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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0009

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EINLEITUNG.

Zur Ortenau wird im allgemeinen Sprachgebrauch der ganze Kreis Offen-
burg gerechnet, mit Ausnahme etwa des oberen Kinzig- und Gutachtales, dazu
vom Kreise Baden die Ämter Achern und Bühl sowie vom Kreise Freiburg
ein Teil des Amtes Ettenheim. Das Hanauer Ländchen gehört auch dazu, wie
es in den obigen Grenzen mit inbegriffen ist. Südlich und nördlich bilden die
Grenze die Bleich und die Oos, im Westen der Rhein, im Osten die Schnee-
schmelze des Schwarzwaldes.1) Es ist dies der geographische Begriff, den wir
mit dem Namen zu verbinden haben; in der politischen Geschichte wird
darunter im engeren nur die Landvogtei verstanden.

In jenem geographischen Sinne also kann man ohne großen Fehler sagen,
daß in dem vorliegenden Bande die Kunstdenkmäler der Ortenau beschrieben
werden.

Wann aber kommt der Name auf und was bedeutet er? Er erscheint
zum erstenmal als Mordunowa 763, allerdings in einer Kopie bezw. Fälschung
von 1457, dagegen 768 sicher als Mordenaugia. Weiter heißt es dann Mordinuavia
(777), in pago Martinhauga 845 (Fälschung des n.Jhs.), in pagello Mortinau-
ginse 861, Mortonogowa 866, Mortunowa 888. Ich muß hier darauf ver-
zichten, all die verschiedenen Formen anzuführen, die der Name im Lauf der
Jahrhunderte angenommen hat, und verweise dafür auf Krieger.2) Mit dem
Ende des 15. Jhs. verliert der Name seinen Anlaut und nähert sich seiner
heutigen Form; es heißt 1466 in der Ortnow, 1504 in der Ortenaw, 1507 noch
in der Ortenaw und Mortenaw. Von dem 16. Jh. aber verschwindet die letztere
Form und wir hören nur noch von der Ortenau.

Von einer sagenhaften Erklärung des Namens, die lange beliebt war, hat
uns Münster in seiner »Cosmographey«3) berichtet. »Die Mortnaw ligt an
einem gebirg,« schreibt er, »rinnt die kintzig dardurch, hat vorzeiten die ortnaw
geheißen, aber von wegen der Mörder, deren etwann viel darinn gewesen,
besonder am dorff Humbßfelden, das am Rhein ligt, hat es diesen nammen die
Mortnaw bekommen.« Münster spielt hier auf ein Ereignis seiner Zeit an.

*) Ko 1 b, Topographisches Lexikon von Baden III, S. 41, und Birlinger, Rechtsrhein.
Alemannien, S. 40.

2) Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Bd. II2, S. 434.
8) Basel IS74, dccxiiij.
 
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