lemplin
151
feite kann man dagegen einen Rundgang um die ganze Stadt machen. Ein ringsherum laufender Wehrgang
bestand anscheinend nicht. Nur die Weichhäuser haben im Innern Absätze(meist zwei),aufdie zu Verteidigungs-
zwecken Balken- und Bretterlagen aufgelegt werden konnten, und dementsprechend in zwei Geschossen über-
einander angeordnete Scharten und Zinnen. Außerdem befinden sich Zinnen nur noch seitlich der Tortürme.
Hier muß also einst ein Stück Wehrgang angebracht gewesen sein. Diese Zinnen bestehen ebenso wie die Mauer-
krone, die Tortürme, die Einfassungen der Scharten und Teile der Weichtürme aus Backsteinen in Kloster-
format. Mittelalterlich scheinen noch die Zinnen südlich des Mühlentores zu sein; am Berliner Tor sind
sie erneuert. Auf der recht zuverlässig erscheinenden Federzeichnung von Petzold (um 1710) sind die rechts
und links des Mühlentorturmes angebrachten Mauerzinnen deutlich zu erkennen. Einer der Weichtürme
(im Nordwesten) ist viereckig (auch auf der Ansicht von Petzold zu sehen), zwei andere sind nachträglich durch
einen von innen vorgelegten Halbzylinder vollrund zu Pulvertürmen umgewandelt worden. Der Pulver-
turm im Nordosten der Stadt hat bis heute noch ein massiv gemauertes Kegeldach und eine eisenbeschlagene
Tür. Auf dem Plan von 1725 sind — wohl ungenau — noch zwei weitere Rundtürme eingezeichnet. Einige
der Weichtürme haben im Innern einen aus Backstein im Klosterformat gemauerten Bogen. Die meisten
Scharten und Zinnen sind vermutlich im 17. oder 18. Jh. zugesetzt worden. Auch sonst sieht man, daß man
im 18. Jh. Sorge getragen hat, das Mauerwerk zu erhalten. Die in der Zeit nach dem Brande von 17^5
neu geschaffenen Mauerdurchbrüche sind durch pylonenartige Pfeiler abgeschlossen; das Neue Tor im Osten
hat sich noch heute so erhalten. Der Durchbruch an der Propsteistraße stammt erst aus dem 20. Jh.
Noch 1725 waren alle Toranlagen mit Vortoren, Brücken und Zwingern erhalten, heute sind Vortor
und Zwinger nur noch am Prenzlauer Tor vorhanden. Schon damals befand sich neben der Durchfahrt
durch den Turm noch eine zweite Durchfahrt. Der Mühlen- und der Prenzlauer Torturm haben zwei Ober-
geschosse, der Berliner Torturm drei, darüber das Satteldach, deren zweigeschossige, mit Fialen verzierte
Staffelgiebel der Stadt- bzw. der Feldseite zugekehrt sind. Der Grundriß der Türme ist nahezu quadratisch,
das Äußere reich gegliedert durch gekuppelte Maßwerkfenster und Blendnischen, das Mühlentor ist außer-
dem mit einem Plattenfries aus Formsteinen mit edel gezeichneten Blattmustern verziert. Die Feldseiten
der Türme haben Vorbauten für das Fallgatter, das hinter einem hohen Spitzbogen in einer Nut herab-
gelassen wurde. Die Turmtreppen sind durch kleine Türen von der Stadtseite aus zugänglich. Das Vortor
des Prenzlauer Tores hat zwei rundbogige Durchfahrten und ein mit Blenden verziertes Obergeschoß,
Satteldach, Staffelgiebel und ein angebautes Treppentürmchen. Es ist durch eine in der Mitte ein Knie
bildende Zwingermaucr mit dem Jnnentor verbunden (abgebildet bei Bergau).
Die Baugeschichte der Stadlbefestigung ist zeitlich nicht genau festzulegen. Nach dem Baubefund scheint
alles Wesentliche bis zur Mitte des 15. Jh. gestanden zu haben. Nur die seitlich der Tortürme liegenden
Öffnungen sind wohl später entstanden. Erst ein genauer Vergleich mit datierten norddeutschen Stadtbefesti-
gungen und das Vorkommen der Formsteinplatten des Mühlentorfrieses auch an Bauwerken, deren Ent-
stehungszeit überliefert ist, würde weitere Schlüsse zulassen.
