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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0249

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vermischte Nachrichtcn — Aunst-Littcratur und uerriielfältigende Aunst — Lriefkasten

biirger Roius, gcradezu als Verräter und Lügner gebrandmarkt.
Mebr iind iiieln liat sich unter den Jtalienern und nanienilich unler
den Bewohnern Ronis selbst die Überzeugnng Bahn gebrochen,
dass es sich bier wirklich um Vorgänge bandelt, welche einer Ztadt
wie Roni nnwürdig sind und vvn der ganzen Welt als skanda-
löie bctrachtet werden. Zudem tritt auch noch die Erwägung,
das; die jelüge bauliche Behandlung der ewigen Stadt die Haupt-
eiiinahnieguelle derselben, uänilich den Fremdenzuslusj, zu schädigen
inehr als geeignet sei. ?ln das Munizipium gelangen aus allen
Teilen der zivilisierten Welt Adrelsen und Zuschrislen, welche sich im
Sinne des Grimnrscheii AufrufeS gegen die ?lrt aussprechen, in der
der sogenannte llmbau von Rom betrieben wird. Man darf sich
demnach wohl der Hoffnung hingeben, dah der einmütige Ein-
spruch der kultivierlen Welt einigen Eindruck bervorriifen und
vielleicht das Schlimmste abzuwenden im Stande sein dürste.

Runstlitirratur und vrrvirlfäliigrn-r Ruust
Jdylle aus der Vogelwelt. Zeichnungen von H.
Giaconielli mit Dichtungen von Stunn. Stuttgart, Deutsche Verlags-
anstalt. Die „deutsche" Verlagsanstalt zeichnel sich besonders
dadurch aus, daß sie fremder, besonders sranzösischer Künstler
Werke in Teulschland einzubürgern trachtet, da nian deren Klichees
recht billig von den dortigen Verlegern bekommt. So hat sie
nacheinander nnt Tore, Gilbert und jept mit Giacomelli u. a. m.
den Markt förmlich überschwemmt. Bei der ungesunden Vorliebe
der Deutschen für alles Fremde hat sie damit ohne Ziveifel ein
„guteS Gejchäft" geniacht, ivas bei vielen Leuten ja alles recht-
seriigt. Man kami aber doch recht sehr zweifeln, ob das die
eigentliche Tlufgabe einer „deulschen" Berlagsanstalt sei. Besonders
wenn man z. B. in Stuttgart einen deutschen Künstler besitzt,
der, wie Specht, Tiere aller dlrt, besonders anch Vögel, nicht nnr
ebcnso gut, sondern sogar besser zeichnet, als es Giacomelli thut.
Leider muß man diese vollkommene Abwesenheit jeder nationalen
Gesinnung bei eineni nur zu großen Teile unserer Berleger rügen,
wnhrend sie dergleichen doch recht wohl unsern „Hof- und dkational-
theatern" überlassen könnten, die ja ein System daraus machen,
unier Publikum mit allem sranzösischen Schund zu vergiften.
Nicytsdeskoweniger wird dem deutschen Publikum hcnte noch der
dnrch und durch frivole Fabrikant Tore, der in Frankreich längst
vergessen ist, als Erläuterer der Bibel oder Dantes in billigen
„Prachtausgaben" geboten und von der Reklame angepriesen.

Vriefkasten
Herrn S. 1N. Schaffhausen. Das bloße geschickte Nach-
ahmen von Zeichnungsvorlagen ist noch durchaus kein Beweis
von wirklichem Talent bei eincni Knaben, sondeni höchstens von
technischem Geschick. Tie speziffsch malerische Begabung zeigt sich
bei den Jungen in der Regel schon so früh, als sie einen Blei-
stift halten können und äußert sich darin, daß sie alles nachbilden,
was sie in der Natur sehen oder auch zu gestalten suchen, was
ihre Einbildungskraft beschäftigt und daß sie diese kindlichen Nach-
bildungen fosort mit charakteristischen Zügen ausstatten. Der
kleine Moritz in den „Fliegenden Blättern" ist das Jdeal eines
ivirklich begabten Jungen und seine Porträte der Herren Lehrer
unübertrefflich. Wenn Jhr Junge ordentlichen Schulunterricht
genossen, so ist Latein und Griechisch sehr überflüssig, umso nütz-
licher aber ist es, wenn Sie ihn baldmöglichst eine Zeichnungs-
ichule besuchen lassen, wie Sie deren in den Kunstgewerbeschulen
von St. Gallen und Winterthur ja rechl gute besitzen. Selbst-
unterricht ist iiberhaüpt nicht rätlich, uin das Handwerk der Kunst
zu lernen, und Bücher können da vollends nicht viel helfen. Die
Jsolierung isi sür Künstler gut, die bereits des Handwerks voll-
kommen mächlig sind und taugt überhaupt nur sür geniale
Naturen, ist aber bloßen Talenten nicht anzuraten, am wenigsten
den bildungsbedürftigen. — Dagegen ist ein jeder, selbst der
jiingste streng anzuhalten, nie ohne Skizzenbuch auszugehen und
nie heimzukommen ohne etwaS in dasselbe eingetragen zu haben,
was er aus der Straße im Flugc gesehen, da man die rajche
Beobachtung, das Formgedächlnis und die Hand nicht früh genug
üben kann. Für alle echten Künstler war dieie Beobachtzmg auf
der Straße die Hauptschule. Für ein spezielles Fach kann man
sich dann erst entscheiden, wenn man überhaupt erst etwas gelernt
uiid viel gesehen hat.
U)en. r. Brügge. Die Angelegenheit wird nur deshalb so
scharf von einer gewissen Klique betrieben, uin die Arbeit dem
von Aiisang an dasür in Aussicht Genommenen in die Hand zu

