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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0191

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l68 KREIS MOSBACH.

noch einnahm, das waren in der Regel nur kleine Posten an Strafen. Weidegeldern und
kleinere Einnahmen aus dem Walde selbst von Schiffbauern, Köhlern und Reifschneidern.
Die Herstellung hölzerner Fassreifen, die heute noch eine erhebliche Rolle spielt, ist schon
im Anfang des XV. Jhs. nachweisbar und sicher noch älter.

Der Mangel an ackerbarem Gelände Hess eine nennenswerthe Landwirthschaft
nicht aufkommen, ja er nöthigte zu alljährlichen Korneinkäufen in der Umgegend und
selbst am Rhein, die die Stadt für die Bürgerschaft in die Hand nahm. Eine städtische
Mühle scheint ursprünglich auch im Selbstbetrieb gewesen zu sein, war aber später in
Erbbestand gegeben. Neben ihr bestanden noch einige andere Mühlen, von denen zwei
pfälzische Erbbestandsmühlen waren. Auch sonst waren die Lebensmittelgewerbe —
Bäckerei, Metzgerei, Fischerei, Wirtschaften — genügend vertreten und von der Stadt
scharfen Vorschriften unterworfen, die sie nöthigten, für die Befriedigung des Bedarfs der
Bürgerschaft unter allen Umständen zu sorgen. Von sonstigen Gewerben finden wir die
der Schiffer, der Schiffbauer und der Zimmerleute in erster Linie. Den letzteren kam
es zu gute, dass die Häuser meist aus Holz gebaut waren, das den Bürgern aus den
städtischen »Bauwaldungen« unentgeltlich überlassen wurde. Was den Zimmerleuten
diente, war den Maurern und Steinmetzen zum Nachtheil. Der geringe Bedarf an Mauer-
steinen für Fundamente etc. wurde wohl meist aus Findlingen gedeckt; eigentliche Stein-
brüche gab es anscheinend noch nicht; nur von einer Steingrube ist einmal die Rede.
Zu den besseren Gewerben gehörte noch das der Schlosser; im Uebrigen war das
Handwerk nur massig vertreten und brachte es zu einem zunftmässigen Zusammenschluss
in einzelnen Zweigen erst zu Ende des XVI. Jhs.

Die geschilderten einfachen aber geordneten Verhältnisse erfuhren durch den
30jährigen Krieg eine wesentliche Umgestaltung, zunächst nicht zum Besseren. Die
gewachsenen Lasten der Stadtgemeinde nöthigten zu einer übermässigen Ausnutzung des
Waldes und zugleich zum Bruch mit der Uebung, dass dessen Ergebnisse nur an die
Gesammtbürgerschaft verkauft wurden. So konzentrirte sich das Holzgeschäft bald mehr
und mehr in den Händen weniger grosser »Holzgewerber«, während die übrige Bürger-
schaft theils von diesen abhängig wurde, theils sich mehr auf andere Gewerbszweige
warf, die aber in den schlimmen Zeitläuften auch nur kümmerliche Nahrung gewährten.
Dem Bauhandwerk kam es etwas zu Gute, dass die kurpfälzische Regierung im Hinblick
auf die vielfachen Schäden, die die Stadt durch Brand und Hochwasser im Laufe der
Zeit erlitten hatte, auf eine bessere Bauweise hielt und insbesondere vorschrieb, dass die
unteren Stockwerke der Häuser aus Stein zu bauen seien. Im Allgemeinen zeigte sich
aber eine namhafte Besserung der Erwerbsverhältnisse erst im XVIII. Jh., in dem nicht
nur einzelne Gewerbe, wie das der Schmiede, der Gerber, sich auf den Absatz nach aus-
wärts einzurichten begannen, sondern auch ein lebhafter Handel mit Wein, Leder etc.
sich ergab — Anfänge, die an sich geringfügig waren, aber zum Theil für die weitere
Entwickelung Eberbachs im XIX. Jh. bedeutungsvoll wurden. Was neben der Armuth
der Umgebung schon von jeher für die Stadt ein Hemmschuh gewesen war, der Mangel
an Verkehrswegen, blieb zwar auch im XIX. Jh. noch lange hinderlich. Endlich aber
kamen die Landstrassen, dann die Bahn und damit, wenn auch spät, die Möglichkeit
eines rascheren Fortschrittes.
Burg Die 1227 erstmals genannte Burg lag auf dem jetzt sogen. Burghäldeberg

nordöstlich der Stadt, einem dammförmigen massig hohen Vorsprung des dahinter
 
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