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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 2): Die Kunstdenkmäler des Kreises Villingen — Freiburg i.Br., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.2147#0151

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144 KREIS VILLINGEN.

Besonders hervorzuheben sind 3 vorzüglich erhaltene alte Gnbel ins. Zwei
derselben haben eine Höhe von i m 12 und zusammen eine Länge von 4,00 m.
Der eine enthält die Krönung Maria's durch Gott Vater, Christus und den hl. Geist;
Maria hat zur Rechten die hl. Elisabeth mit Rosenkorb und Gebetbuch, zur Linken
den hl. Bernhard mit der Pilgermuschel am Hut, Stab, Tasche und Gebetbuch.
Die Figuren heben sich von schwarzem, mit Blumen und Pflanzen bedeckten Grunde
ab. Der andere ist in drei Felder getheilt und enthalt links einen Engel mit
wallenden blonden Haaren und einer brennenden Wachskerze in der Hand auf
rothem, gemustertem Grunde, in der Mitte einen segnenden Christus in weissem
Gewände und Flammenglorie, auf grünem Hügel stehend, und unten drei weinende
jünger und zwei weitere Gestalten, darüber eine ein Spruchband haltende bärtige
Halbfigur mit Heiligenschein, aus Wolken hervorschauend. Der Grund ist schwarz
mit Blumen, Bäumen, Wiesenpftanzung reich besät. Rechts steht eine weibliche Gestalt
mit Heiligenschein und Rosenkranz im wallenden, blonden Haare, in der einen
Hand Hammer und Meissel haltend, die Figur auf rothem, gemustertem Grunde.

Unten in der Ecke sind zwei Wappenschilde, deren einer im obern wag-
rechten Feld zwei weisse Lilien auf schwarzem Grund, im untern eine schwarze
Lilie auf weissem Felde führt. Der andere führt einen schwarzen Raben im gelben
Felde, der auf rothem Boden steht.

Der dritte Gobelin ist 50 cm hoch und 2-m 85 lang und setzt sich aus
5 Rechteckfeldern zusammen, die abwechselnd blaugrünen (3) und hochrolhen (2)
Grund haben.

Dreimal ist eine sitzende Jungfrau, mit einem Löwen spielend, dargestellt, ein-
mal eine stehende Jungfrau, zu ihren Füssen ein stehender Hirsch, und eine vor
einer Felsenspalte sitzende Jungfrau. Der Grund ist von Rankenwerk durchzogen
und haben drei der Figuren Spruchbänder mit schwarzer und gelber bezw. schwarzer und
rother Schrift (vgl. Taf. III B.). An diese reihen sich schöne Stickereien von ver-
schiedener Technik und einige C'ostümstücke an.

Gleich hohes Interesse beanspruchen die Terracotten des Villinger Hafners
und Bildhauers Hans Kraut (c. 1550—i(>oo). Ucber diesen Künstler findet
sich in dem 1509 begonnenen Bürgerbuch (Stadtarchiv) zum J. 1585 der Eintrag:
'Hans Kraut, der hafner. ist burger worden uff sein schir (Scheuer), ligt in Hafner
ort (jetzt Rotlwciler Viertel) zwischen Jacob ßofers haus und Bartlin Spelhen
schir. Actum sambstag den 24 tag May anno 8,5' und dabei die Bemerkung von
etwas spaterer Hand: -der hat den offen in der rathstuben gemacht.' Das ist die
einzige bekannte Notiz Über den Meister. (Roder.) In seinen Werken ist
das Figürliche und Ornamentale mit gleich grosser Geschicklichkeit behandelt.
Taf. (XII) giebt einige der von ihm ausgeführten Ofenkacheln. Sein Hauptwerk
wurde leider-eor wenigen Jahren an das Kensington-Museum verkauft, der prächtige
grüne Kachelofen, von dem das Museum noch eine Zeichnung und ein kleines
Modell besitzt. Kr stand bis dahin in Engen. (Vgl. unsere Tafel XIII.)

Bei diesem bunt glasirten Ofen sind alle horizontalen Gesimse im Grundton
weiaä und mit blauen Ornamenten bedeckt; die Capltelle der Baluster sind gelb
und grün gel.'irbi. wobei die Akauthushlatter grün und der Astragal gelb ist. Die

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