spielen. Für die künstliche Erhitzung des Eisens wird sschon
gesorgt.
Lbr. llgc. Schaumberg. Auf der Bierbauk kann man wohl
„Stiminuiig" machen, aber keine Meisterwerke.
v. Bb. Schleswig. Jm Spitale. Tie Geschichte ist uns
zu „griechisch".
k-clur. Bologna. Brodloje KÜIlste! Oollore llnlanron.
Gregor. lBronkc. Sind Sie wirklich der einzige Fremd-
ling, daß Sie nicht wissen sollten, was die Spatzen von den
Dächern pfeifen?
p . . 12. Delitzsch. Ter Kanieval war dazu lang genug.
Jetzt wirkt das wie eine Maske am Aschermiltwoch.
III. Fürstenstcin. Tie Decke ist im palarro llarnesr. Tie
darauf beffndlichen Ilkle — mit weicheni Bleistifte umgepaust —
lassen sich als neue Kompositionen vortrefflich und beguem ver-
wenden. Kein Mensch merkt etwaS.
Sch. Düsseldors. Glücklicher, den seine Leistungen so enthu-
siastisch und so dauernd enlzücken. Wenn nun auch die übrige
Menschheit noch diese Anffcht teilt, so gestaitet sich Jhr Loos zu
dem beneidenswertesten.
Fcdor. Albendors. Ja, ja, wir leben in einer bösen Welt.
Ilnd daß gerade die guten Leute in ihr am meisten zu dulden
haben!
Bg. Mölle. „Sie ist die erste nicht", die an schlecht ge-
heiltem Bruche des Unterschenkels leidet. dlber solche kleinen
Schwäcben sollen sich nicht nnr in historischen Bildern, iondern
sogar auf höchst realisffschen Genrebildern vorfinden. Eigentlich
kaum glaublich!
R. Aarlsrnke. dln dem Nichtverkause ist allein die leidige
Kritik schuld. Tie alte, leider aber traurige Wahrheit.
Dr. F. D. Göttingen. Sie haben prinzipiell wohl Recht,
bedenken Sie jedoch sreundlichst, daß es sich in diesem Falle uin
Jllnstrationen znr Zeitgeschichte, die in kürzester Zeit fertiggestellt
werden mußten, handelt: gewähren wir denselben auch im All-
gemeinen keinen Zutritt zu nnserein Blatt, jo glaubten wir bei
dem diesjährigen prächligen Münchener Künstlerfest eine Aus-
nahme machen zu sollen. Trösten Sie sich übrigens, ein solches
kehrt erst in 2 Jahren wieder.
Ui. U. Leipzig. Wir wollen uns besseni!
F. 6. lvicii. Wir berichffgen Jhrem Wunsche gemnß gern
unserc Noliz im Bneskasten des Heftes 12 dahin, daß der Verleger
der Schmidl-Pecht'schen Tiplomentwürfe I. Heim, Wien, IV.
Waaggasse 19, ist.
P. B. Berlin. Wegen Abbildnngen von Conchylien ivenden
Sie sich am besten an die Verlagsbuchhaiidlnng von Bauer und
Raspe in Nürnberg, welche das große „Systematische Conchylien-
kabinett" von Nlartini, Chemnitz, Schuberl und Wagner, jept in
neuer von Küster, Kobelt und Weinkauff bearbeiteten dlusgabe
erscheinen läßt. Wegen der gewünschten Photographie nach Ma-
karts, „des Meeres nnd der Erde Gaben", wenden sie sich am
besten an Herrn B. Angerer in Wien, ^.heresianumgasse l. den
hauptsächlichsten Berleger Makarts.

Kunst-Auktion. Dienstag den 13., Mittwoch den 1-l.,
Donnerstag den 1ö, Freitag den 16. und wenn nötig
Samstag den 17. April im Wagner-Saale (Barerstraße
Nr. 16) in München täglich vorm. von 9 Uhr und nachm. von
2 Uhr an, bestehend aus dem Nachlasse des ch Ilrchitektur- und
Landschafts-Malers E. K i r ch n e r, des Malers nnd Professors
E. Neureuther, des ch Malers Diethelm Meyer und
anderen.
Es finden sich vorzügliche Olgemälde, Aquarelle, Zeich-
nungen, Radierungen und Kupferstiche, und außer den Namen
Kirchner, Neureutherund Diethelm MeyersindMeister-
werke von: Braith, Bürkel, Bayer, le Ducq, Ebert,
Eberle, Ezdors, Gebler, Geyer, Grnnenwald, Hagn,
Hoquet, Herlin, Hulk, Hughtenburg, Jutz, Klein,
Kotzebue, Langko, I. Lange, Lichtenheld, Meixner,
Morgenstern, Mozet, Piloty, Palamedes, Rott-
mann, v. Rustige, Rosa, Rugendas, E. Schleich sen.,
Schönleber, Stademann, Vermeersch, V ernet, Boltz,
Vinkenbooms, Wohlgemuth, Wagenbauer, Zeit-
blom, Zimmerman :c. :c. vertreten, auch kominen antike
Möbel und Waffen zum Verkauf. Die Kataloge enthalten 1605
Skummern und sind, so lange Borrat, gegen 20 Pf. franko
zu beziehen.
München, im März 1886 Jm Auftrage der Erben:
Karl Maurer, Kunst-Expert
Schwanlhalerstr. 17'/„

Redigiert unter verantwortlichkeit der verlagsanstalt sür Uunst und Missenschast vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckniann)
 
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