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Die germanische Kultur der jüngeren Eisenzeit trägt einen durchaus selbständigen Charakter, obwohl die
Handelsbeziehungen mit dem provinzialrömischen Gebiet an Rhein und Donau — besonders in den ersten
drei Jahrhunderten— sehr stark gewesen sind. Zeugen dieses Handelsverkehrs sind zahlreiche Einfuhrgegen-
stände aus dem genannten Gebiet, die an der Grenze gegen einheimische Erzeugnisse wie Getreide, Felle,
Bernstein u. a. eingetauscht wurden und ihren Weg auch in die entferntesten germanischen Siedlungsgebiete
gefunden haben. Römische Bronzegefäße— das wichtigste Einfuhrgut— sind zwar in der Uckermark bisher
nur in den Kreisen Prenzlau und Angermünde gefunden worden, doch stammt aus Potzlow eine bronzene
römische Scheibenfibel mit eingelegtem Schachbrettmuster und aus einem Grabe bei Templin (Buchheide)
ein leider verlorengegangenes Terrasigillata-Gefäß mit dem Herkunftsstempel des römischen Töpfers.
Ferner sind eine Anzahl römischer Münzen im Kreisgebiet gefunden worden, so z. B. auf dem Marktplatz
von Zehdenick (erstes Jahrhundert), bei Suckow (Kaiser Hadrian, Denar, 117—iz8 n. Chr.), Lychen (Kupfer-
münze des Kaisers Antonius), Flieth (Kupfermünze der Julia Mammaea 2Z5 n.Chr.) und Warbende (Denar
des Antoninus Pius iz8—161 n.Chr.)
Siedlungsplätze aus dieser Zeit sind im Kreise bisher kaum bekannt — einige Scherben von Gebrauchs-
gefäßen stammen von der Gemarkung Beutel —, doch sind wir über die westgermanische Siedlungsweise
und über den Hausbau durch Funde aus den benachbarten Gebieten verhältnismäßig gut unterrichtet.
Es waren Dorfsiedlungen und auch einzelne Gehöfte vorhanden, in denen das seit alters überkommene
zweiräumige Pfostenhaus die häufigste Hausform bildete. Stellenweise wurden auch einräumige Häuser
und solche mit drei bis vier Räumen sowie Speichergebäude festgestellt.
Im Laufe des vierten Jahrhunderts verläßt die spärliche Bevölkerung das Kreisgebiet, um im Zuge der
Völkerwanderung in südlicher und südwestlicher Richtung abzuwandern. Wenn auch die dürftigen Funde
nicht ausreichen, um die Stammeszugehörigkeit der kaiserzeitlichen Germanen im Kreise Templin festzulegen,
kann doch angenommen werden, daß sie zu dem großen Stammesverband der Sueben gehörten, die aus dem
Gebiet zwischen Elbe und Oder nach Südwestdeutschland abwanderten, um dort als Schwaben (Ale-
mannen) seßhaft zu werden.
Aus dem fünften und sechsten Jahrhundert fehlt aus dem Kreisgebiet bisher jeder Fund, der auf die An-
wesenheit einer germanischen Restbevölkerung schließen lassen könnte. Trotzdem muß nach neueren Ergeb-
nissen angenommen werden, daß ein kleinerer Teil der Bevölkerung zurückgeblieben ist und kulturelle Be-
ziehungen zu den Auswanderern aufrechterhalten hat. Immerhin war die Bevölkerung während dieser
Zeit zahlenmäßig so gering, daß sie kulturell kaum in Erscheinung trat und es auch zu keinem volklichen
oder politischen Zusammenschluß bringen konnte.
Vie 8iawenreit (etwa soo-isoo n. Lkr.)
Frühestens im siebenten — vielleicht sogar erst am Anfang des achten Jahrhunderts — setzt ein allmählicher
Zustrom einer neuen, andersgearteten Bevölkerung ein. Es sind Teile des großen Volksstammes der Slawen
— von den Deutschen Wenden genannt —, die aus ihrer Urheimat im östlichen Polen nach und nach in das
von den Germanen verlassene Gebiet bis zur Elbe und Saale eindringen, sich in ihrer neuen Heimat rasch
vermehren und in einzelne Stämme und Stammesgruppen aufspalten. Die Wenden der Uckermark gehörten
zu der nordslawischen Stammesgruppc der Milzen oder Liutizen, die aus verschiedenen kleineren Stämmen
zusammengesetzt waren. Der nördliche Teil des Kreises Templin — jenseits der südlichen Endmoräne —
war Siedlungsraum der Ukrer, nach denen die Uckermark noch heute ihren Namen trägt. Den übrigen
größeren Teil des Kreises bewohnte der Stamm der Riezianen.
