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AMT WERTHEIM.

KULSHEIM.

145

Schrank

ein gang in der Giebelseite, etwas seitwärts gelegen, rechts davon ein Anbau, durch
den jetzt die Treppe nach dem Obergeschoss hinaufführt. Das über der Thür befindliche
Wappen mit dem Mainzer Rade und der Jahreszahl 1754 bestimmt die Entstehung
dieses Anbaues, während durch die oben zwischen den beiden Fenstern der Giebelfront
am Untergeschosse angebrachte Jahreszahl |5ZZ c'er Hauptbau datirt wird. Die zwei-
getheilten Fenster des Untergeschosses sind mit dreigetheilten Gardinenbogen geschlossen,
die der Oberstöcke gradlienig und ohne jede Verzierung, wie auch die Holztheile des Fach-
werkbaues keinerlei Verzierungen aufweisen, mit Ausnahme des vordem Eckpfostens. Das
untere Stockwerk bildete einst eine einzige Halle, deren Decke auf z.Th. noch vorhandenen
alten Holzpfosten und Unterzügen ruht. Jetzt ein Theil als Spritzenhaus abgetrennt.

In der Amtsstube des Bürgermeisters im Oberstock (Stuckdecke des vorig. Jhs.)
werden ein schöner barocker Eichenholz-Schrank, angeblich aus Bronnbach stam-
mend, und 2 alte Stadt-Stempel aus dem XV. und XVIII. Jh. aufbewahrt.

Von den alten Herrenköfen in der Stadt scheint der vornehmste gewesen zu Herrenhöfe
zu sein das 1893 zusammengestürzte sogen. »Baumanns-Haus«. Dem ehemals am
Giebel befindlichen, jetzt am Sockel eingemauerten Doppel-Wappen zufolge gehörte
es der Familie Eglofstein. Die Erbauungszeit verkündet die darüberstehende Jahres-
zahl j_ 5 9 I» Ueber dem Eingangsthore zur Wendel stiege im Hofe des ehemals

dazugehörigen Eckhauses (No. 237) Jahreszahl mit Steinmetzzeichen X 5 *\ 9 0.

Die Bauformen sind — für diese Zeit bemerkenswerth — noch entschieden gothisch,
so insbesondere auch der gebrochene Eselsrücken an den Thürstürzen im Innern des
erwähnten Treppenthurmes. Oben, aussen an der Ecke ein Engel, dasselbe Doppel-
wappen der Egloffsteiner haltend, mit der Jahreszahl J.59Z un<^ einem frommen
Spruche auf Cartouche darunter.

Gegenüber schmucklose Häuser mit den Jahreszahlen 1578, 1624 und 1659.

In der Nähe eine alte Zehntscheuer7 Fachwerk mit verzierten Eckpfosten, woran Zehntscheuer
das Erstenberg'sche Wappen (in Holz geschnitzt), von einem Engel getragen, und
eine Bau-Inschrift v.J. 1624.

Am nahen alten Erstenberg'schen Wohnhause nur die Jahreszahl 1678. Ein
wohl daher stammendes Allianz-Wappen der Erstenberg und Eichhorn (?) findet sich
in dem anstossenden Eckhause (Nr. 216) am Sockel eingemauert.

Nr. 219 gilt als altes Templerhaus. Schönes, kleines, gothisches Doppelfenster
mit der Jahreszahl i. 5 9 O, sonst schmucklos.

Am Hause des Bäckers Grimm (Nr. 312) ein geschnitzter Eckpfosten mit der
Bau-Inschrift des Jacob Ris von 1703.

Aus derselben Zeit (1702) zwei hübsch geschnitzte Eckpfosten am Hause
Nr. 325, gegenüber der Katharinen-Kapelle.

Eines der schönsten im Orte ist Haus Nr. 301 neben der gen. Kapelle; Unter-
bau massiv mit Facetten-Quadern an den Ecken, Oberstock mit reichgeschnitzten Eck-
pfosten und Fensterbrüstungen (Lorbeerblatt mit Kerbschnitten). Die Formen der

Thüre und der Fenster im Unterstock (Steinmetzzeichen: 1 I und \J~) spätgothisch.

Es ist anzunehmen, dass auch hier im Ort bei einer grossen Anzahl Häuser mehr
oder minder reich verziertes Fachwerk unter dem Putze verborgen steckt.

Aeltere
Wohnhäuser
 
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