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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0218
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178

I. B.-A. Ochsenfurt.



Nördlich von dieser Tür eine zweiteilige Fenstergruppe zu je drei Fenstern; Mittel-
pfosten mit Maßwerkblendnische, darin die Jahreszahl A^py. Ein analoges dreiteiliges
Fenster auf der Nordseite. Südlich von der Eingangstüre in rechteckiger, übereck
gestellter Nische mit Profilrahmen das Ochsen-
furter Stadtwappen in Relief aus der Erbauungs-
zeit des Rathauses.
An der südwestlichen Ecke des ersten
Obergeschosses Sandsteinstatue St. Maria
mit Rind. (Fig. 127.) Überlebensgroße, sehr
gute spätgotische Arbeit von A^pc? zufolge der
zu Füßen der Madonna angebrachten Jahreszahl.
Faltenwurf und Haar von zügiger Behandlung,
Ausdruck sehr lebensvoll. Die plastische Auf-
fassung der Figur ist älter wie die Art Riemen-
schneiders. Ob die Statue mit den Figuren
St. Michael und St. Andreas in der Michaels-
kirche (vgl. oben S. 155) in eine Reihe zu setzen
ist, scheint nicht sicher. (Vgl. E. TöNNins, Til-
mann Riemenschneider, Straßburg 1900, S. 234,
woselbst weitere Literaturangaben.) Die Statue
steht auf einer mit Astwerk reich verzierten
Konsole, zu deren Linken auf einem eingeritzten
Spruchband sich die oben erwähnte Jahreszahl
und darunter das Steinmetzzeicheh ^ befinden.
Darunter Sandsteintafel mit der Inschrift
in gotischen Minuskeln: .y/Aj /AEw (— hominum) -
rA/%?' (— coelique) zAyv A/Ah / r/A /vA/i '
<?/ yOz/y/w (— faustum) r;?;yA ?'/<?/<?/* /Ar. Das
Schutzdach über der Statue wurde 1907 unter
Leitung des Kgl. Generalkonservatoriums aus-
geführt.
Das zweite Obergeschoß kragt an der
Westseite mäßig vor. Fachwerk, verputzt. Ein-
fache rechteckige Fenster; an der südlichen
Giebelseite erkerartiger Ausbau.
Aus der Mitte der Westseite wächst das
Uhrtürmchen hervor, eine achteckige, zwei-
geschossige Holzkonstruktion mit spitz zulaufen-
der Einziehung nach unten und achtseitigem
Helm. (Fig. 128.) Das Ganze mit Schiefer ver-
^ kleidet. In dem Türmchen ist eine Uhr mit
Ociisenfurt. Rathaus. Madonna. originellem Spielwerk aufgestellt: nach jedem
* Stundenschlag öffnen sich die unteren Fenster:
in der Mitte erscheint der Tod als Gerippe und stürzt sein Stundenglas um, zu den
Seitenfenstern schauen zwei Ratsherren heraus, in einem kleinen Fenster unterhalb
öffnet ein graubärtiger Kopf den Mund, angeblich um die Stunde auszurufen, darunter
erscheint eine Jungfrau, welche sich verneigt; über den Zifferblättern an dem Dach-
ansatz vor der Sturmglocke stoßen sich zwei rote Ochsen mit den Hörnern. Die
 
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