Slawische Siedlungsplätze sind im Kreise in großer Anzahl bekannt und durch das zahlreich Herumliegende
Scherbenmaterial leicht kenntlich. Solche Wohnplätze finden sich häufig an den Seen um Templin, ferner
bei Zootzen, Thomsdorf, Warthe, Rutenbcrg, Potzlow, Naugarten, Mildenbcrg, Storkow, Hammelspring,
Gandenitz, Beutel, Alt Temmen, Retzow und auf verschiedenen anderen Gemarkungen. Der Lebensweise der
Bevölkerung entsprechend, die außer dem Ackerbau weit mehr als die Germanen Jagd und Fischfang betrieb,
Die germanische Kultur der jüngeren Eisenzeit trägt einen durchaus selbständigen Charakter, obwohl die
Handelsbeziehungen mit dem provinzialrömischen Gebiet an Rhein und Donau — besonders in den ersten
drei Jahrhunderten— sehr stark gewesen sind. Zeugen dieses Handelsverkehrs sind zahlreiche Einfuhrgegen-
stände aus dem genannten Gebiet, die an der Grenze gegen einheimische Erzeugnisse wie Getreide, Felle,
Bernstein u. a. eingetauscht wurden und ihren Weg auch in die entferntesten germanischen Siedlungsgebiete
gefunden haben. Römische Bronzegefäße— das wichtigste Einfuhrgut— sind zwar in der Uckermark bisher
nur in den Kreisen Prenzlau und Angermünde gefunden worden, doch stammt aus Potzlow eine bronzene
römische Scheibenfibel mit eingelegtem Schachbrettmuster und aus einem Grabe bei Templin (Buchheide)
ein leider verlorengegangenes Terrasigillata-Gefäß mit dem Herkunftsstempel des römischen Töpfers.
Ferner sind eine Anzahl römischer Münzen im Kreisgebiet gefunden worden, so z. B. auf dem Marktplatz
von Zehdenick (erstes Jahrhundert), bei Suckow (Kaiser Hadrian, Denar, 117—iz8 n. Chr.), Lychen (Kupfer-
münze des Kaisers Antonius), Flieth (Kupfermünze der Julia Mammaea 2Z5 n.Chr.) und Warbende (Denar
des Antoninus Pius iz8—161 n.Chr.)
Siedlungsplätze aus dieser Zeit sind im Kreise bisher kaum bekannt — einige Scherben von Gebrauchs-
gefäßen stammen von der Gemarkung Beutel —, doch sind wir über die westgermanische Siedlungsweise
und über den Hausbau durch Funde aus den benachbarten Gebieten verhältnismäßig gut unterrichtet.
Es waren Dorfsiedlungen und auch einzelne Gehöfte vorhanden, in denen das seit alters überkommene
zweiräumige Pfostenhaus die häufigste Hausform bildete. Stellenweise wurden auch einräumige Häuser
und solche mit drei bis vier Räumen sowie Speichergebäude festgestellt.
Im Laufe des vierten Jahrhunderts verläßt die spärliche Bevölkerung das Kreisgebiet, um im Zuge der
Völkerwanderung in südlicher und südwestlicher Richtung abzuwandern. Wenn auch die dürftigen Funde
nicht ausreichen, um die Stammeszugehörigkeit der kaiserzeitlichen Germanen im Kreise Templin festzulegen,
kann doch angenommen werden, daß sie zu dem großen Stammesverband der Sueben gehörten, die aus dem
Gebiet zwischen Elbe und Oder nach Südwestdeutschland abwanderten, um dort als Schwaben (Ale-
mannen) seßhaft zu werden.
Aus dem fünften und sechsten Jahrhundert fehlt aus dem Kreisgebiet bisher jeder Fund, der auf die An-
wesenheit einer germanischen Restbevölkerung schließen lassen könnte. Trotzdem muß nach neueren Ergeb-
nissen angenommen werden, daß ein kleinerer Teil der Bevölkerung zurückgeblieben ist und kulturelle Be-
ziehungen zu den Auswanderern aufrechterhalten hat. Immerhin war die Bevölkerung während dieser
Zeit zahlenmäßig so gering, daß sie kulturell kaum in Erscheinung trat und es auch zu keinem volklichen
oder politischen Zusammenschluß bringen konnte.
Vie 8iawenreit (etwa soo-isoo n. Lkr.)
Frühestens im siebenten — vielleicht sogar erst am Anfang des achten Jahrhunderts — setzt ein allmählicher
Zustrom einer neuen, andersgearteten Bevölkerung ein. Es sind Teile des großen Volksstammes der Slawen
— von den Deutschen Wenden genannt —, die aus ihrer Urheimat im östlichen Polen nach und nach in das
von den Germanen verlassene Gebiet bis zur Elbe und Saale eindringen, sich in ihrer neuen Heimat rasch
vermehren und in einzelne Stämme und Stammesgruppen aufspalten. Die Wenden der Uckermark gehörten
zu der nordslawischen Stammesgruppc der Milzen oder Liutizen, die aus verschiedenen kleineren Stämmen
zusammengesetzt waren. Der nördliche Teil des Kreises Templin — jenseits der südlichen Endmoräne —
war Siedlungsraum der Ukrer, nach denen die Uckermark noch heute ihren Namen trägt. Den übrigen
größeren Teil des Kreises bewohnte der Stamm der Riezianen.
Slawische Siedlungsplätze sind im Kreise in großer Anzahl bekannt und durch das zahlreich Herumliegende
Scherbenmaterial leicht kenntlich. Solche Wohnplätze finden sich häufig an den Seen um Templin, ferner
bei Zootzen, Thomsdorf, Warthe, Rutenbcrg, Potzlow, Naugarten, Mildenbcrg, Storkow, Hammelspring,
Gandenitz, Beutel, Alt Temmen, Retzow und auf verschiedenen anderen Gemarkungen. Der Lebensweise der
Bevölkerung entsprechend, die außer dem Ackerbau weit mehr als die Germanen Jagd und Fischfang betrieb,