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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc.- Denkmäler - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Vom Kunstmarkt - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0213

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Auilst-Litteratur und vervielfältigende Aunst — Vc>m Kunstmarkt — Briefkasten


l62

bei Künstlern und Kunstfreunden in Berlin und außerhalb finden.
Wie wir aus dem uns mitgeteilten Vereinsstatut ersehen, erhält
jedes Mitglied einen Abdruck von den sämtlichen für das Ver-
eiusjahr erworbeuen Platten nud richtet fichderen Anzahl nach den
aus den Jahresbeiirägen (15 Mk.) fliefienden Mitteln. Jn der
Zusaminensetzung des Borstandes dürste ausreichende Bürgschaft
dafür liegen, daß die Vereinsblätter, welche durch den Kunst-
handel in dem Verein fernstehende Kreise zu bringen nicht beab-
sichtigt wird, weitgehendsten Anforderungen entsprechen werden.
Jndem wir noch bemerken, daß der Kunsthändler Herr Paul
Bette, 8VV. 12 Charlottenstr. 96 vom Vorstande mit den Funk-
tionen des Geschäftsführers beaustragt ist, wünschen wir dem
Verein eine lebhafte Beteiligung und hoffen, unseren Lesern auch
später über die Thätigkeit desselben Ersreuliches mitteilen zu
können.
6. V. Berlin. Von Joseph Kohlscheins Kupferstich
nach'Raphaels „Madonna mit dem Schleier" (vier§e au
lin^e), dem kleinen Meisterwerke des Elitesaales der Louvregalerien,
find jetzt'die ersten Probedrucke zur Ausgabe gelangt. Der ge-
nau in der Größe des Originals ausgeführte Stich giebt Raphaels
Malweise in außerordentlicher Treue wieder und übertrifft in
dieser Hinsicht noch fast den Stich Kohlscheins nach der „heiligen
Cäcilie." Das in seiner Farbenwirkung durch eine ungeschickte
Restaurierung entstellte Original hat in Kohlschein einen Jnter-
preten gefunden, welcher die Harmonie und Schönheit der Kom-
position zu voller Geltung bringt. Soweit es mit den Ausdrucks-
mitteln des Grabstichels möglich ist, die Wirkung von Farben auf
die Strichlagen des Kupfersttchs zu Lbertragen, hat Kohlschein den
Eindruck Raphaelischer Kunst erreicht. Es mag bedenklich er-
scheinen, ein solches Urteil auszusprechen, wenn man sich verge-
genwärttgt, daß selbst unter den bedeutendsten Kupferstechern
früherer Zeiten ein jeder auf seine Weise den Charakter der Original-
gemälde verändert wiedergegeben hat. Der Kupferstecher kann
auch in Reproduktionen den Stil der eigenen Zeit nur selten ver-
leugnen und selbst bei der glänzendsten Leistung eines Boucher-
Desnoyers findet man stets nur das Jahrhundert des Kupfer-
stechers, aber nur wenig von dem Geist der alten Meister. Doch
es ist die charakteristische Eigenschast gerade der Kunst der Ge-
genwart, sich in die Nachahmung der alten Meister zu versenken
und ihre Farben und Linien so treu nachzuahmen, daß dem
modernen Künstler in vielen Fällen jeder eigene Stil, jede Fähigkeit
die Gebilde der Natur mit eigenen Augen zu sehen, darüber ver-
loren gegangen ist. Gerade diese Richtung unserer Zeit komnit
dem Kupferstecher zu Gute. Daß trotzdem der Kupfersttch in
unseren Tagen so wenig von den berusenen Jnstanzen ge-
pflegt wird, hat einen andern Grund. Der Maler und der
Kunsthistoriker bevorzugt fast ausschließlich die mechanischen Ver-
vielsältigungsarten des Lichtdnicks. Allerdings ist es hierbei dem
verviclfältigenden Künstler unmöglich, durch eigene Gedanken den
Sttl des Originalgemäldes zu verändern. Aber ist das rein
mechanische Verfahren auch im Stande, für jede dluance der Farbe
auch jedesmal den entsprechenden Tonwert in den Schatten und
Halbschatten der Druckerschwärze wiederzugeben? Jn der vollen
Harmonie der Verteilung von Licht und Schatten, die wir von
jedem Kunstwerk, sei dasselbe in Marmor, in Farben oder in
den Linien des Grabstichels ausgeführt, verlangen, ist dem Kupfer-
stich noch keine der modernen Vervielfältigungsarten ebenbürtig
an die Seite getreten. Über der Freude an der unverfälschten
Lriginalzeichnung der Künstler haben wir den Sinn für diese
Harmonie in den meisten Fällen verloren. Um so freudiger ist es
zu begrüßen, wenn uns ein Blatt wie der vorliegende Kupserstich
einmal wieder diese Forderung in das Gedächtnis zurückrust. Der
im Verlage von Max Cohen und Sohn in Bonn erschienene Sttch
soll in 6 verschiedenen Abdrucksgattungen, im Preise von 60 bis
zu 600 Mark, zur Ausgabe gelangen.

Vom Runstmsrkt
n Die Kunsthandlung von H. G. Gutekunst in Stuttgart
bringt am 17. März und folgende Tage die reichhalttge Samm-
lung von Kupferstichen, Radierungen, Holzschmtten und Original-
zeichnungen von Meistern des 15. bis 17. Jahrhunderts des be-
/ kannten römischen Numismalikers Giancarlo Rossi zur Auktion.
Der luxuttös ausgestattete Katalog ist durch alle Kunsthandlungen
zu beziehen; wir wollen nicht versehlen, alle Kunstfreunde auf
diese hervorragende Versteigerung aufmerksam zu machen.

