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Karlinger, Hans [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (3,1): Bezirksamt Ochsenfurt — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26554#0260
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L B.-A. Ochsenftut.

Ehem. Burg, von der Abtei Fulda mit Röttingen belehnt werde. (WELLER II, Nr. 86.) 1345 ver-
Geschichte. kauften Kraft von Hohenlohe und seine Gattin Anna die Herrschaft Röttingen mit
Burg und Stadt sowie die Herrschaften Ingolstadt und Reichelsberg für 1700 % Heller
an das Hochstift Würzburg vorbehaltlich der Genehmigung von seiten der Abtei
Fulda, welche im gleichen Jahre erfolgte. (Ebenda, Nr. 691, 707.) 1356 verpfändete
der Würzburger Fürstbischof Albrecht von Hohenlohe Burg und Stadt vorüber-
gehend an den Grafen Eberhard von Württemberg. (WiELAND, S. 6.) 1410 sind
Hans und Fritz, Truchsesse zu Baldersheim, und Götz von Berlichingen im Be-
sitze je eines Viertels von Burg und Stadt Röttingen; die beiden weiteren Viertel
besaßen nach einer Urkunde von 1438 Wilhelm von Elrna und Anselm von Rosen-
berg. (Ebenda, S. 8.)
1438 wurde die Burg überfallen und besetzt. »Ulf Sonntag nach Martini
(16. November) ward das schloß dazumahl außer der ringmauern doch gar nahe an
der stadt Röttingen gelegen, und Brattenstein genannt, in abwesen Wilhelmen von
Elrna, der es von dem Stifft pfandsweise hatte, durch Friedrichen von Seidenecks
knecht einen verraten und Hornecken von Homberg des Bischoffs feind eingeben.«
(FRIES bei LuDEwiG, S. 763.) Im Verlauf des 13. Jahrhunderts scheint das Hochstift
Würzburg die Burg wieder an sich gezogen zu haben; 1320 war sie bereits Sitz eines
fürstbischöflichen Amtmanns. (Ebenda, S. 47.) Diesem Zweck diente sie bis zur
Aufhebung des fürstbischöflichen Amtes Röttingen 1803. (Ebenda, S. 31.) Seitdem
Rentamtsgebäude.
Die ältesten Bestandteile der Burg gehören wohl in das 13. Jahrhundert.
(Vgl. unten.) Der Westbau, der sog. Getreidespeicher, scheint gegen Ende des
14. Jahrhunderts entstanden zu sein. (Vgl. unten.) In der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts wurde, wie oben erwähnt, die bis dahin isoliert stehende Burg in den
Mauerbering der Stadt Röttingen einbezogen. 1514 fanden Veränderungen am
Ostbau statt (vgl. unten); 1614 wurde dieser von Fürstbischof Julius gänzlich
umgebaut (WiELAND, S. 47) und mit einer Wasserleitung versehen. (Vgl. darüber
auch Journal von und für Franken VI [1793], S. 294 ff.) Im 19. Jahrhundert wurde
der baufällige Bergfried bis zum Untergeschoß abgetragen und das Burggebäude
mehrfach verändert.
Beschreibung. Beschreibung. Der Komplex der ehemaligen Burg, die an der südwest-
lichen Ecke der Stadt liegt, bildet ein unregelmäßiges Viereck. (Vgl. Lageplan
Fig. 137.) Romanisch sind noch in der Anlage die Mauern des jetzigen Rentamts-
gebäudes an der Ostseite des Komplexes und die Reste des ehemaligen rechteckigen
Bergfrieds an der südwestlichen Ecke. Der Graben ist nur auf der Süd- und West-
seite erhalten, die beiden andern Crabenseiten wurden wohl nach der Einbeziehung
der Burg in die Stadt 1438 eingefüllt.
Ein rundbogiges Tor mit Kämpfern aus Platte und Kehle führt durch die
nördliche Umfassungsmauer in den Hof, an dessen Ostseite das dreigeschossige
Rentamtsgebäude liegt. Vermutlich der ehemalige Wohnbau, der, wie die Mauer-
absätze an der Südseite zeigen, westlich etwa um ein Drittel schmäler war. Im
zweiten Geschoß an der Nordostecke ein halbrunder vorgekragter erkerartiger
Ausbau, vielleicht ein Kapellenerker, mit rundem, schuppenartig ornamentiertem
Wulst am unteren Ansatz und kleeblattbogigem Fenster. Die Stilformen deuten auf
das 13. Jahrhundert. Auf der Westseite in Höhe des ersten Geschosses Sandstein-
relief mit Doppeltartsche, darauf Wappen des Würzburger Fürstbischofs Lorenz
von Bibra (1495—1519) und die Jahreszahl v - j - v - Rundbogiges Portal, darüber
 
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