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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0214
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Scheune

Wappenstein

2o6

KREIS MOSBACH.

Hauptportal unterhalb des Berlichingen'schen Doppelwappens und der Initialen des
Erbauer-Ehepaares P ■ A • V • B und M-S-V-B-G-V-B angiebt.

• Im Innern nur die geräumige Diele bemerkenswerth mit der grossen Treppe und
deren altem Holzbalustre. Einfach verzierte Stuckdecken in den Haupträumen.

Die dicht anstossende Scheuer enthält in der Ecke vorn eine Sandsteintafel ein-
gemauert mit demselben Doppelwappen und denselben Initialen, wie an dem Hauptportal,
aber mit der Jahreszahl 1706.

Das Berlichingen'sche Wappen mit der Jahreszahl 1615 auch an dem Keller des
Andreas Vokt'schen Hauses.

Glocken

SINDOLSHEIM

Schreibweisen: Sindolfishus XI Jh. (?), Sindolfisheim 1241, Syndoltshein 1245,
Sindoltsheim 1283, Syndolsheim 1298, Sindolczem 1395, Sindelczen 1487 etc.

Nach Breunig war Sindolsheim kurmainzisches Lehen. Im Jahre 1239 erscheint
Konrad von Krautheim in »Sindeldorf« begütert, 1283 erhält Kloster Seligenthai einen
Theil des Zehnten, den bis dahin Ritter Conrad von Heinstat, gen. Zorlin, vom Grafen
Hermann von Henneberg besessen hatte, während 1333 Eberhard von Rosenberg die
andere Hälfte des Zehnten von den Rüdt übertragen erhielt. 1343 erwarb Kloster
Amorbach von den Edlen von Schweinberg Güter und Zehnten daselbst. Im XV. Jh.
waren- die Rüdt im Besitze des Dorfes und führten die Reformation dort ein.

Die evangelische Pfarrkirche (ehemals tit. S. Laurentii) ist ein geräumiger, ein-
schiffiger, saalartiger Bau vom Jahre 1502 mit zwei im Chor eingebauten steinernen
Emporen und einem noch von dem altern Gotteshause herrührenden frühgofhischen Thurm
rechts vor der Ostfront (s. Grundriss Fig. 101). Das Alter des Letzteren lässt sich aus
den vorhandenen Zierformen etwa auf das Ende des XIV. Jhs. bestimmen. Dass der
um drei Stufen niedriger als die jetzige Kirche liegende untere Raum des Thurmes als
Chor der damaligen Kirche gedient hat, zeigt schon der bis auf eine.kleine Spitzbogen-
thür zugemauerte ehemalige Triumphbogen in der Westwand. Auch das Sakraments-
häuschen mit geringwerthiger gothischer Umrahmung und Bekrönung beweist dies,
ebenso wie Reste der alten Malereien, welche Wände und Gewölbe bedeckten.
Gelegentlich der letzten Restaurirung und Uebertünchung i. J. 1896 scheinen leider
diese noch von Stocker (Schematismus der evang.-protestant. Kirche Badens, Heilbronn
1878 S. 19 ff.) gesehenen und beschriebenen Zeugnisse mittelalterlicher Malkunst durch
Aufhacken der Fläche vollends zerstört worden zu sein. Die Decke des hohen Raumes
bildet ein schönes Kreuzgewölbe mit schlanken Rippen und einer Rose im Schlussstein.
Von Süden her führt eine schmale Seitenthür herein, die oben innerhalb eines
gothischen Nasenbogens einen schematisch gearbeiteten Männerkopf zeigt (s. Abbild.
Fig. 102). Der Thurm ist noch zwei Stockwerk hoch erhalten und trägt in dem später
aufgesetzten Obergeschoss die Glocken. Die eine, schwer zugänglich, mit unleserlicher,
sehr schlechter Inschrift stammt noch aus der Entstehungszeit des Thurmes, die beiden
andern Glocken sind modern.

Da der Thurm stehen bleiben sollte, der untere Raum aber als Chor für das
neue Gotteshaus nicht ausreichte, blieb dem betreffenden Baumeister nichts übrig, zumal
 
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