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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0104
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96 KREIS MOSBACH.

Stellung am kaiserlichen Hofe fanden sie Gelegenheit, sich das Wohlwollen ihrer Herren
zu erwerben, das ihnen Ansehen und Besitzthum eintrug. Die Schenkungen, die
Rupert (II.) i. J. 1197 vor seiner Abreise nach Apulien durch Uebergabe von Gütern
zu Königheim, Ahorn, Birkenfeld, Ripperg, Bretzingen und Gissigheim an das Kloster
Amorbach machte, lassen auf nicht gewöhnlichen Wohlstand schliessen.

Wie übrigens aus der Vergabungsurkunde von 119 7 hervorgeht, besass Rupert die
Schirmvogtei über das Kloster Amorbach, die der Kaiser während der Streitigkeiten mit
dem Papste dem Bischöfe von Würzburg, als einem Anhänger des letztern, entzogen
hatte. Wann sie an die Herrn von Dürn überging, ist unbekannt, jedoch erweiterten
diese als Schirmvögte ihre Macht, vielfach wider die Rechte des Klosters und zwar von
der benachbarten Burg Wildenberg aus, die Burkart von Dum (in Urkunden nicht erwähnt)
und Rupert von Dum nach den noch vorhandenen Inschriften entweder erbauten oder
vergrösserten. Angelegt wurde die Burg, eine der grossartigsten des Mittelalters, nicht
später als 1180. Konrad von Dürn, Sohn Ruperts II. (nach Gudenus a. a. O.) zog
i. J. 1244 den Gotthardsberg bei Amorbach, Eigenthum des Klosters, an sich, vertrieb die
darauf wohnenden Benediktiner-Nonnen, um sie zumUebersiedeln in das von ihm und seiner
Gemahlin Mechtild, Gräfin von Laufen, i. J. 1236 gegründete Cistercienserinnen-Kloster
Seligenthal bei Osterburken zu bewegen und legte auf dem Berge eine Burg an. Allein
auf die Mahnung des Papstes Innocenz IV. stellte er i. J. 1245 den Gotthardsberg den
Nonnen zurück, behielt aber ihre Güter bei Seligenthal. Im Jahre 1253 umgab er das
beim Kloster Amorbach liegende Dorf mit Mauern und erhob es zur Stadt.

Zu besonderem Glänze gelangte das Geschlecht der Herrn von Dürn durch den
Umstand, dass sich Konrad mit der oben erwähnten Mechtild, der Tochter des Grafen
Boppo von Laufen, vermählt hatte. Dieser, Boppo, der zwischen 1212 und 1219 starb,
besass keinen Sohn, sondern nur (2) Töchter, und Konrad erhielt einen Theil der reichen
Besitzungen seines Schwiegervaters, wie die Burg Dilsberg mit Zubehör. So entstand die
Grafschaft Dürn (Mechtild nannte sich comitissa de Durne). Sie umfasste den grössten
Theil des südlichen Odenwaldes und grenzte nördlich an die Pfalzgrafschaft, die Graf-
schaften Erbach, Katzenellenbogen und Breuberg, westlich an den Maingau, wovon sie
noch einen Theil einschloss, südwestlich an die Grafschaft Wertheim, südlich an die
Grafschaften Rineck und Hohenlohe im Tauber- und Jaxtgau, an den Kochergau bis
Forchtenberg (Oberamt Oehringen, Württemberg), gegen Westen von Meckmühl und
Neidenau bis an den Neckar- und Kraichgau und schloss noch theilweise den Elsenzgau
und den grössten Theil des Wingartheibagaues in sich. Von den Söhnen Konrads nahm
Boppo (I.) den Namen von Forchtenberg und später von Tiligesberg (Dilsberg) an, sein
Sohn Boppo (II.) nannte sich von Tiligesberg und Durne.

Nach Gropp a. a. O. p. 164 erbaute Konrad die Burgen Limbach und Ripperg,
ferner die Burg in Dürn, umgab den Ort mit Mauern und machte ihn zum oppidum, zum
befestigten Flecken, zur Stadt, was er auch mit Buchen, Neidenau und Forchtenberg that
und zwar (nach Gropp a. a. O. p. 161) vor dem Jahre 1236.

Es dürfte darnach die »Alteburg«, das ursprünglich römische Kastell bei Walldürn
oder dasBurglin (beide schon 1335 so genannt; 1491 das burglen hynder demgalgen) viel-
leicht der erste Sitz der Edelherrn gewesen sein. Allein obiger Annahme Gropps, Dürn sei
vor 1236 zur Stadt erhoben worden, widerspricht der Umstand, dass Konrad in der Urkunde
vom Jan. 1251, in der er seine Güter an seine Söhne vertheilt, nur vom castrum Durne


 
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