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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0032

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24 KREIS MOSBACH.

binden. Das Kellerfenster der Westseite sitzt nicht in der Achse des Erkeraufbaues; in
Folge dessen musste die Nische, durch welche dem Kellerfenster Licht und Luft zuge-
führt wird, in schräger Richtung angelegt werden, um vorn in die Mitte des Erkers zu
liegen zu kommen. Die drei Fenster hoch oben im Giebel scheinen ursprünglich und
gelegentlich der Restauration nur ausgebessert worden zu sein.

Gegenüber vom Palas, unmittelbar rechts neben dem Thor der Hauptburg und
sich an die dort entlang ziehende Ostmauer anlehnend, liegt ein ebenfalls völlig aus-
gebrannter, dreigeschossiger Wohnbau (b) von fast quadratischer Grundfläche mit einem
kleineren, unregelmässig begrenzten Anbau. Die ehemalige Bestimmung dieser Räume
ist nicht mehr zu erkennen. Nichts, als die kahlen Wände, von Fenstern und Thüren
unterbrochen; eine Ausgussrinne in der westlichen Aussenmauer hat diesem Theile den
Küchenbau Namen Küchenbau verschafft. Soweit bei fast völligem Fehlen aller Architektur- und
Zierformen zu urtheilen ist, stammt der Bau ebenfalls aus Habern'scher Zeit. Auf welche
Weise hier an der Nordostecke der Anschluss an die innere Burgmauer einst erfolgt
ist, würde sich nur durch Ausgrabungen ermitteln lassen.

Trotz umfassender Zerstörung und stellenweise argen Verfalls, besonders aber auch
trotz aller Schädigung durch eine wohlgemeinte Restauration (Palas!) bieten die Reste
der Minneburg eines der schönsten und grossartigsten Ruinenbilder im ganzen Gebiete
des Neckars.

HEINSHEIM

Schreibweisen: Heinesheim zwischen 950 und 976; Heinshein und Heinsheim 1261,
1288 u.s. f.; Hanshein 1418; Hanssheim 1478.
Geschichtliches Geschichtliches: Der kleinere (kath.) Theil gehörte bis 1806 dem Deutsch-

orden, der grössere der Familie von Racknitz, die seit 1628 an die Stelle des
ursprünglich hier begüterten ausgestorbenen Geschlechtes der von Ehrenberg getreten
war und heute noch Burg Ehrenberg (s. unten) besitzt.
Kirche Die evang. Pfarrkirche in weitschauender Lage hoch über dem Ort auf dem

Pfarrberge, inmitten eines anscheinend einst befestigten Kirchhofes gelegen, ist ein
schmuckloser Barockbau, der erst gelegentlich der in neuerer Zeit vorgenommenen
Restauration mit gothischen Fenstern versehen und dadurch mit dem als Chorturm bei-
behaltenen Ueberreste der alten Kirche einigermassen in Einklang gebracht worden ist.
Auch die gothischen Fenster des Chores sind erneuert, dagegen scheint das von Konsolen
ausgehende derbe Rippenkreuzgewölbe noch aus dem XIV. Jh. zu stammen.

An der Seite hübsche verzierte spätgothische Sakraments-Nische mit Wappen.

Unter der Tünche sollen nach Aussage des Pfarrers Reste von gothischen Wand-
malereien verdeckt sein.

Das Langhaus ist flach gedeckt. Nördlich in der Ecke neben dem Triumphbogen
steht ein spätgothisches Tabernakel aus Sandstein, dessen ehemaliger Altar ver-
schwunden ist, augenscheinlich aus der alten Kirche stammend.
Epitaph Den Hauptschmuck des Kirchleins bildet das grosse mitten vor der südlichen

Längswand angebrachte Epitaph des i. J. 1584 verstorbenen Ritters Johann Hein-
rich von Ehrenberg, eines der reichsten Monumente in weitem Umkreise. Ein
grosser, reicher Aufbau aus rothem Sandstein, leider jetzt dick mit weisser Farbe über-
 
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