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118 AMT BRETTEN — MÜNZESHEIM

Geschichte traktiert. Kaufleute aus Speier wurden aus Rache auf einer Reise durch Münzesheim
und Sickingen niedergeworfen und ein Stadtsöldner erschossen. Deshalb Rachezug
der Stadt Speier mit Unterstützung von Mainz und Worms, wobei die Burg Münzes-
heim erobert und in Brand gesteckt; viele Adelige dabei gefangen. Durch Ver-
mittlung Pfalzgraf Ruprechts wurde die Fehde beigelegt.

Hans Hofwart von Kirchheim, vermählt mit Knnigunde von Rosenberg (gest.
1545), wurde i486 in Aachen zum Ritter geschlagen, 1512 Speierer Hofmeister. Er
war eine hünenlange Erscheinung, wurde später blind und kindisch und starb 1522
(die Grabinschriften der beiden unten). Adam Hofwart von Kirchheim, geb. 1502,
verheiratet mit Anna von Weiler, ließ in den Streitigkeiten mit seinen Bauern diese
ihren Rügebrief, den sie 1526 bei Markgraf Philipp erwirkt hatten, aufessen.
Wichtig in dieser Zeit die Münzesheimer Dorfordnung von 1562, in der bestimmt
wird: Wer bauen will, soll die Schwellen 2—3 Schuh hoch über den Boden legen.
Der Zimmermann muß geloben, nur das zum Hausbau jedesmal notwendige Holz zu
fällen. Franz Konrad, mit Helene Landschad von Neckarsteinach vermählt, starb
1602. Hans Philipp (geb. 1620), verheiratet mit Rosine Kunigunde von Rineck, ver-
schied zu Gochsheim im Mentzingenschen Haus 1675 ^s der letzte seines Stammes.

Das Münzesheimer Lehen kam zunächst an Ursula Katharina von Waldhof zu
Merchingen, die es bis 1680 besaß. Dann wurden die morganatischen Söhne des
Markgrafen Friedrich VI., Friedrich (gest. 1678) und Johann Bernhard (gest. zu Gochs-
heim 1734), mit dem Lehen begabt und nannten sich nach dem Ort. Infolge Streitig-
keiten mit der Reichsritterschaft trat Friedrich August 1761 das Dorf wieder an
Baden ab, nachdem er das Rittergut bereits 1753 wegen Überschuldung verkauft
hatte.

Vorgeschichtliches und Römisches. Wenig bekannt.
Fränkisches Fränkisches. Bei Fundamentgrabungen anläßlich des Neubaues der Kirche

1857 wurden auf dem alten Friedhof zwei mit Kalksteinen ausgemauerte verputzte
und ostwestlich gerichtete Gräber nebeneinander aufgedeckt. Oben mit rauhen
Sandsteinplatten bedeckt. Die Funde in den Karlsruher Sammlungen. Im kleineren
Grab: Feine Goldstreifen in der Brustgegend des Skelettes, Henkelkrug römischer
Form, Glasbecher, kupferne Zierplatte eines eisernen Schildbuckels mit vier lateinischen
eingepunzten Kreuzen auf den Armen und einem griechischen Kreuz auf dem
Nabel. Im größeren Grab: Eine birnenförmige bronzene Henkelkanne mit Ausguß,
Teil eines fiachrandigen Bronzebeckens mit zwei Griffen, eines Henkelkrugs, rundes
Bronzetellerchen, Trinkglas, Scramasax, Speerspitze und ein Kreuz aus Bronzeblech
mit Bronzenägeln auf den Flügeln. Ein weiteres Grab mit dem Fund einer eisernen
Klappschere unter dem Kirchenboden. Das Ganze wohl von dem älteren fränkischen
Friedhof. Ca. 600 n. Chr. (Wagner II, 109 bis in, mit Abbild.)
Martins- Ev. Pfarrkirche St. Martin. Bereits 1273 erwähnt, als parochialis

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ecclesia in Mocesenheym 148g. Pfarrsatz hatte das Speierer Domkapitel. — Die
vorige wurde 1520 erbaut, 1745 restauriert. Ihr Turm auf der WTestseite eingebaut,
das Langhaus zu drei Fensterachsen. Sakristei auf der Südseite. Im dreiseitigen,
eingezogenen, orientierten Chor die herrschaftliche Loge. (Plan von 1745 im GLA.
und von 1806 in dem Kataster des Rathauses eingebunden). Der Hauptaltar des
hl. Martin, der südliche Nebenaltar der hl. Katharina, beide bei Einführung der Refor-
 
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