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Am Ende der Bronzezeit, etwa im 9. oder 8. Jahrhundert, verschwinden die Grabhügel allmählich und werden
von Flachgräbern abgelöst, bei denen die Urnen mit dem Leichenbrand ohne Hügel in der Erde vergraben
sind. Solche Flachgräberfelder fanden sich u. a. bei Templin (Vietmannsdorfer Weg), Boitzenburg, Ringen-
walde und Klostcrwalde. Mit diesem Wechsel der Bestattungssitte bricht gleichzeitig eine neue Kultur-
periode an, die durch das Auftreten eines bisher unbekannten Metalls, des Eisens, bedingt ist.
Vie ältere germanisciie kisenreit (etwa soo v. Lkr. bis um Lbr. Seb.)
Wenn auch das erste Auftreten des Eisens, dessen Verwendung im Mittelmeergebiet mehrere Jahrhunderte
früher bekannt war, im Norden schon in der jüngeren Bronzezeit bemerkbar wird, ist es doch erst vom 8. Jahr-
hundert ab in solcher Menge vorhanden, daß man von einer grundlegenden Umgestaltung der materiellen
Kultur sprechen kann. Infolge seiner größeren Härte war das Eisen gegenüber der Bronze zur Herstellung
von Werkzeugen aller Art besser geeignet und besaß zudem den Vorteil der Eigengewinnung im Lande
durch Ausschmelzen des heimischen Raseneisensteins. Im Gegensatz zu anderen Landschaften Norddeutsch-
lands ist es bisher nicht gelungen, die ältesten Eisenfunde der Uckermark zeitlich genau festzulegen. Dies
liegt vor allem daran, daß die Gräber der ältesten Eisenzeit außerordentlich spärlich mit Beigabe ausgestattet
sind und keinen tieferen Einblick in den Formenkreis der Schmuck- und Gebrauchsgeräte möglich machen.
Da wir über die ältere Eisenzeit im Kreise Templin fast ausschließlich durch Grabfunde unterrichtet sind,
bleibt daö bisher gewonnene Bild noch recht unvollständig. Bereits im jüngsten Abschnitt der Bronzezeit
hatte sich die Grabform gewandelt. Die Hügelgräber waren mehr und mehr gegenüber den Flachgräbern
zurückgetreten, eine Bestattungsart, die für die ganze fragliche Zeit charakteristisch ist und sich noch weit in
die jüngere Eisenzeit hinein gehalten hat. Das Inventar der ältesten Gräber unterscheidet sich nur wenig
von dem der jüngsten Bronzezeit. Kennzeichnend ist eine ausgesprochene Armut an Metallbeigaben, die bis
zum Beginn der Latsnezeit (etwa 5. Jahrhundert) andaucrt. Der erste Abschnitt der Eisenzeit auf germa-
nischem Gebiet hat im Gegensatz zur voraufgcgangenen Bronzezeit kein eigenes kulturelles Gepräge, sondern
zeigt eine weitgehende und maßgebliche Beeinflussung durch fremde Kulturkreise. In erster Linie ist es wieder
die Lausitzer Kultur, und zwar eine ihrer jüngeren lokalen Ausprägungen, der„Göritzer Typus", durch den
die germanische Kultur stark beeinflußt wird. Reicht doch dessen Verbreitungsgebiet im Kreise Angermünde
weit in die Uckermark hinein, so daß das Templiner Kreisgebiet zu dieser Zeit germanisches Grenzland bildet.
Keramik und Metallgerät des Göritzer Typus, z. B. flaschenförmige Gefäße mit Sparrenornament, Bronze-
bommeln und Schwanenhalsnadeln, finden sich auch auf germanischem Gebiet zahlreich, wogegen eigene
Formen demgegenüber zurücktreten. Auch die süddeutsche und donauländische Hallstattkultur — so be-
nannt nach dem großen Gräberfeld bei Hallstatt im Salzkammergut — beeinflußte den germanischen
Norden in weitgehendem Maße. Daö leider verlorengegangene Bronzeschwcrt von Beenz war eines der
schönsten Einfuhrstücke dieser Kultur im mittleren Norddeutschland. Geringer sind die Einwirkungen der
ostgermanischen Gesichtsurnenkultur, aus deren Formenkreis der bronzene Hohlwustring von Warbende
(Staatliches Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin) stammt.
Nachdem die Lausitzer Kultur zu Beginn des 5. Jahrhunderts dem Ansturm der Germanen hatte weichen
müssen und ohne Spuren zu hinterlassen völlig verschwunden war, wurde gleichzeitig in Süd- und West-
deutschland die Hallstattkultur durch die keltische Latenekultur — benannt nach einer Fundstelle im Neuen-
burger See (westliche Schweiz) —- abgelöst. Schon die jüngsten Hallstattformen hatten im westgermanischen
Kulturkreis — besonders im Mittelelbgebiet —- in starkem Maße Eingang gefunden. In der Uckermark
beginnt jedoch die südliche Beeinflussung im wesentlichen erst mit der Latsnezeit (etwa 400 v. Chr. bis um
Ehr. Geb.), deren Gräber im Gegensatz zu der voraufgehenden Zeit sehr zahlreich mit Beigaben ausgestattet
sind. Latönezeitliche Gräberfelder sind im Kreise bei Templin selbst, bei Storkow, Milmersdorf und Lychen
(Lexows Hof) gefunden worden, von denen jedoch keines sachgemäß untersucht worden ist. Einzelne Gräber
kamen bei Mildenberg, Zehdenick, Badingen, Gerswalde und Flieth zutage. Das bei weitem größte und
interessanteste Feld des Kreises ist das von Storkow (Funde im Museum Prenzlau), dessen einzelne Grab-
 
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