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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0088
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74

KREIS MOSBACH.

IST DIR EINER FEIND KER DICH NICHT DRAN
VND SEI DV NVR EIN RECHTER MAN
THV IM KEIN LEID VND DICH SO STEL
ALS OB DV SEIEST SEIN GVTT GESELL
VND BIT DEN LIEBEN GOTT FVR IN
[DASS ER NICHT FALL IN ANDERN SINN]
Diese -letzte Zeile (nach Wirth) ist durch falsche Uebermalung der Buchstaben
gänzlich unleserlich und unverständlich geworden. Auch sonst sind in der Inschrift
viele Buchstaben falsch nachgemalt.

Neben der Schlusszeile steht noch die ebenfalls unverständliche Zeile:

BETTERG IOHAN RVDOLF ZU DRGFSEL
Die Renaissance-Ornamentik am Bau sowohl in Stein, wie in Holz ist durchweg
eine derbe, aber äusserst wirksame. Dabei ist das Figürliche weit minderwerthiger, als
das rein Ornamentale. So ist z. B. das steinerne Menschenhaupt, von dem zwei Arme

mit grossen Fruchtbündeln recht unmotivirt aus-
gehen, der unterste Ausgangspunkt der Eckkonsole
des Erkers, von erschreckender Rohheit, ebenso
fast alles Figürliche an den sonst so reizvollen Stein-
konsolen, die die weit auskragenden Stuhlbalken des
ersten Obergeschosses stützen, während die grossen
Holz-Rosetten in den Fensterbrüstungen der Marktseite
und die friesartigen Verzierungen an den Fenster-
Umrahmungen ebenso formgewandt und erfindungs-
reich, wie wirkungsvoll gearbeitet erscheinen.

Das Innere, in den obern Stockwerken im

Ganzen noch im alten Zustande, bietet künstlerisch

in den traulichen, niedrigen Stuben kaum etwas bemerkenswerthes, es sei denn ein oder

das andere Thürschloss (s. Abb. Fig. 44), das, anscheinend ohne Reparatur, heute

noch seine Dienste leistet.

Das östlich, nach der Kirche zu, an das Palm'sche anstossende alte Haus war
(nach Wirth) einst der Rosenberger Hof. Als Eckhaus mit achtseitig vorspringen-
dem und von einer Konsole ausgehenden Eck-Erker bietet es, trotzdem die vorge-
nommenen Restaurationen allen Schmuck und alle Ziertheile davon entfernt haben, in
seinem malerischen Aufbau ein reizvolles Architekturbild, sowie ein interessantes Seiten-
stück zum anstossenden reicheren Hause.

Die übrigen sich längs der Nordseite der Stiftskirche entlang ziehenden altern
Baulichkeiten bildeten einst das Quartier der Stiftsherrn »voran die Dechaney, in
ihrem jetzigen Stande erst 1743 erbaut und als Stifftsschaffnerei hergerichtet. Hieran
schlössen sich die Häuser der Senioren und Chorherrn, welche später als katholisches
und reformirtes Glöcknerhaus benutzt wurden und jetzt in Privatbesitz übergegangen
sind«. {Wirth.)

In ihrem jetzigen. Zustande bieten sie kein künstlerisches Interesse, ebensowenig
wie das auf der anderen Seite der Kirche gelegene Dekanatshaus (jetzt Wohnung
des evang. Pfarrers) mit Garten und das durch eine schmale Gasse davon getrennte
zweite Pfarrhaus. Das ehemalige herrschaftliche Kelter- und Speicherhaus,

Fig. 44. Thürschloss
im Palm sehen Hause in Mosbach.


 
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