84c>
847
845/ 842, Z47
848/ 844
189/ 844
izy. Templin. Plattenfrieö vom
Mühlentorturm
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feite kann man dagegen einen Rundgang um die ganze Stadt machen. Ein ringsherum laufender Wehrgang
bestand anscheinend nicht. Nur die Weichhäuser haben im Innern Absätze(meist zwei),aufdie zu Verteidigungs-
zwecken Balken- und Bretterlagen aufgelegt werden konnten, und dementsprechend in zwei Geschossen über-
einander angeordnete Scharten und Zinnen. Außerdem befinden sich Zinnen nur noch seitlich der Tortürme.
Hier muß also einst ein Stück Wehrgang angebracht gewesen sein. Diese Zinnen bestehen ebenso wie die Mauer-
krone, die Tortürme, die Einfassungen der Scharten und Teile der Weichtürme aus Backsteinen in Kloster-
format. Mittelalterlich scheinen noch die Zinnen südlich des Mühlentores zu sein; am Berliner Tor sind
sie erneuert. Auf der recht zuverlässig erscheinenden Federzeichnung von Petzold (um 1710) sind die rechts
und links des Mühlentorturmes angebrachten Mauerzinnen deutlich zu erkennen. Einer der Weichtürme
(im Nordwesten) ist viereckig (auch auf der Ansicht von Petzold zu sehen), zwei andere sind nachträglich durch
einen von innen vorgelegten Halbzylinder vollrund zu Pulvertürmen umgewandelt worden. Der Pulver-
turm im Nordosten der Stadt hat bis heute noch ein massiv gemauertes Kegeldach und eine eisenbeschlagene
Tür. Auf dem Plan von 1725 sind — wohl ungenau — noch zwei weitere Rundtürme eingezeichnet. Einige
der Weichtürme haben im Innern einen aus Backstein im Klosterformat gemauerten Bogen. Die meisten
Scharten und Zinnen sind vermutlich im 17. oder 18. Jh. zugesetzt worden. Auch sonst sieht man, daß man
im 18. Jh. Sorge getragen hat, das Mauerwerk zu erhalten. Die in der Zeit nach dem Brande von 17^5
neu geschaffenen Mauerdurchbrüche sind durch pylonenartige Pfeiler abgeschlossen; das Neue Tor im Osten
hat sich noch heute so erhalten. Der Durchbruch an der Propsteistraße stammt erst aus dem 20. Jh.
Noch 1725 waren alle Toranlagen mit Vortoren, Brücken und Zwingern erhalten, heute sind Vortor
und Zwinger nur noch am Prenzlauer Tor vorhanden. Schon damals befand sich neben der Durchfahrt
durch den Turm noch eine zweite Durchfahrt. Der Mühlen- und der Prenzlauer Torturm haben zwei Ober-
geschosse, der Berliner Torturm drei, darüber das Satteldach, deren zweigeschossige, mit Fialen verzierte
Staffelgiebel der Stadt- bzw. der Feldseite zugekehrt sind. Der Grundriß der Türme ist nahezu quadratisch,
das Äußere reich gegliedert durch gekuppelte Maßwerkfenster und Blendnischen, das Mühlentor ist außer-
dem mit einem Plattenfries aus Formsteinen mit edel gezeichneten Blattmustern verziert. Die Feldseiten
der Türme haben Vorbauten für das Fallgatter, das hinter einem hohen Spitzbogen in einer Nut herab-
gelassen wurde. Die Turmtreppen sind durch kleine Türen von der Stadtseite aus zugänglich. Das Vortor
des Prenzlauer Tores hat zwei rundbogige Durchfahrten und ein mit Blenden verziertes Obergeschoß,
Satteldach, Staffelgiebel und ein angebautes Treppentürmchen. Es ist durch eine in der Mitte ein Knie
bildende Zwingermaucr mit dem Jnnentor verbunden (abgebildet bei Bergau).
Die Baugeschichte der Stadlbefestigung ist zeitlich nicht genau festzulegen. Nach dem Baubefund scheint
alles Wesentliche bis zur Mitte des 15. Jh. gestanden zu haben. Nur die seitlich der Tortürme liegenden
Öffnungen sind wohl später entstanden. Erst ein genauer Vergleich mit datierten norddeutschen Stadtbefesti-
gungen und das Vorkommen der Formsteinplatten des Mühlentorfrieses auch an Bauwerken, deren Ent-
stehungszeit überliefert ist, würde weitere Schlüsse zulassen.
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845/ 842, Z47
848/ 844
189/ 844
izy. Templin. Plattenfrieö vom
Mühlentorturm