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Aus'mWeerth, Ernst [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des christlichen Mittelalters in den Rheinlanden (3. Band): Bildnerei — Leipzig: T. O. Weigel, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.18499#0017
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DEUTZ. 13

letzterer hält in der ersten Begegnung mit dem Kaiser ein folgende Worte enthaltendes
Spruchband:

Amplius non videhimus faciem nostram.
Die Randschrift heisst:

f Corda. cruenta. necat. venia, rex. du. (dum) bene. placat.
f Iram. pontificis. ter. prebens. oscula. pacis.
12. Medaillon: Tod des h. Heribertus. Im obern Theile des Bildes liegt der Ge-
storbene., am Kopf- und Fuss-Ende umfasst von zwei trauernden Clerikern, auf dem Todten-
bette ; unten begegnen wir der Einsenkung des Todten in die Gruft. Die Umschrift lautet:

f llic. pater. in. signis. meritis. rutilans. velut ignis.
f Fit. requie. tu ins. paradysi. carne. solutus.
Diese 12 emaillirten Medaillons der beiden Dachflächen — getrennt durch emaillirte
Pflaster, welche an der einen Seile (1) korrektere architektonische Form (Taf. XL1V. lg—1 i),
an der anderen (1b) freiere Gestaltung zeigen, indem sie oben und unten nämlich in Halbrunde
mit Engeln (Taf. XL1V. 1 c) ausmünden und im Schafte agonistische Darstellungen (Taf.
XLIV. 1 f) enthalten14 — ruhen stets in einem Teppich vortrefflich getriebener und ver-
goldeter Ornamente. Umfasst von phantastischen Thiergestalten schmücken die 4 Ecken jedes
dieser 12 Teppiche 4 Medaillons mit Halbfiguren palmentragender Märtyrer und symbolischer
Personen, die Scepter, Fackeln, Blumen u. s. w. in den Händen halten.

Der kostbare Schmuck der mit Edelsteinen und Emaillen verzierten Bänder in den Bo-
gen der Giebelseiten und an den Dachrändern wie des getriebenen mit Bergkry stallen durch-
setzten Kammes ist aus den Abbildungen ersichtlich.

Zweifellos lassen die einfacheren Farben der meist blau in weiss und grün in gelb ge-
brochenen Emaillen5 von denen die mitgetheilten als die buntesten ausgewählt wurden, das
Zurücktreten des Filigrans, die Anwendung der Pilaster statt der Säulen, die streng an-
schliessende Gewandung der Apostel den Heribertschrein älter als die entwickelteren grossen
Siegburger Schreine erscheinen. Freilich darf hierbei nicht übersehen werden, dass die
Vergleichung der einzelnen Theile des Heribertschreines auf zwei verschiedene Werk-
stätten deutet, von denen die eine als die fortgeschrittenere erscheint. Geringere Ver-
schiedenheiten, wie z+ B. die eines Wechsels von Silber und Kupfer in den getriebenen
Dachflächen, die reichere Farbengebung einzelner, und zwar der mitgetheilten, Emaillen
bei Seite lassend, muss als belangreicherer Unterschied die Behandlung der Garnation in
den Medaillons und den Prophetengestalten hervorgehoben werden. Bei ersteren erscheinen
alle Pleischtheile nur im Goldgrunde contourirt, bei letzteren bestehen sie schon aus farbiger
Emaille.

14. In dieser merkwürdigen Gruppe, die sich ähnlich an den Schreinen zu Aachen und Sieg-
burg findet, ist die überwältigende Person durch einen rothen Nimbus von der überwäl-
tigten unterschieden, was wohl eine Deutung der TJeberwindung des bösen Princips durch
das gute zulässt.
 
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