AMT FREIBÜRG.
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er sich in der romanischen Zeit (Kraus Gesch. d. ehr. K. II ii, S. 320) entwickelt hat,
mit Hinzuftigung der Königskrone (12. Jh.), mit dem nackten Oberkörper, dem straff
vom Gürtel bis zu den Knieen herabfallenden Lendentuch, den nebeneinander auf dem
Suppedaneum stehenden Füssen (die nach der Zeichnung des recht zuverlässigen Bau-
meister allerdings ohne Nägel sind). — Ueber den Verbleib dieses interessanten Stückes
war, wie über das obige Kreuz, nichts zu ermitteln (s. Abbild, im Nachtrag}. (Wik.)
Von den Glocken stammen vier aus dem Jahre 1719 und sind mit einem Auf- Glocken
wand von 268g Gulden im Klostergarten zu S. Peter selbst gegossen worden.
Die Abteigebmide, bis auf den Bibliotheksaal, in den Jahren 1752 bis 1757 unter Abteigcbäude
Abt Philipp Jacob erstellt, sind prunklose, aber weite und geräumige, zweigeschossige
Putzbauten mit einfachen Fenster- und Thürgewänden, Eckpavillons und Mittelrisaliten.
In letzteren liegen im West- und Ostflügel zwei weite Treppenhäuser, die durch drei-
theilige Portale unter Balkonüberbauten auf Wandsäulen mit korinthischen Kapitalen
betreten werden, und in welchen doppelläufige Stiegen von Säulen getragen zum zweiten
Geschoss emporführen. Die Spiegeldecken der durch runde Oberlichter erhellten Räume
sind mit mittelmässigen Gemälden ausgestattet (das des Stiegenhauses im Konvent-
gebäude 1763 wahrscheinlich von Kunstmaler Ludwig Hermann gefertigt). Ueber dem
nach dem Konventsgarten führenden Portal finden sich die Wappen der Abtei und Philipp
Jacobs angebracht, zusammen mit der Inschrift (Mayer S. 151):
AEDES • CLAVSTRALES . CLAVVM • TRACTANTE . PHILIPPO •
PRAESVLE . CONSTRVCTAS, MAGNE . TVERE - DEVS
TVQVE • PETRE ■ TVVM • DEFENDE • PRECAMVR • OVILE
IN ■ COEL1 ■ CAVLAM . DENIQVE ■ TRANSFER • OVES •
A° MDCCLXXVII CAL • SEPT •
Die geräumigen, rings um die Höfe ziehenden Gänge werden von flachen, auf
Konsolen aufsitzenden Kreuzgewölben überspannt und wurden von Abt Philipp Jacob
mit den Porträts sämmtlicher Aebte (unbedeutende Phantasieporträts) ausgestattet; in
dem unteren nordöstlichen Theile findet sich auch jenes schon erwähnte Steinrelief in steinreiicf
die Wand eingelassen, welches in mittelguter Arbeit eine Verkündigung zeigt und nach Verkündigung
dem seitlich an ihm angebrachten Wappen aus den Zeiten des Abtes Gallus Voegelin
(1585 bis 1597) stammt.
Von reicher architektonisch ausgestatteten Räumen sind neben der Bibliothek nur
noch zwei zu erwähnen, der Kapitelsaal und der Fürsten- oder Speisesaal.
Ersterer, auch die ''^Heiligkreuzkapelle, genannt (s. Fig. 138), ist an den Wänden HdHgtaeuz-
mit ringsum laufendem, reich eingelegtem Gestühl ausgestattet und an der Spiegeldecke
mit guten Stuccaturen, aber mittelmässigen Gemälden aus dem Jahre 1770 dekorirt
(Mittelbild: Feierliche Uebergabe der grossen Kreuzpartikel durch Hildegard von Sirgen-
stein, Aebtissin zu Urspring an Abt Benedikt II von S. Peter, 1748; Seitenbilder:
Allegorien über das Kreuz und die Nachfolge des Gekreuzigten). In der Kapelle steht
ein üppiges, flott ausgeführtes Altarwerk, Mensa und Aufsatz von silbernen Barockranken
überzogen, die wie die Darstellungen (Antipendium Mariae Verkündigung, oben in Nische
Jünger in Emmaus, darüber Crucifixus) auf das im Feuer vergoldete und den ganzen
Altar überkleidende Kupferblech aufgelegt sind.
