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Kerschensteiner, Georg
Die Entwickelung der zeichnerischen Begabung: neue Ergebnisse auf Grund neuer Untersuchungen — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.27816#0495
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Die Begabung des Kindes für Zeichnen.

Das Stoffgebiet, die physischen und psychischen Grundbedingungen Fragestellun.
des' Zeichnens, das Ziel des künstlerischen Ausdrucks stellen eine
Reihe von Anforderungen an den Unterricht im Zeichnen, und zwar
sowohl an den Lehrer, als auch an den Schüler. Kann der Schüler,
vor allem der Volksschüler im 6. bis 14 Lebensjahre, diesen An-
forderungen gerecht werden ? Wie entwickeln sich und wie weit
reichen natürliches Interesse, geistige Reife und manuelle Fähigkeiten,
kurz das ganze Ausdrucksvermögen der grossen Masse für die Lösung
der graphischen Aufgaben ? Mit der Beantwortung dieser Fragen

haben sich die Untersuchungen in S 2

befasst. Wir wollen die

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Ergebnisse im Überblick zusammenfassen und ergänzen.

Dass viele Kinder Interesse, ja Freude am Zeichnen und Malen Das Interesse
haben, weiss man. Immerhin haben meine Umfragen mich belehrt, ^ichneib
dass die Zahl derer, die sich vor dem zehnten Lebensjahre frei-
willig und regelmässig damit beschäftigen wie mit einem Spiele, nicht
einmal 50% aller Kinder erreicht. Andererseits aber haben alle
Berichte während meiner zahlreichen Versuche darin übereingestimmt,
dass in der ganzen Zeit, die mit den Zeichenexperimenten aus-
gefüllt wurde, bei fast allen Kindern eine freudige Hingabe an die
gestellten Aufgaben zu bemerken war. Kein Problem war den
Kindern im allgemeinen zu schwer und zu verwickelt. Nur wenn
mehrere Monate hindurch Versuche mit der Darstellung des Menschen
angestellt wurden, dann verschwand diese Freude mehr und mehr,
weil selbst in den Oberklassen eine halbwegs annehmbare Darstellung
weit über die Kräfte der allermeisten Kinder hinausging. Im übrigen
weiss man längst, dass ausserhalb der Schule gegen das zehnte
Lebensjahr die Lust am Zeichnen auch bei den Kindern, die früher
gern gezeichnet haben, abnimmt und später bei Millionen von
 
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