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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 6,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg (Land), Neustadt, Staufen und Waldkirch (Kreis Freiburg Land) — Tübingen u.a., 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.1225#0524

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AMT WALDKIRCH.

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Wenn auch die Scheiben vielfach überarbeitet und ergänzt erscheinen, so fällt doch
die Restauration, überall mit Verständniss vorgenommen, nirgends unangenehm auf und
erlaubt die zum Theil ganz vorzüglichen Gemätde beinahe als unversehrt zu betrachten.
Die Kompositionen der grösseren Darstellungen des ersten Fensters sind wohl nach
guten Holzschnitt- oder Kupferstichvorlagen gezeichnet, zeigen aber in den verschiedenen
Köpfen, namentlich in denen der Stifter, wie auch auf den folgenden Bildern, eine solche
Individualität und charakteristische Auffassung des Porträts, dass sie nur von einem be-
deutenderen Meister geschaffen worden sein können. Leider konnte ich über den Ursprung
der in Zeichnung und Farbengebung gleich vorzüglichen Werke, deren Entwürfe wohl
kaum von einer Hand herrühren, die aber gleichwohl, zu gleicher Zeit entstanden, in ein
und derselben Werkstatt mögen gefertigt worden sein, nichts bestimmtes auffinden. Der
Künstler muss jedoch mitten und in unmittelbarer Berührung mit dem mächtigen Kunst-
leben der damaligen Zeit gearbeitet haben und so wäre es nicht unmöglich, dass die
Werkstatt, welche diese Bilder schuf, im nahen Freiburg sich befunden hätte, worauf dann
das auf der Scheibe des jugendlichen S. Georg angebrachte Wappen der Stadt Freihurg
hinweisen würde. (B.)

Die Barockkanzel, merkwürdig weit und von viereckigem Gmndriss, hat an der
Brüstung die Figuren der Kirchenväter, am Schalldeckel die Evangelisten und als Be-
krönung die Gestalt Johannes d. T.

Der Hochaltar mit Säulenaufbau und drei grossen Barockfiguren, übliche, aber
tüchtige Arbeit, stammt aus der Augustinerkirche in Oberndorf. (Wth.)

Auf den beiden Seitenaltären finden sich Reste älterer Tafelgemälde aus der Tafelgemälde
zweiten Hälfte des 17. Jhs. eingelassen, die wohl ursprünglich nicht in der heutigen, rohen
Weise zusammengesetzt waren. Auf dem einen Bilde, das ohne Verbindung in der Mitte
Iängsgetheilt ist, wird links die Vermählung, rechts die Heimsuchung Mariae dargestellt,
auf dem anderen, ebenso unvermittelt nebeneinander, links die Beschneidung, rechts
die Geburt Christi und die Anbetung der Hirten erzählt. Die auf Holz gemalten Bilder,
schlecht erhalten und sehr vom Wurm zerstört, sind mittelgute Arbeiten eines italieni-
sirenden Malers vom Ende des 16. Jhs. (cfr. Heuweiler). Auf dem Hochaltar ein
Gemälde (Verkündigung), gute Rococo-Arbeit. fB.J

Auf dem rechten Seitenhalter die Holzfigur seiner sitzenden Madonna, in etwa Holzfigur
halber Lebensgrösse. Dieselbe ist neu gefasst, die fehlende rechte Hand und das Kind
ergänzt. Unsere Abbildung (s. Fig. 213) giebt den Zustand vor der Restauration, nach
einer mir gütigst vom Pfarramt Elzach zur Verfügung gestellten Aufnahme, die leider die
VorzügHchkeit des Faltenentwurfes nicht zur Geltung kommen lässt. Von hervorragender
Schönheit ist der Kopf, ebenso trefflich gearbeitet die erhaltene linke Hand. Das weit
über den Durchschnitt hinausragende Werk muss in den ersten Jahrzehnten des 16. Jhs.
entstanden sein. Der Sage nach stand es auf dem Altare der Neunlindenkapelle unterhalb
Elzachs, die 1778 bei einer grossen Wassernoth von den Wellen fortgerissen wurde.
Das Bild wurde von den Wassern bis nach Riegel getragen, wo es, wenig beschädigt,
von den dortigen Klosterfrauen auf einer Sandbank aufgefunden wurde und so nach
Elzach zurückgelangte. (Wth.)

Im Chor ein ehemals am Triumphbogen hängender, grosser Holzcrucifixus.

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