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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0203

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KREIS FREIE URG.

beider Burgen. Der Chor selbst war überspannt von einem einfachen jetzt zerstörten
Kreuzgewölbe, dessen mit Schrägen profilirte Rippen auf mit Masken und Figuren reich
verzierten Konsolen aufruhten. Der Raum erhielt sein Licht durch drei hohe, spitzbogige

Fenster, die jetzt der Masswerke beraubt

1

SSlfifell



, , ^i;.

Fig. 76. Ruine Landeck.
Doppelfenster am Palas der unteren Burg.

sind und öffnet sich nach dem Schiff der
Kapelle in spitzbogigem Triumphbogen,
dessen Leibung, zweimal abgetreppt, an den
Ecken einfach abgeschrägt ist. (Fig. 75.)
Rippenprofile und Konsolen, sowie
die Profilirung des Triumphbogens erinnern
ungemein an die ältesten Theile der Stadt-
pfarrkirche zu Kenzingen und verleihen
dem Gedanken viel Wahrscheinlichkeit, dass
die beiden, lokal wie zeitlich (wenig nach
1300) zu einander gehörenden, Bauten von
demselben Meister oder doch wenigstens
derselben Bauhütte erstellt worden seien.

Und zwar erscheint dieser fragliche Chorbau nur eine Vergrösserung und Erweiterung
der schon bei der Erbauung der Burg angelegt gewesenen romanischen Kapelle zu sein,

die den Umfang des jetzigen Betraumes (H)
hatte und an Stelle des quadratischen Chors (a)
nur eine vor die Mauerfläche wenig vor-
springende Apsis, vielleicht in Gestalt eines
Erkers besass, eine Annahme, für die auch das
noch erhaltene romanische Rundbogenfenster
in der Nordwand der Kapelle spricht.

Der Palas (B), im Inneren gemessen
23m lang und 8 m breit, ist ein einfaches zwei-
stöckiges Steinhaus mit einem hohen Keller-
geschoss, das durch einen unter der Kapelle
hinabsteigenden, in der Tonne überwölbten,
Kellerhals zugänglich, nach dem höher ge-
legenen Hof (C) zu je 3 m von einander ent-
fernt liegende Luftschächte besitzt und mit
starken Balken abgedeckt war, die in Ab-
ständen von 40 cm im Lichten den Raum quer
überspannten.

Die südliche Giebelmauer ist völlig zer-
stört ; die nördliche, an die Kapelle angebaute
hingegen zeigt in beiden Stockwerken noch
je eine Kaminanlage mit getrennt hochgeführtem Rauchfang und spärlichen Konsolen-
resten. Die Fensteröffnungen (s. Fig. 76) sind meistens der Hausteintheile beraubt, nur
an der Ostmauer haben sich übereinander in beiden Stockwerken ältere Gewände erhalten
und zwar von Doppelfenstern, welche in gleicher Weise von geraden, durch Blenden in
Spitz- und Kleeblattbogenform belebten, Sturze abgedeckt sind. Die oberen Fenster-

F*g- 77- Ruine Landeck.
Doppelfenster am Palas der unteren 1
 
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