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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0201

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IÖO KREIS FREIBURG.

durch eine Bogenthure vom Hofe (D) aus einfahren konnte. Der hohe Giebel der
Ostseite hat sich erhalten, während der entgegengesetzte bis auf die Tiefe des ersten
Stockwerks niedergelegt wurde; die Giebelmauern erheben sich in gleichmässiger Stärke,
während die Seitenmauern, in Keller- und erstem Geschoss von beträchtlicher Dicke
(1,60 m), darüber etwas absetzen. An der Nordmauer sind im ersten und zweiten Stock-
werk, nicht direkt übereinander, zwei Kamine eingelassen, von denen sich unten zwei
ganz verwitterte Säulenfüsse, oben ein Träger und zwei offenbar mit Kelchkapitälen
geziert gewesene Säulchen erhalten haben; alles ist aber so verwaschen, dass die ursprüng-
liche Architektur kaum mehr erkannt werden kann. Im zweiten Stock der östlichen
Giebelwand befand sich ein weiteres Kamin, dessen Rauchfang durch die ganze Mauer
ziehend an der Giebelspitze endigte. Hier haben sich ausser Stücken von Träger-
anfängern auch noch die beiden mit einfach abgeschrägten Basen und Kapitalen aus-
gestatteten Wandpfeilerchen erhalten, deren Ecken gleichfalls abgeschrägt sind oder
von Hohlkehlen belebt werden. Im ersten Stockwerk vermittelte ein im Rundbogen
geschlossenes Portal (jetzt modern wieder erneuert) in der Ecke, wo die Ringmauer (B)
anschliesst, vom Hofe her über eine, wohl aus Holz errichtete, Treppe den Eingang in
das Ritterhaus und nicht unmöglich scheint es, dass von dieser Stelle aus, sicher eben-
falls in Holzkonstruktion, eine weitere Treppe nach der im zweiten Stock noch vor-
handenen Thüre emporführte, die mit einfacher Schräge profilirt, einen von Konsolen
gestützten, geraden Sturz zeigt. Die sämmtlichen Lichtöffnungen, meist gerade abgedeckte
Doppelfenster mit einfach abgeschrägten Gewänden, liegen in tiefen Nischen, die im
Stichbogen geschlossen, an den Ecken mit Quadern bekleidet und mit je zwei Sitzbänken
ausgestattet sind.

Das ganze Gebäude ist aus Kalksteinen aufgeführt, nur zu den sämmtlichen
Architekturtheilen, sowie zu den zum Theil in Bossenquadem hochgeführten Ecken wurde
durchgehends rother Sandstein verwendet. Die Fenstergewände zeigen meist je fünf
Löcher zum Festmachen der Scheibensprossen, die Thürgewände der beiden Pforten
Balkenlöcher zum Ein- und Ausschieben des Verschlussbalkens.

An den Pallas (A) schliesst im Osten die Ringmauer fb) an mit jetzt vom Ritter-
haus aus zugänglichem Wehrgang, in dessen Zinnen zwei Schlitzscharten in Theilen sich
erhalten haben. Diese Ringmauer und die Mauer bei (c) umschlossen den südlich vor
dem Ritterhaus gelegenen Hof (D), welchen hinwiederum der Zwinger (E) umgab, der
im Süden bedeutend erweitert, die wohl aus Holz aufgeführten Dienst- und Wirthschafts-
gebäude umschlossen haben mag.

Auch ein Thurm wird bei verschiedenen Verpfändungen u. s. w. erwähnt; derselbe
scheint neben dem oberen Schloss auf dessen nordwestlicher Seite gestanden zu haben,
ungefähr bei (Z), wo gegenwärtig ein Hügel von Schutt und Trümmern sich erhebt.

Diese obere Burg Landeck hat sicherlich auch nach Erbauung des unteren Schlosses
als besondere Feste bestanden, in die man sich nach Erstürmung des letzteren zurück-
ziehen konnte.

Die untere oder vordere Burg, von deren Zwinger und Hofanlage (C) nur noch
wenige niedere Mauertrümmer ohne Architekturtheile sowie die Reste eines Thores bei
(G) sich erhalten haben, behauptet den südlichen äussersten und etwas niedrigeren Vor-
sprung der Bergkuppe und ist von dem oberen Schlosse durch einen wohl künstlich
vertieften, schmalen Graben (xj getrennt.
 
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