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u8

KREIS MOSBACH.

Beschläge

Bildstock

Das werthvollste Grab-Denk mal (r. S.) befindet sich im Schiff neben der Kanzel.
Es zeigt in gutem Halbrelief eine Frau mit Kopftuch und in langem Gewände. In den
gefalteten Händen hält sie den Rosenkranz; oben zwei Wappenschilde (Fig. 45). Der
Umschrift zufolge handelt es sich um die im Jahr 1493 am Sanct Lorenz-Abend ver-
storbene ßröer fraÜI mag&ataia gafterftarilÜI. Gut erhalten, aber durch Anstrich
beeinträchtigt. (Diese Figur hat offenbar Anlass gegeben zu der fälschlichen Ueberlie-
ferung, dass die Kapelle zu einem Nonnenkloster gehört habe.)

Rechts von der Kanzel kleineres Epitaph (r. S.) von 1672 ohne Bedeutung.

Gegenüber Gedenktafel (r. S.) des Schieferdeckers und Rathsverwandten Wen-
delmuss von Freudenberg mit hübscher Cartouche-Umrahmung von 1612.

An der Thür der Sacraments-Nische übertünchte schöne gothische Beschläge.

An der Stelle, wo der Weg nach dem Friedhofe und der Kapelle von der Chaussee
abzweigt, ein vortreffliches St. Georg-Bild (r. S.) von 1687 auf hoher Barock-Säule.

Sechshundert Meter mainabwärts von Freudenberg liegt, dicht unter der Badisch-
Bayerischen Grenze, in halber Höhe des bis zu 470 m steil aufsteigenden Bergabhangs
eine uralte Befestigungsanlage, im Volksmund das

RAUBERSCHLÖSSCHEN,

oder auch das »alte Schloss« genannt. Ihren Kern bildet ein 80 m langer und im Mittel
45 m breiter trapezförmiger Erdrücken, der an seinen Rändern wallartig abgeböscht und
an der oberen Schmalseite mit einer starken Mauer abgeschlossen ist. Derselbe springt
nasenförmig zwischen zwei jähabfallenden Schluchten aus dem an seinem Fuss dachsteil
gegen den Main abstürzenden Berghang hervor und ist von einem System tiefausgehobener
Gräben umgeben, deren höchst eigenartiger Verlauf auf Fig. 46 sichtbar ist. Sie beginnen
ungefähr 120 m weiter aufwärts mit zwei keil- oder pfeilspitzenartig nach beiden Seiten
auseinanderlaufenden Gräben, zwischen welchen ein breiter Einschnitt -senkrecht abwärts
zieht, der sich an seinem unteren Ende auch wieder in zwei, gleichfalls schräg nach unten
divergierende und in den seitlichen Schluchten auslaufende Gräben auflöst. Der zwischen
den beiden mittleren sich erhebende schmale, oben förmlich spitze, unten sich etwas
erbreiternde Erdkeil zeigt an der Basis eine Art vertiefter Plattform, welche von der oben
erwähnten Abschlussmauer nur durch den dieser vorliegenden (jetzt von dem auf der
Skizze einpunktierten Holzabfuhrweg durchschnittenen) Wallgraben getrennt war. Hier
zweigt sich beiderseitig abermals je ein Schräggraben ab, der auf der östlichen Seite infolge
der Terrain-Verschiebung nicht weiter zu verfolgen ist, auf der westlichen Seite aber
schliesslich in den vom obersten Ausgangspimkt herabziehenden äussersten Graben ein-
mündet.

Zu diesem schwerverständlichen Vertheidigungssystem gehören aber auch noch die
zwei weiteren, auf der Planskizze nur theilweis sichtbaren Gräben, die etwa 80 m berg-
aufwärts von der beschriebenen Grabenspitze, als vorgeschobenste Frontanlage, in massiger
Steigung von Westen nach Osten quer am Berghang hinziehen und westlich bald im
Terrain verlaufen, östlich aber sich zu einem Graben vereinigen, der nach Verlauf
 
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