 Gulden abgeschätzt wurden,
so versuchte man durch den Abbruch der Burg und den Verkauf der Baumaterialien
mehr herauszuschlagen. Der Abbruch begann 1806 und wurde mehrere Jahre (nament-
lich 1813 und 1814) fortgesetzt, bis Kronprinz Ludwig dem Vandalismus ein Ende
bereitet haben soll. (DIETRICH, S. g7 ff.) Der Hauptbau mit dem ganzen inneren
Schloß mit Ausnahme des runden Turmes war dem Abbruch bereits zum Opfer
gefallen. Türstöcke und Fenstergesimse wurden an verschiedenen Häusern der Stadt
verwendet. Eine steinerne Bank, auf deren Wangen Vasen mit Blumenstengeln,
nach welchen eine Schlange züngelt, aus der Zeit um 1720, ist jetzt im Postgarten
(an der Straße nach Regenstauf) zu sehen. Das Kastnerhaus diente bis 183g als
Rentamt. 1864 ging die Burg um den Betrag von 3400 Gulden an den Kreis Ober-
pfalz und Regensburg über, der im früheren Kastenamts- oder Rentamtsgebäude eine
Anstalt für verwahrloste Knaben einrichtete. 1874 wurde diese Anstalt in den früheren
Zehntkasten auf der Burg verlegt. (DiETRiCH, S. g.) Die Reste der Burg werden
sorgfältig erhalten.
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