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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,1): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Wertheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.1371#0284
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AMT WERTHEIM. — WERTHEIM. 2gT

Mastern angebracht waren, sind jetzt bis auf 4 oder 5 verschwunden; auch sonst zeigt
das Denkmal, besonders in den untern Theilen arge Spuren von Zerstörung, die in erster
Linie auf die von der Rückwand her eindringende Bodenfeuchtigkeit zurückzuführen sind.
Bei allem Reichthum des Aufbaues, der Formen und des Materials macht das Ganze,
zumal in unmittelbarer Nachbarschaft des Trarbach'sehen Epitaphs, einen minderwerthigen
künstlerischen Eindruck. Die Hauptfiguren sind in ihrer steifen, gezierten Haltung
recht unerfreuliche Leistungen; die Gesichter, zumal das der Frau, wirken geradezu
abstossend. Der schlechte Erhaltungs-Zustand trägt freilich nicht wenig zu der ungünstigen
Gesammt- Wirkung bei.

9) Ferdinand Karl, Graf von Löwenstein - Wertheim - Rochefort
•f- 1672.

Reiche barocke Gedenktafel (schw. Marmor) mit schöner, leider sehr zerstörter
Alabaster-Umrahmung und gebrochener Giebel-Ueberdachung. Von den vier Engels-
köpfen, mit denen die Tafel ausser den zwei Gesammt-Wappen Löwenstein-Wertheim -
Rochefort und Fürstenberg-Werdenberg geziert war, ist nur noch einer vorhanden. Die
lange Inschrift in lateinischen Majuskeln schildert in pomphafter Sprache die Tugenden
des Verstorbenen und den Schmerz der Wittwe, die das Denkmal — das einzige eines
Angehörigen' der jüngeren, katholischen Linie in der Kirche — gestiftet hat.

10) Ludwig, Graf von Stolberg-Wertheim -J- 1574 und Walburg von
Wied f 1578 (sogen. Königstein'sches Epitaph).

Grosses reiches Wandgrab (gr. Sandstein mit Alabaster) in der Art von 7) und 8)
mit dem einander gegenüber knieenden Ehepaar in der Mitte unter einem von frei-
stehenden korinthischen Säulen getragenen Aufbau. Den Hintergrund bildet ein von
Wappen-Pfeilern begrenztes Relief-Bild der Taufe Christi. Beiderseitig Flügeltheile mit
Figuren-Nischen (Fides und Caritas) und Eckpilastern. Ueber dem Mittelbau ein von
freistehenden Karyatiden getragener Giebel, unter dem auf der Rückwand das Reliefbild
des auferstandenen Christus in der Glorie, mit dreiecksförmigem Voluten-Abschluss an
den Seiten. Unten am Sockel vier Inschrift-Tafeln von Schiefer mit vergoldeten latei-
nischen Majuskeln, die mittleren die Grabschriften, die seitlichen gereimte fromme Sprüche
enthaltend. Auch unter dem oberen Relief sind zwei Tafeln angebracht, deren Auf-
schriften aber nur gemalt waren und daher fast ganz verschwunden sind. Die meisten
Alabaster-Wappen, welche die Pfeiler zierten, sind wie beim Isenburg'sehen Grabmal im
Laufe der Jahre abgefallen. Von Alabaster auch der Helm zu des Grafen Füssen. Alles
übrige grauer Sandstein (s. Abbildung auf Taf. XIV links).

Ein noch vorhandener gräflicher Erlass gibt Windsheim als den Ort, wo der
Alabaster zu brechen sei, und einen Würtzburger Bildhauer Hans Rodlein als Ver-
fertiger an. Eine gewisse flotte Mache und dekorative Wirkung sind auch diesem
Denkmal eigen, dessen Verwandtschaft mit dem Isenburg'schen Epitaph eine so auffällige
ist, dass man wohl mit Recht auf dieselbe Urheberschaft schliessen darf. Jedenfalls ist
die ornamentale und technische Behandlung nicht minder nah verwandt, als die ganze
Art des Aufbaues. Dieselben schlechten Profile und Verhältnisse, dieselbe rohe Behand-
lung des Cartouchen-Werks, der Fruchtschnüre und dergl. Auch das Figürliche stimmt
überein, wenn auch die beiden Hauptfiguren hier etwas weniger steif ausgefallen sind.
Die Gesichter machen den Eindruck unbedingter Portrait-Aehnlichkeit. Mit all ihrer
 
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