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Kerschensteiner, Georg
Die Entwickelung der zeichnerischen Begabung: neue Ergebnisse auf Grund neuer Untersuchungen — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.27816#0509
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§ i3-

Vorschläge zur Praxis des Zeichenunterrichtes.

„Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit. Leicht beieinander Theorie u.Praxis,
wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stossen sich die Sachen.“

Daran wird der auf Schritt und Tritt gemahnt, der nun versucht,
die Forderungen und Überlegungen der letzten Untersuchungen in
die Tat umzusetzen. Vor allem am Massenbetrieb unseres öffentlichen
Unterrichtes stossen sich die Dinge, die wir als notwendig für die
Entwickelung der grapirischen Ausdrucksfähigkeit erkannt haben.

Überall treffen wir auf Schranken, die unserem Wollen entgegenstehen.

Nicht bloss die Unkenntnis der Grundlagen, auf denen eine gedeihliche
Entwickelung der zeichnerischen Begabung möglich ist, sondern auch
die Nichtberücksichtigung dieser Schranken waren\ die Ursache des
Misserfolges jener zahlreichen Vorschläge für den praktischen Betrieb
des Zeichenunterrichtes, von denen wir die meisten mehr anstaunen
als bewundern. Es ist nicht meine Absicht, diese Schranken hier
noch eingehender auseinanderzusetzen; wer im praktischen Be- /
trieb steht, wird sie ohnehin zur Genüge kennen. I Ich enthalte
mich auch jeglicher Vorschläge einer bestimmten Methode. Wer
die Sache beherrscht, wird seine Viethode finden. Alle Methoden
haben überdies leicht etwas Dogmatisches an sich. „Indem wir da-
her“, sagt Guebin unter Hinweis auf Ül. Bernard, „eine allgemeine
oder spezielle Methode aufstellen oder unterstützen, welche uns ohne
gleichen erscheint für den Gang der Schularbeit, mögen wir wohl
bedenken, dass selbst gute Methoden nur teilweise und nicht end-
gültige Wahrheiten sind. Sie stellen höchstens den gegenwärtigen
Zustand unserer Erkenntnis dar und werden sich demnach ändern
mit ihrem Wachstum und um so öfter, je weniger die betreffende
Erkenntnis in ihrer Entwickelung vorgeschritten ist.“
 
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