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Wingenroth, Max; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 7): Die Kunstdenkmäler des Kreises Offenburg — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.1370#0769

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AMT WOLFACH. — KALTBRUNN. (WITTICHEN.) 625

Die Gründerin des Wittichener Klosters, Liutgard, wurde als armer Eltern Kind
im Schenkenzeller Tal nahe der Burg Wittichenstein 1290 oder 1291 geboren. Im J. 1302
fand sie Aufnahme im Tertiarierinnenkloster zu Oberwolfach. Wunder und Vorzeichen
begleiten ihren Eintritt ins Leben wie jeden wichtigeren Schritt desselben; Visionen und
die Versenkung in die Geheimnisse mystischer Kontemplation begegnen allerwärts in
der kurz nach ihrem Tod (vor 1356; mit späteren, bis 1394 reichenden Zusätzen) von
einem sonst unbekannten Pfarrer Berthold verfaßten Vita, die zu den anmutigsten Proben
mystischer Literatur zu rechnen ist (Hss. aus dem Laßbergschen Nachlaß in Donau-
eschingen). Zu beachten ist auch, daß Liutgard mit den Zentren mystischen Lebens
am Oberrhein, Günterstal, Königsfelden und Töß in direktem Verkehr stand.

Es ist nicht recht klar, weshalb Liutgard das Wolfacher Kloster verließ und sich
zu einer Neugründung entschloß. Nach der Vita wäre jene Niederlassung von Johann XXII.
aufgelöst und den Schwestern das Tragen der Ordenskleidung untersagt worden; indes
läßt sich das Mutterkloster noch 1329 nachweisen,l) da das Wittichener Klösterchen
schon bestand. Die »Jahrgeschichten« verlegen die Gründung des letzteren ins J. 1324
und sagen, daß anfangs nur zwei Schwestern von Wolfach herübergezogen, daß aber
1325 alle 34 Schwestern in Prozession gefolgt seien. Da das Gebiet der Neugründung
den Geroldseckern und dem Herzog von Teck gehörte, suchte Liutgard erst bei letzterem
um Unterstützung und beim Geroldsecker Vogt auf der Burg Schenkenzell um Erlaubnis
nach. Die Geroldsecker Herrschaft wies ihr sofort das Erträgnis der S. Katharinen-
Pfründe an. Weitere Mittel verschaffte sich die Selige auf Bittgängen nach Straßburg,
nach Aarau und zur Königin Agnes in Königsfelden. An letzterem Ort wird ihr der
gleichzeitig stattfindende Brand ihres Klösterchens geoffenbart (1327). Agnes soll daraufhin
die Kosten des Neubaues (1329) getragen und Güter in Brugg angewiesen haben.
1330 wurde die Kirche konsekriert zu Ehren Mariens, der Heiligen Katharina, Klara,
Franciscus, Petrus und Paulus und aller Heiligen (Haupttitulus Allerheiligen).

Wie die Geroldsecker die Stiftung von Anfang an begünstigt, so förderten sie sie
durch mancherlei Zuwendungen. 1327 schenkten Walter von Geroldseck und der durch
seinen Besitz gleichfalls an dem neuen Gotteshaus interessierte Graf Georg von Veldenz
den Kirchensatz von Roßberg, wogegen sich die Familie Geroldseck für alle Zeiten das
Vogtei- und Schirmrecht garantieren läßt; 1331 der gleiche Geroldsecker den viel einträg-
licheren Kirchensatz von Schenkenzell, dessen Kirche 1350 völlig inkorporiert wurde.2)
1348 treten er und seine zwei Söhne zu ewigem Zinslehen gegen jährlich 4 Pfund Heller
den Wald in Wittichen ab,8) dieser Waldzins wird aber zunächst 1358 den zwei ins Kloster
getretenen Töchtern eines Toley zugewendet, nach deren Tod er erst frei dem Konvent
zufallen soll. Herzog Albrecht und seine Gemahlin Johanna schenken 1340 400 fl., womit
für alle Zeiten zwei Priester unterhalten werden sollen.4) Eine Straßburgerin, Duda,
Witwe des Bürckelin genannt Schaffner von Westhoven, vermacht 1376 einen Hofsamt
allem Zubehör in Molsheim (gelegen neben Mag. Mathias von Neuenburg).5) In großer
Menge häuften sich in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts die Schenkungen von seiten

*) Fürstenb. Urk.-Buch V, S. 381.

2) Regesten der Bischöfe von Konstanz II, Nr. 4529 und 5009.

8) Ruppert, Gesch. der Mortenau I, S. 500.

*) Vgl. Lichnovsky, Gesch. des Hauses Habsb., Regg. von Birk III, S. 1235.

5) Z. 21, S. 294.
 
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