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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 1.1885-1886

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Atelier-Notizen - Personalnachrichten - Denkmäler - Ausstellungen, Sammlungen, etc. - Vermischte Nachrichten- Kunstliteratur - Briefkasten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9416#0394

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vermischte Nachrichten

sammelten Spenden dem Komitee erhalten bleiben nnd inzwischen
verzinslich angelegt werden.
* Die Dresdener Prosessoren Fr. Preller, der Sohn Meister
Friedrich PrellerS d. ä., und Leonhard Ge>> haben init besteni
Erfolge die von F-riedrich Preller vor 50 Jahren in Tenipera
geinalten 7 ersten Odyssee-Landschaften im sog. römischen
Hause zu Leipzig wieder aufgefrischt.
* Zur Erinnerung an den festlichen Einzng Sr. Majestät
des Deutschen Kaisers Wilhelm in Tresden am I I. September
1882 und an die innige Freuiidschaft zwisllien Sr. Majestät dem
Kaiserund Sr. Majestüt dem König Albert von Sachsen sollen
am Eingange der Hauptstrajje daselbst zwei grvye Fabueumasteu
auf monumental gestaltelen bronzenen Fubqeslellen errichtet werden.
Zur Gewinnuug entsprechender Entwiirse schreibt der Nat zn
DreSden zwei Preise von 500 und 300 Mark aus. Preisrichter
siud die Herreu Bildhauer Diez, Hofrat Professvr Graff,
Direktor dcr Kgl. Kunstgewerbeschule, Baurat Professor Lipsius,
Ltadtrat Bauineister Richter uud der Obeibiirgeriueister Dr.
Dtübel iu Tresden. Die Entwürfe sind biS znin 30. November
d. abzuliefern. Tie Bewerbung ist eine geheime.
ss: Berlin. Der groste Preis, welcher in der königl. Kunst-
akademie alljährlich zur Verteilung gelaugt, wird diesmal nicht,
wie jonst iminer, einein Schüler des Malerakisaals vvn Proffessor
iMichael zuerkannt werden, sondern einem Studierenden der
Povträtklasse von Proffessor Helqvist, der zur Zeit vvn dem
Düsseldorfer Maler Vogel vertreten wird. Die Preisgekrönten
haben für die Summe, welche das Miuisterium zu dieseiu Zwecke
bewilligt hat, eine Kopie aus der Berliner, Dresdener oder
Kasseler Galcrie anzufertigen, die daun im Eigentume der Aka-
demie verbleibt. Diese Einrichtuug wurde getroffen, als Prossessvr
Anton vvn Werner nach der vorübergehenden Verwaltung durch
Proffessor Daege die Leitung der dlnstalt übernahm. Gegen-
wartig beffnden sich schon 9 Kopien alter Meister, wie Tizian,
Rubens, Rembrandt, Ribera im Besitze der Akademie, wo die-
selben im Maleraktsaale aufgestellt sind und nach dem Vorbilde
der Antwerpener Akademie als Studienmaterial nutzbringende
Verwendung findeu.
ss: Aus dem bei der Preisverteilung an der Hochschule der
bildenden Künste in Berlin verlesenen Jahresbericht ist hervorzuheben,
daß die Anstalt in diesem Jahre den Tod des Meisters der Holzschneide-
kunst.Professor Vogels, zu beklagen hat. Ausgeschieden sind auf ihren
Wuusch die Professolen E. Hildebrand nud Kuille. Au des
Letzteren Stelle ist in der Leitung der Antikenklasse Paul
Thumann getreteu. Neu berufen wurde als Lehrer sür die
Porträtklasse Professor Hellqvist, der jedoch wegeu Kraukheit aus
ein Jahr beurlaubt ist und durch deu Düsseldorfer Maler Vogel
vertreten wird. Auch der Maler Franz Skarbina hat zu eiuem
eiujährigen Aufenthalte in PariS llrlaub erhalten und läßt sich
durch die Maler Boese uud Schüfer vertrelen. Jm LandschaftS-
atelier des Profeffor Bracht endlich ist Herr Voorgang als Hilfs-
lehrer angestellt worden Nach der Verlesung des Berichtes hielt
der Direktor Anton von Werner eine Ansprache an die Studieren-
den über die Aufgabe der akadenüschen Vorbildung und lenkte
dann die Rede auf deu großen Staatspreis, bei dein die Kon-
kurrenz wieder keiuen Erfolg gezeitigt hat. Eutsprechend der in
der Presse vertretenen Ansicht führte auch Direktor von Werner
dieses traurige Ergebnis auf die bestehende Einrichtung der
Klausur zurück, zumal die Betreffenden bei dem Wettbewerb um
eineu Preis für Freskomalerei gute und der Ilnerkennung würdige
Arbeiten geliefert hätten. Hieran schloß sich die Verkündigung
der Preise.
?ln der neuen Akademie zu München ist nun auch das
letzte Gerüst verschwundeu. Der prächtige Neureuther'sche Bau
steht vollendet da bis auf zwei plastische Gruppen, welche die
Wangen der großen Mitteltreppe zieren sollen. Dieselben sind
jedoch schon modelliert und harren nur des Gusses. Diese plasti-
schen Tarstellungen sind gleich dem das ganze Gebäude umziehenden
Fries bei Villeroy und Boch in Mettlach gebrannt worden Wir
kommen demnächst bildlich wie textlich auj deu interessanten der
bildenden Kunst geweihten Bau zurück.
sß Prosessor Karl Gussows Prozeß. Die Berliner
Börsenzeitung berichtet nach privaten Mitteilungen, daß Professor
Karl Gussow, Mitglied der Berliner Akademie, aus dem Ent-
schädigungsprozeß, den ein englischer Kunsthändler gegen ihn an-
gestrengt hatte, siegreich hervorgegangen ist; der Sklavenkontrakt,
den er in früheren Tagen unter dem unerbittlichen Drucke der
Mittellosigkeit unterzeichnet hatte, wurde aufgehoben. Der eigen-
artige Thatbestand des Falles war seinerzeit ausführlich erörtert

