Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0102
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AMT VILLINGKN. — VTXLTNGEN. 95

Villingen lag jedoch nicht an der Stelle der jetzigen Stadt, sondern beim Kirchhof,
der sog. Altstadt. Mit der Zeit aber hatte sich eine Verlegung desselben als
nothwendig herausgestellt) da der < >rt in der engen Mulde des Stcppachthälchens
sich nicht leicht ausdehnen konnte und für die Anlegung einer Befestigung und für
genügenden Wasserzufluss ungeeignet war, während die Lage an der Brigach sich
hiefür als besonders günstig erwies. Wann die Verlegung stattgefunden hat, lösst
sich nicht sicher bestimmen; doch dürften die chronikalischen Angaben des 15. Jahr-
hunderts su ziemlich recht haben, wenn sie dieselbe in das Jahr iiiq setzen und
somit dem Herzog Berthold III von /abringen zuschreiben (Bader in der 0. Z.
VIII 107 u. 108). Mit Bcrthold V, starben die Herzüge von Zubringen 1218
aus und es gelangte Villingen nebst anderen Besitzungen jener an Graf Egino IV-,
den Bärtigen von Urach , den Grossvater Graf Heinrichs I, des Stamniherm der
Grafen von Fürstenberg. Zwar forderte König Friedrich II, unter Widerspruch
Egino's, die Stadt als erledigtes Reichsgut zurück, er erscheint auch in der That
1218 und 1219 als Lehensherr derselben, in dessen Namen der auch als Minne-
Säuger bekannte Konrad Schenk von Winterstetten die Stadt verwaltete. Bald
jedoch, Anfangs September 1219, erfolgte eine Aussöhnung zwischen beiden.
Riezler Gcsch, d. f. II. Fürslenberg, S. 40, 41 u. 207). Indessen blieben
die Besilzverhnltnisse schwankend, bis unter König Rudolf von Ilabsburg eine end-
güllige Regelung derselben dahin zu Staride kam, dass Graf Heinrich von Fürsten-
berg die Städte Villingen und Maslach vom König als erbliches Reichslehen erhielt
([oppida] a nobis et imperio in fcodum perpetuo possidenda. Urk. v. 1283 Mai
24 im FU. I S. 283). Im Jahr 1271 soll fast die ganze Stadt mit Ausnahme
des Spitals, des Johanniter- und Barfüsserklosters abgebrannt und eine Anzahl von
330 Personen dabei zu Grunde gegangen sein (siehe Hug's Chronik S. 1), eine
Nachricht, deren Richtigkeit sich weder bestreiten noch auch sicher beweisen lässt.
Die urachisrh-fürstenbergisehen Herren der Stadt Villingen waren Egino IV, gest.
1230, Egino V, g. c. 1230, Heinrich 1, g. c. 1284, Fgcn VI, g. 1324, Johann
und Götz (Gottfried). Schon lange dauernde Zwistigkrilen zwischen der die Er-
weiterung ihrer Rechte anstrebenden Bürgerschaft und den Grafen führten 1320
den Verkauf der Stadt um 7500 Mark Silber oder 41,000 11. (woran Villingen
2000 Mark Übernahm) an Herzog Albrecht von Oesterreich herbei. Bei diesem
Hause blieb die Stadt Villingen in unverbrüchlicher Treue bis zum Anfang dieses
Jahrhunderts. Die schwerste und zugleich ruhmvollste Zeit war für sie die des
30jährigen Krieges und des spanischen Erbfolgekrieges. Dreimalige erfolglose Be-
lagerung durch die mit den Schweden verbündeten Württemberger 11.—24. Januar,
30. Juni bis 5. Oktober 1633, 18. Juni bis 9. September 1634 (Wasserbelagerung;
noch vorhandener Rest des sog. Sehwcdendamms, lU Stunde südlich von der
Stadt). Beschiessung durch die Franzosen unter Villars 4.—6. Mai 1703 und
Belagerung unter Tallard [ß,—22. Juli 1704, Im österreichischen Erbfolgekrieg
übergab sich die Stadt ohne Widerstand am 10. September 1744 an den fran-
zösischen Marschall Belleisle und huldigte Kaiser Karl VII. Ende April 1745
führte die französische Besatzung das ganze Kriegsmaterial Villingens aus dem
Zeughaus auf c. 120 Wägen nach Strassburg alt, wodurch die Stadt thatsächlich

[789]
 
Annotationen