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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0152

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144 KREIS MOSBACH.

Eine seiner Zeit im Grundstein niedergelegte Metall-Platte mit der Jahres-
zahl 1658 wird im Rathhause aufbewahrt. Einige wenige andere Ueberreste sind in
der Stadt verstreut: so am Eckhause Nr. 284 in der Schmalzgasse ein Opferstock-
Untersatz (r. S.), mit Fruchtschnüren und Weinranken verziert.
Kruzifix Auch das draussen vor der Oberstadt stehende grosse Kruzifix (r. S., weiss

angestrichen), das am barocken Sockel im Chronostichon die Jahreszahl 1753 aufweist,
soll vom ehemaligen Kloster stammen. Kunstwerth gering.
Ehem. Schioss Das in der oberen Stadt gelegene Schloss erhebt s\ch an der Stelle und zum Theil

auf der Grundmauer der alten Burg der Herrn von Dürn. Seit dem Uebergange
an Mainz hat es den Amtmännern als Wohnung, dann seit 1525 als »Kurfürstliche
Mainzische Kellerey« gedient, bis es i. J. 1806 als Sitz des Grossherzoglich
Badischen Bezirksamts eingerichtet wurde.

Ueber das frühere Aussehen des Baues zu Ende des XVII. Jhs. giebt unser im Rath-
hause (s. oben S. 142) aufbewahrter und unter Fig. 77 wiedergegebener alter Plan an-
scheinend genaue Auskunft. Danach bestand das kurfürstliche Schloss aus vier, einen unge-
fähr quadratischen Hof umschliessenden Flügeln, von denen der nach Süden gelegene mit
Giebel und Erker reicher ausgestattet war und gegen einen, die Südwestecke des Vierecks
bildenden kräftigen und hohen Thurm — anscheinend der Berchfrit der alten Burg —
von quadratischem Grundriss auslief. Der Haupteingang lag in der Ostseite. Eine
auf zwei Steinbogen ruhende massive Brücke oder Fahrbahn (eine Zugbrücke scheint
damals nicht mehr vorhanden gewesen zu sein) führte daselbst über den breiten Graben,
der das ganze Schloss umgab und durch eigenthümliche von den Ecken des Vierecks
ausgehende Diagonal-Mauern in vier Theile getheilt war. (Auf dem Grundriss ist freilich
nur eine solche Mauer nach dem Kloster zu angegeben.) Der äussere Grabenrand
erscheint auf dem Plane mit einer Mauer umsäumt, die heute zum grossen Theil noch
vorhanden ist. Zum weiteren Schutze des Schlosses war an den drei am meisten
exponirten Seiten, d. h. im Westen, Süden und Osten, ein Zwinger mit drei runden Eck-
thürmen direkt am Fusse der Baulichkeiten über dem inneren Grabenrand angelegt.

Gelegentlich einer Restauration i. J. 1865 wurden so umfangreiche Veränderungen
am Schlosse vorgenommen, dass es fast ganz den alterthümlichen Charakter verloren
I hat. Die Zwinger-Mauern und -Thürme scheinen schon vorher abgetragen und der Graben
zum grössten Theil vorher bereits ausgefüllt gewesen zu sein; damals fiel aber auch noch
der alte Schlossthurm, die nach dem Schieferdache sogen, »blaue Kappe«, und mit
ihm der anstossende Westflügel, so dass der Hof jetzt nach Westen offen liegt und das
Gebäude eine Hufeisenform bekommen hat. Auch die Fahrbrücke kam in Wegfall und
der über dem Haupteingange eingemauerte römische Votivstein wurde in den
Schlossgarten von Eulbach bei Erb ach entführt. Damals scheinen auch der Treppen-
thurm in der Südostecke des Schlosshofes, sowie der Staffelgiebel und Erker des Haupt-
baues (s. oben) abgerissen, das Schloss somit alles dessen beraubt worden, zu sein, was
es an architektonischen Ziertheilen besass. Es entstand der reizlose Putzbau, den wir
jetzt sehen. Ohne Gliederung und Verzierung steigen die kahlen Mauern auf. Die
Fenster, meist zweigetheilt, sind geradlinig geschlossen und mit spätgothischer Profilirung
versehen. Die Mehrzahl der Gewände ist erneuert.

Zur näheren Bestimmung der Erbauungszeit dient eine ehemals in halber Höhe
an der »blauen Kappe«, jetzt am Hause Nr. 290 der Oberstadt angebrachte Sand-
 
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