Kunststatistische Übersicht.
I5S
16iß die Pfarrkirche in Hemau besichtigt (Kunstdenkmäler der Oberpfalz, Heft IV,
B.-A. Parsberg, S. 100), Christoph Adam Keller, der sich 1700 um die Restaurierung
der gleichen Kirche bewirbt (a. a. 0. IV, 100), Johann Jakob Viechtl, der 1745 einen
Voranschlag für den Chorbau iii Wiefelsdorf (vgl. oben S. 146) und 1760 einen Plan
für den Neubau der Pfarrkirche in Beratzhausen einreicht (Kunstdenkmäler der
Oberpfalz IV, ßo) — alle drei Maurermeister in Burglengenfeld.
II. PROFANE BAUKUNST.
Weit bedeutender als der Kirchenbau ist der Profanbau des Bezirks. Voran
stehen die großen Burgruinen von Burglengenfeld und Kallmiinz, beide gleich aus-
gezeichnet durch weithin die Gegend beherrschende landschaftliche Lage wie durch
kunstgeschichtliches Interesse. Schloß Burglengenfeld, noch vor 100 Jahren unter
Dach, ist erst durch den Unverstand und die Gewinnsucht der Neuzeit zur Ruine
geworden. Die Anlage eines quadratischen und eines runden Bergfrieds teilt Burg-
lengenfeld mit Donaustauf, B.-A. Stadtamhof, und Hohenfels, B.-A. Parsberg (Kunst-
denkmäler der Oberpfalz, Heft IV, S. iß4 f.). Die Mauertechnik an den erhaltenen
Teilen der Burg ist allenthalben verschieden; sie gewährt dem vergleichenden Studium
beachtenswertes Material. Die Schießscharten des Pulverturms zeigen eine Holz-
konstruktion, die sonst nur sehr selten erhalten ist. Kallmünz ist vor allem merk-
würdig als frühes Beispiel einer wehrbaulichen Anlage mit halbrunden Mauertürmen.
Die halbrunden Mauertürme, welche in Burglengenfeld noch vollständig fehlen,
zeigen, daß Kallmünz nach einem vorgeschritteneren Befestigungssystem erbaut ist.
Die romanischen und frühgotischen Fensterdetails der beiden Säle bekunden einen
in oberpfälzischen Burgen ungewöhnlichen Reichtum an dekorativen Details.
Die übrigen Burgruinen des Bezirks treten hinter diesen stattlichen landes-
fürstlichen Hochburgen bescheiden zurück. Immerhin bieten auch die Ruinenreste
von Bergheim, Holzheim, Pettenhof und Teublitz Interessantes. Bei Duggendorf ist
nur ein Burgstall erhalten.
Unter Dach ist noch das malerische alte Schloß in Leonberg, in Anlage und
Hauptmauern mittelalterlich, aber um 1600 verändert.
In die Periode der deutschen Renaissance, die durch die Verquickung gotischer
Formen mit den importierten welschen Ornamenten charakterisiert ist, führen uns
(außer Leonberg) das Schloß in Kirchenödenhart von rg6g mit seinen stattlichen
vier Ecktürmen, das Hammerschloß in Rohrbach von 1587, der Vorhof des statt-
lichen Schlosses Fronberg mit seinen Lauben von 1587, das schön am Fuße eines
Berges hingelagerte Schloß Münchshofen (um 1597), das Hammerschloß in Ettmanns-
dorf von 1600 und das aus gleicher Zeit stammende obere Schloß in Schmidmiihlen,
letzteres von ungewöhnlicher Bedeutung durch seine Wandmalereien. Den ent-
wickelteren Renaissancestil der Zeit um i6go bekundet der Hauptbau in Fronberg.