Vriefkasten
G. 6g. Riga. Stellen Sie der betreffenden „Gesellschaft"
die Gegenfrage: in welchem Fache der Malerei sowohl die Mehr-
zahl der Talente als deren äußere Ersolge am raschesten sich aus-
weist. Das ist demnach das leichteste und infolgedessen auch dem
Range nach vas niedrigste. Da es sich aber um eine Wette
handelt, wollen wir Jhnen den Gefallen thun und näher aus Jhre
Anfrage eingehen. Sie wollen also wissen, ob es wirklich unter
den Malern folgende 3 Rangklassen giebt:
1. Klasse Historienmaler
2. „ Genremaler
3. „ Porträt- und Landschaftsmaler.
Diese Frage beweist, daß Sie nie in einer Künstlerstadt sich
dauernd aufgehalten haben. Was würden Lenbach und v. Angeli
z. B. sagen, wollten Sie dieselben in die letzte Klasse des von
Jhnen so hübsch ausgebauten Systems setzen? Jn der Kunst
giÄt es blos einen Rangunterschied, den des Talentbesitzes und der
Talentlosigkeit, ob der Künstler Porträts, Landschaften oder Hi-
storienbilder malt, ist gleichgülttg, ja es giebt sogar Barbaren,
die die flüchtigste Porträtsttzze Lenbachs für ein größeres Kunst-
werk halten, als das größte Historienbild irgend eines Madentte-
professors.
F. Sn . . . . ny. Men. Ein Hilfsbuch „Porträttnalen zu
lernen", ist uns nicht bekannt, dürfte auch kaum existteren. Hier
muß die prattische Ausübung unter einem tüchttgen Lehrer vor-
wärts helfen. Anleitungen aber zur Malerei überhaupt em-
pfiehlt jede Buchhandlung. Die Handlungen von Lechner, Frick,
Gerold rc., dort, werden Jhnen diesbez. Litteratur vorlegen
können.
Ausländer, Hamburg. Mit Städteansichten rc. befaßt sich
speziell die Kunsthandung von E. Linde u. Komp. (Sophus
Williams) iu Berlin >V. S Leipzigerstr. 31/1, dort werden Sie
alles Gewünschte erhalten. Auch jede dortigeKunsthandlung, z. B.
die von Döring, Gr. Bleichen 24, oder Gräfe, Rathausmarkt 15,
wird bereit sein die Vermittlung zu übernehmen.
p. in S. Das Couture'sche Bild, (das Gastmahl) könuen
wir doch nicht bringen, es gehört einer uns zu fremd gewordenen
Periode, und zwar keiner Glanzperiode, an.
v. A. iu D. Für Jhren Zweck eignet sich vorzüglich: An-
dresen, Handbuch für Kupfersttchsammler. 2 Bde. qr. 8° Leipzia
T. O. Weigel. Preis 36 Mark.
Sch. u. G. Llberseld. Daß der Verfasser als Herausgeber
sich vor den Kiinstlern und Autoren breit auf den Titel setzt, ist
allerdings, gelinde gesagt, eine Neuheit. Stolz will ich den
Spanier. Auch durch Ankündigung einer baldigen Preiserhöhung
läßt sich Niemand imponieren. Also ruhig abwarten.
F. B. B. in Lsigbland, Rladison Lounty Illinois U. St.
of N. A. Sie sollen Jhren Wereschagin haben und zwar schon
in einer der nächsten Jtummern. Jm iibrigeu freut es uns auf-
richtig, daß unsere „Kunst sür Alle" bereits in Gegendeu ge-
drungen ist, in welchen der Tauschbandel noch in Geltting zu sein
scheint. Wir dürfen wohl unseren Leseru Jhren freundlicheu
Vorschlag unterbreiten, vielleicht huben diesc mehr Vermendung
siir Jhre Tauschofferte:
„ Sollten sich indessen dem Abdruck. besagter Bilder in
Jhrem Blatte noch andere Hindernisse entgegenstellen, die
dies unthunlich machen würden, so halie ich noch die
weitere Bitte an Sie, mir gefklligst einen Abdruck der-
selben in Stahlsttch, Holzschnitt oder Photographie zu ver-
schaffen und mittels der Post an meine nachstehende
Adresse zu schickm, da die Bilder in irgend einer Weise
gewiß schon vervielfältigt wurden. Den Kostenbetrag werde
ich mit dem verbindlichsten Danke sogleich nach Empfang
durch Postanweisung vergüten, wenn Sie nicht vorziehen
sollten, daß ich Jhnen dieses Frühjahr ein Kästchen voll
bunter Vogelhäute, Vogeljlügel und Vogelschwänze von
vielerlei Arten schicke. Sie könnten damit Jhren Damen-
bekanntschaften Bergnügen machen, da dieselben gegenwärtig
als Hutschmuck außerordentlich beliebt sind.
Jm Laufe des Sommers könnte ich Jhnen vier Arten
lebendiger Schildkröten, darunter eine lebhaft rot, grün und
gelb gezeichnete, zukommen lassen.
Wenn Sie an Pflanzen und Blumen Vergnügen haben,
so könnle ich Jhnen bis nächsten Herbst eine größere Aus-
wahl von Wald-, Garten-, Prärieblumen und Gemüse-
sämereien verschaffen, die gewiß zum größten Teil iu
München noch unbekannt sind."

Rcdigiert unter verantwortlichkeit der verlagsanstalt sür Aunst und Vissenschast vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
 
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