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Kempf, Friedrich; Schuster, Karl
Das Freiburger Muenster: ein Führer für Einheimische und Fremde — Freiburg i. Br., 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5501#0218
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Turmbesteigung.

In den Dreipässen der seitlichen Fettster sieht man noch Reste
alter Glasgemälde. Innerhalb des Vorschlags in der Ecke be-
findet sich ein Pumpwerk mit Motorbetrieb, eine für die Feuer-
sicherheit des hölzernen Glockenstuhls geschaffene Einrichtung,
wodurch das Wasser des städtischen Wasserwerks bis über die
Glocken in einen Behälter hinaufgeleitet wird. Auf dem St Michael
stand früher ein Altar dieses Heiligen, an dessen Festtagen
daselbst gestiftete Messen gelesen wurden.

Nach der handschriftlichen Aufzeichnung Geißingers fand am Himmel-
fahrtstage im Münster eine Darstellung der Himmelfahrt statt, indem man
"den Herrgott» durch die große Öffnung im Gewölbe des Langschiffs
aufzog, während von der St Michaelskapelle die Trompeter, Hornisten
und Pauker diesen Vorgang mit einem Tusch begleiteten.

Die runden Durchbrechungen des Gewölbes des Turmes dienen
zum Hinaufziehen von Baumaterialien und der Speisen für die
Turm Wächter.

Durch die nördliche Türe gelangt man über weitere 147
Stufen zum Wächterraum und Glockenhaus. Im Wächterraum
befindet sich die auf Bestellung des Gemeinderates durch Schwilgue
in Straßburg verfertigte, 1851 aufgestellte Uhr. Auch treten hier
einige der mächtigen föhrenen Ständer des Glockenstuhls, des
ältesten in Deutschland, zu Tage. Auf der Ostseite ist im Boden
ein Wasserreservoir, im Volksmund «Stockfisch» genannt, ein-
gelassen. Von dort hat man einen günstigen Ausblick auf die
Osttürme und ist auch die Verschiebung der Chorachse nach Norden
am besten zu beobachten, eine Eigentümlichkeit vieler mittelalter-
licher Kirchen, der eine symbolische Bedeutung zu Grunde
liegen soll. Die zwei Stübchen sind für die Türmer (zum Schlafen)
bestimmt.

Ihr Wachdienst ist in Schichten von je zwölf Stunden eingeteilt; nachts
bleibt der außer Dienst stehende oben, kann sich aber zur Ruhe begeben.
Zum Beleg ihrer Wachsamkeit ist ihnen die regelmäßige Bedienung einer
Kontrolluhr zur Pflicht gemacht. Früher mußten die Türmer zum Zeichen
der Einhaltung ihres Wachdienstes bei Tag die Stunden und nachts auch
 
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