Dem Barock gehören an das Schloß in Traidendorf (1684), das untere Schloß
in Schmidmühlen und das neue Schloß in Ettmannsdorf (um 1700), das stattliche,
turmgeschmückte Pirkensee (1734). Ein vereinzeltes, reizvolles Beispiel einer voll-
kommen italienischen Villa der Spätrenaissance ßnden wir zu unserer Verwunderung
I5S
16iß die Pfarrkirche in Hemau besichtigt (Kunstdenkmäler der Oberpfalz, Heft IV,
B.-A. Parsberg, S. 100), Christoph Adam Keller, der sich 1700 um die Restaurierung
der gleichen Kirche bewirbt (a. a. 0. IV, 100), Johann Jakob Viechtl, der 1745 einen
Voranschlag für den Chorbau iii Wiefelsdorf (vgl. oben S. 146) und 1760 einen Plan
für den Neubau der Pfarrkirche in Beratzhausen einreicht (Kunstdenkmäler der
Oberpfalz IV, ßo) — alle drei Maurermeister in Burglengenfeld.
II. PROFANE BAUKUNST.
Weit bedeutender als der Kirchenbau ist der Profanbau des Bezirks. Voran
stehen die großen Burgruinen von Burglengenfeld und Kallmiinz, beide gleich aus-
gezeichnet durch weithin die Gegend beherrschende landschaftliche Lage wie durch
kunstgeschichtliches Interesse. Schloß Burglengenfeld, noch vor 100 Jahren unter
Dach, ist erst durch den Unverstand und die Gewinnsucht der Neuzeit zur Ruine
geworden. Die Anlage eines quadratischen und eines runden Bergfrieds teilt Burg-
lengenfeld mit Donaustauf, B.-A. Stadtamhof, und Hohenfels, B.-A. Parsberg (Kunst-
denkmäler der Oberpfalz, Heft IV, S. iß4 f.). Die Mauertechnik an den erhaltenen
Teilen der Burg ist allenthalben verschieden; sie gewährt dem vergleichenden Studium
beachtenswertes Material. Die Schießscharten des Pulverturms zeigen eine Holz-
konstruktion, die sonst nur sehr selten erhalten ist. Kallmünz ist vor allem merk-
würdig als frühes Beispiel einer wehrbaulichen Anlage mit halbrunden Mauertürmen.
Die halbrunden Mauertürme, welche in Burglengenfeld noch vollständig fehlen,
zeigen, daß Kallmünz nach einem vorgeschritteneren Befestigungssystem erbaut ist.
Die romanischen und frühgotischen Fensterdetails der beiden Säle bekunden einen
in oberpfälzischen Burgen ungewöhnlichen Reichtum an dekorativen Details.
Die übrigen Burgruinen des Bezirks treten hinter diesen stattlichen landes-
fürstlichen Hochburgen bescheiden zurück. Immerhin bieten auch die Ruinenreste
von Bergheim, Holzheim, Pettenhof und Teublitz Interessantes. Bei Duggendorf ist
nur ein Burgstall erhalten.
Unter Dach ist noch das malerische alte Schloß in Leonberg, in Anlage und
Hauptmauern mittelalterlich, aber um 1600 verändert.
In die Periode der deutschen Renaissance, die durch die Verquickung gotischer
Formen mit den importierten welschen Ornamenten charakterisiert ist, führen uns
(außer Leonberg) das Schloß in Kirchenödenhart von rg6g mit seinen stattlichen
vier Ecktürmen, das Hammerschloß in Rohrbach von 1587, der Vorhof des statt-
lichen Schlosses Fronberg mit seinen Lauben von 1587, das schön am Fuße eines
Berges hingelagerte Schloß Münchshofen (um 1597), das Hammerschloß in Ettmanns-
dorf von 1600 und das aus gleicher Zeit stammende obere Schloß in Schmidmiihlen,
letzteres von ungewöhnlicher Bedeutung durch seine Wandmalereien. Den ent-
wickelteren Renaissancestil der Zeit um i6go bekundet der Hauptbau in Fronberg.
Dem Barock gehören an das Schloß in Traidendorf (1684), das untere Schloß
in Schmidmühlen und das neue Schloß in Ettmannsdorf (um 1700), das stattliche,
turmgeschmückte Pirkensee (1734). Ein vereinzeltes, reizvolles Beispiel einer voll-
kommen italienischen Villa der Spätrenaissance ßnden wir zu unserer Verwunderung