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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0237
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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — UISSIGHEIM. 2II

Ermordung der Juden zu helfen, was er auch that. Die Juden veranlassten den Herrn Gotfried von
Hohenloch durch ein Geschenk von 400 Pfd. Heller, den von Uissigheim gefangen zu nehmen. Dies
geschah, er wurde gefangen, nach Rotingen gebracht, empfing dort sehr oft und andächtig die h.
Sakramente und wurde dann in Kitzingen enthauptet. Die Leiche führte man in seine Heimat
Uissigheim und beerdigte sie in der Kirche daselbst. An seinem Grabe geschehen unzählige Wunder.
(Wibel, hohenlohische Kyrchenhistorie, Onolzbach 1752 I, 249). (E.)

Eine andere Ueberlieferung (vergl. Vierordt, s. unten) knüpft an das sogen. Tempi er-
bau s (s. umstehend) an; allein Johanniter sassen nie in Uissigheim, und die Deutschherren
erwarben erst im XVI. Jh. vorübergehend Güter daselbst. Am unteren Theile der kleinen
Figur, die mit einem langen, weiten Gewände bekleidet ist, erkennt man eine Geldtasche,
welche vielleicht zu der Juden-Sage Anlass gegeben hat. Das Fehlen des Schwertes in
der rechts unten, schwebend angebrachten Scheide deutet darauf hin, dass das Schwert,
welches die kleine Figur hält, als das des Ritters zu betrachten, dieser also mit der
eigenen Waffe umgebracht worden ist. Der Ritter zeigt ein jugendliches, von dichten
Locken umrahmtes, bartloses Antlitz mit ernstem, aber keineswegs schmerzhaftem Ausdruck;
das Schwert ist noch nicht eingedrungen. Die gerade am Gelenke sehr beschädigten
Hände waren offenbar gefesselt; ein Stück Riemen hängt hinten herab. Eigenthümlich
ist die Anbringung des Wappens, dessen Helm mit Zimier aus Mangel an Platz quergelegt
und wie eine Unterlage für das Kissen benützt erscheint. Die Arbeit ist im Ganzen etwas
steif und unbeholfen ausgefallen; am meisten stört der unförmige Hals. Das Gesicht
dagegen nicht ohne individuelles Leben, trotzdem das Haar in stilisirten Wellen wie ein
Polster darumliegt. In üblicher Weise sind die Falten der liegend gedachten Figur im
Sinne einer stehenden, d. h. mit senkrechtem Falle, dabei gut und natürlich angeordnet.
Die Füsse haben (nach Gamans) auf einem Löwen geruht.

[Ueber diesen Grabstein handeln: Vierordt, Gesch. der evang. Kirche in Baden II
S 135, 136; A.Kaufmann, Archiv des hist. Vereins für Unterfranken und Aschaffen-
burg Bd. XX, Heft 3, S. 183 bis 185; Berliner illustr. Frauenzeitung 1876 Nr. 12
(mit ungenauer Abbildung), Nr. 14 und 18. In der Kathedrale von Lausanne soll der
Grabstein eines im Zweikampf gefallenen Ritters Otto von Grandson, \ 1399, mit ganz
ähnlicher Darstellung vorhanden sein.]

Der zweite Grabstein, leider am Rande sehr abgenützt und mit Oelfarbe ganz
überstrichen, zeigt in Flachrelief das die ganze Mitte einnehmende Uissigheim'sche
Wappen (Schild gelehnt, mit Helm auf der linken Oberecke) mit der Umschrift: [SHHO]

oomihi . oi° . aaa° . xxx° • i • i • obiit • öbirmirdvs . dö .
vssöRoeH • bohs ■ öieMpEuej////////'//// dq • REimeBQRc . i. k •

ISHVraRII?]////// Nach Gamans (s. oben) lautete die vollständige Umschrift: Anno
dm Mccc xxxii obiit Ebirhardus de Ussenken bone memorie qui dicebatur de
ranneberc. I. Kl. Januar.

Auch diese Persönlichkeit ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. In einer Bronn-
bacher Urkunde von 1305 werden genannt: Eberhard (der Jüngere) und sein Bruder
Arnold, Söhne Arnolds von Ussinkeim; ebenda zum 17. März 1323: Arnold von Ussen-
keim, Heinrich, Arnold, seine Söhne, Eberhard von Ussenkeim, geheissen von Ranneberg
u. a. a. O.

Von den drei Glocken ist die kleinste von 1703, die mittlere trägt die Glocken
Umschrift: SIGMVND ARNOLT VON FVLTA GOS MICH DER KIRCHEN
DIN ICH ZV GOTTES WORD RVF ICH I5l5.. Die grösste hat den Spruch:

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