Der Fürsten- oder Speisesaal, ein oblonger, an den Wänden durch flache Stuck- Fanten»«]
rahmen wenig gegliederter und etwas niedriger Raum, im Mittelrisalit des südlichen Ge-
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er sich in der romanischen Zeit (Kraus Gesch. d. ehr. K. II ii, S. 320) entwickelt hat,
mit Hinzuftigung der Königskrone (12. Jh.), mit dem nackten Oberkörper, dem straff
vom Gürtel bis zu den Knieen herabfallenden Lendentuch, den nebeneinander auf dem
Suppedaneum stehenden Füssen (die nach der Zeichnung des recht zuverlässigen Bau-
meister allerdings ohne Nägel sind). — Ueber den Verbleib dieses interessanten Stückes
war, wie über das obige Kreuz, nichts zu ermitteln (s. Abbild, im Nachtrag}. (Wik.)
Von den Glocken stammen vier aus dem Jahre 1719 und sind mit einem Auf- Glocken
wand von 268g Gulden im Klostergarten zu S. Peter selbst gegossen worden.
Die Abteigebmide, bis auf den Bibliotheksaal, in den Jahren 1752 bis 1757 unter Abteigcbäude
Abt Philipp Jacob erstellt, sind prunklose, aber weite und geräumige, zweigeschossige
Putzbauten mit einfachen Fenster- und Thürgewänden, Eckpavillons und Mittelrisaliten.
In letzteren liegen im West- und Ostflügel zwei weite Treppenhäuser, die durch drei-
theilige Portale unter Balkonüberbauten auf Wandsäulen mit korinthischen Kapitalen
betreten werden, und in welchen doppelläufige Stiegen von Säulen getragen zum zweiten
Geschoss emporführen. Die Spiegeldecken der durch runde Oberlichter erhellten Räume
sind mit mittelmässigen Gemälden ausgestattet (das des Stiegenhauses im Konvent-
gebäude 1763 wahrscheinlich von Kunstmaler Ludwig Hermann gefertigt). Ueber dem
nach dem Konventsgarten führenden Portal finden sich die Wappen der Abtei und Philipp
Jacobs angebracht, zusammen mit der Inschrift (Mayer S. 151):
AEDES • CLAVSTRALES . CLAVVM • TRACTANTE . PHILIPPO •
PRAESVLE . CONSTRVCTAS, MAGNE . TVERE - DEVS
TVQVE • PETRE ■ TVVM • DEFENDE • PRECAMVR • OVILE
IN ■ COEL1 ■ CAVLAM . DENIQVE ■ TRANSFER • OVES •
A° MDCCLXXVII CAL • SEPT •
Die geräumigen, rings um die Höfe ziehenden Gänge werden von flachen, auf
Konsolen aufsitzenden Kreuzgewölben überspannt und wurden von Abt Philipp Jacob
mit den Porträts sämmtlicher Aebte (unbedeutende Phantasieporträts) ausgestattet; in
dem unteren nordöstlichen Theile findet sich auch jenes schon erwähnte Steinrelief in steinreiicf
die Wand eingelassen, welches in mittelguter Arbeit eine Verkündigung zeigt und nach Verkündigung
dem seitlich an ihm angebrachten Wappen aus den Zeiten des Abtes Gallus Voegelin
(1585 bis 1597) stammt.
Von reicher architektonisch ausgestatteten Räumen sind neben der Bibliothek nur
noch zwei zu erwähnen, der Kapitelsaal und der Fürsten- oder Speisesaal.
Ersterer, auch die ''^Heiligkreuzkapelle, genannt (s. Fig. 138), ist an den Wänden HdHgtaeuz-
mit ringsum laufendem, reich eingelegtem Gestühl ausgestattet und an der Spiegeldecke
mit guten Stuccaturen, aber mittelmässigen Gemälden aus dem Jahre 1770 dekorirt
(Mittelbild: Feierliche Uebergabe der grossen Kreuzpartikel durch Hildegard von Sirgen-
stein, Aebtissin zu Urspring an Abt Benedikt II von S. Peter, 1748; Seitenbilder:
Allegorien über das Kreuz und die Nachfolge des Gekreuzigten). In der Kapelle steht
ein üppiges, flott ausgeführtes Altarwerk, Mensa und Aufsatz von silbernen Barockranken
überzogen, die wie die Darstellungen (Antipendium Mariae Verkündigung, oben in Nische
Jünger in Emmaus, darüber Crucifixus) auf das im Feuer vergoldete und den ganzen
Altar überkleidende Kupferblech aufgelegt sind.
Der Fürsten- oder Speisesaal, ein oblonger, an den Wänden durch flache Stuck- Fanten»«]
rahmen wenig gegliederter und etwas niedriger Raum, im Mittelrisalit des südlichen Ge-