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Kern, Otto [Hrsg.]
Die Inschriften von Magnesia am Maeander — Berlin, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.4618#0035
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XXIX

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Y, Die Geschichte der Steinschrift in Magnesia.

Die Stadt Magnesia, deren Inschriften in diesem Buche vereinigt sind, ist im Jahre 400/399
gegründet worden. Der Tempel der Artemis Leukophryene, welcher der Mittelpunkt dieser Stadt
wurde, lag schon im sechsten Jahrhundert an derselben Stelle. Die Reste des alten Tempels sind
unter den Ruinen des von Hermogenes erbauten gefunden worden. Zu dem Fundament des neuen
Tempels sind alte Säulentrommchi und auch alte Inschriftbasen verwandt worden. Aber auf den
beiden Inschriftbasen. die in einem im Pronaos gemachten Loche konstatiert wurden, war die Schrift
radiert, ein Teil des feingeschwungenen Profils abgemeisselt. Tief im Sumpfe werden die altionischen
Inschriften ruhen, wahrscheinlich für alle Zeiten. Auch für das erste Jahrhundert nach der Neu-
gründung bis 300 ist das Inschriftmaterial sehr gering. Nur wenige Stücke sind gefunden, die man
in diesen Zeitraum setzen kann, das Stelenfragment Nr. 1 (s. die Textabbildung auf S. 1), die Grab-
inschriften Nr. 258. 259, das Fragment Nr. 360. Während Nr. 259 bald nach der Auffindung wieder
verschwunden ist, sodass die Bemerkung viertes Jahrhundert' allein auf dem Zeugnis F. v. Hillers
beruht, der es einmal flüchtig gesehen hat, ist es klar, dass Nr. 1 und 258 aus derselben Zeit stammen,
wahrscheinlich sogar von derselben Hand. Die Buchstaben sind mit schönen, klaren Zügen auf den
Stein gehauen. Jede Verzierung fehlt. Die Endpunkte der Buchstaben sind durch Knöpfe bezeichnet,
ganz ähnlich wie bei den Theorenlisten aus Thasos (vgl. z. B. E. Jacobs Thasiaca tab. I 2); aber
in den magnetischen Inschriften sind O und Q nur wenig kleiner als die übrigen Buchstaben gebildet,
während in den thasischen Inschriften der Unterschied deutlicher ist. Die oberen Striche des Y sind
leicht gerundet, was bei Inschriften aus dem IV. Jahrhundert sonst nicht oft zu begegnen scheint.
Die drei aus dieser Zeit erhaltenen Inschriften stehen alle auf weissem Marmor, nur das Fragment
Nr. 360 auf stark verwittertem Kalkstein.

Eine wohl Wenig jüngere Periode der Schriftentwickelung in Magnesia wird durch eine Reihe
von Inschriften (Nr. 2. 4. 5. 8) repräsentiert, die nach einem Prytanen datiert sind; ihnen schliessen
sich Nr. 3 (wo das Praescript fehlt) 6. 7 an, und auch Nr. 9. 10. 11, wo der cXTecpavncpopoc; als
eponymer Beamter erscheint, können nur wenig jünger sein. Einzelne dieser Urkunden (Nr. 2. 3. 4. 6
und das Fragment Nr. 12) stehen auf Marmor; andere wie Nr. 5. 7. 8. 9. 10. 11 auf einem äusserst
porösen Kalkstein, der schon vor der Benützung stark durchlöchert war. Die in dem Stein vor-
handenen Löcher sind teils umgangen teils mit Gips ausgefüllt worden, auf dem die Buchstaben dann
wahrscheinlich durch Aufmalung bezeichnet waren.*) Am nächsten an die Schrift von Nr. 1 kommt
Nr. 2 heran; später wird sie immer unsorgfältiger und unregelmässiger. Bei Nr. 3 ist zu beachten,
dass die Buchstaben cXTOixnööv gestellt sind, was bei Nr. 1. 2 nicht der Fall ist; trotzdem macht die
Schrift von Nr. 3 einen jüngeren Eindruck. Die die Buchstabenenden bezeichnenden Knöpfe sind bald
kleiner, bald grösser, am grössten in Nr. 12. Als Probe ist auf Tafel III ein Stück von Nr. 4
gegeben, das wegen des Wappenbildes am Kopf der Inschrift (s. die Textabbildung auf S. 3) besondere
Beachtung verdient. Die genauere Datierung dieser Urkunden würde gelingen, wenn man den Zeit-
punkt angeben könnte, in dem der eponyme Prytane durch den Stephanephoros ersetzt wird, trotz-
dem es immer sehr merkwürdig bleibt, dass auch auf der verschollenen Nr. 114, die entschieden in
die römische Zeit weist, der Prytane als eponymer Beamter erscheint. Auf allen diesen Inschriften

II

*) Ein kleines Stück Gips hat Herr Possenti noch in einem dieser Löcher konstatieren können.
 
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