zoy
worden. Herr Guffow hatte sich verpflichtet, dem betreffenden
Kuusthändler jährlich für das Gehalt von 1200 M. drei Bilder
zu liefern, außerdem seine sümtlichen Werke, mit Ausnahine der
Porträts, durch denselben gegen einen „angemesseuen Preis" zuin
Verkauf zu bringen. Als nun Gussow zu hvhem küustlerischeu
Ansehen kam und seine Gemälde iin Wert außerordeutlich stiegeu,
lastete die auf Lebenszeit eingegaugeiie Verpachtung seines Taleutes
schwer aus ihm, da der betreffende Kunsthändler darauf bedacht
war, die ihm ziistehenden Rechte in brutalster Weise nuszuuützeu
uud die bemalte Leinwaud uach wie vvr nur nach dem Meter-
maße zu bezahlen. Ein zufällig entstandener Konflikt brachte
diejes halb und halb an die Leibeigenschaft streifende Berhültuis
endlich vor die Gerichte. Der Kunsthündler weigerte sich eineS
TageS in seiner Gier, aus den Leistungen des Künstlers, der sich
ihm „verschrieben" hatte, inöglichst viel Kapital zu schlageu, zwei
der koutraktlich zu liefernden drei Bilder anznnehineii, unter dein
Vorwande, sie seien nicht genügend durchgejührt. Dieser Versuch,
sich uuter den Werken des Künstlers für die vereinbarten F-rohn-
lieferungeu sogar die Auswahl zu sicheni und die F-ruktifikation
des Sklaveukvntrakles auf das ttußerste zn steigern, bedeulete
jedoch für Gussom die Erlösuug. Die Sachverständigen entschie
den, daß die beiden beaiistandeten Bilder hiureichend dnrchgcsührt
seien. Der biedere Kuilsthändler wurde uiit seiuem höchst beschei-
deuen Anspruch auf eiue Entschädigung — 50,000 M. „wegen
eutgailgeneii Geivinns" — abgewieseu und der Kontrakt, da er selbst
ja denselben nicht innegehallen hatte, für yiufällig erklärt. Auf
die Richter soll es eiuen uubesckireiblichcu Eindruck gemacht haben,
als sie aus den vorgelegten Bücheru des sonderbareu Nlüceuas
ersahen, daß er die meisten der Bilder um den zwölffachen und
kein einziges unter dem zweifachen Preise verkauft hatte.
* Der sächsische Kunstverein, der seinen Sitz in
Dresden hat, versandte dieser Tage seinen Geschüftsbericht
für 1885. Seit Schluß dieses Jahres hat der Verein infolge
besonderer Maßnahmen 170 ueue Mitglieder geivonueu uud zäylt
deren demnach jetzt 2681. Das Direktorium erklärt aber, sich
mit den bisherigen Schritten noch nicht Genüge gethan zu habeu
und verspricht, unausgesetzt weiter im Jnteresse des Vereins mnd
somil auch der Künstler) wirken zu wollen. Bei der hier herr-
scheudeu Lauheit in Kuiistsacheii verdient solches Strebeu nur
Atierkeuiiung. Der Berein hatte im Jahre 1883 den Beschluß
gefaßt, der Dresdener Martin-Luthcr-Kirche eiueu moilumenlalen
künstlerischeii Schinuck zu widnieu. Teinzufolge haben vier hiesige
Künstler — Andresen, Broßmaun, Möller uud Reutsch —- den
Auftrag erhalten, die vier Evangelisten auszuführen. Ferner hat
der Vereiu eine große Landschast von Türcke, eine Ansicht aus
dem Rhonethale darstellend, dem neuen Museum zu Freiberg
geschenkt. F-ür die Berlosung wurden für 23 35V Mark Kunst-
werke angekanft, 2006 Mark kamen in den Schatz für öffentliche
Kunstzwecke; für das Vereinsblatt wurden 7698 Mark ausgewandt.
vm Ein amüsantes Histörchen weiß der coarcker cke 1-Vrt
von eiuein amerikailischen Kuustmücen, demreickien New-Vorker
Konfektionsmann Stewart, zu erzählen, welcher durch ein etwas
planloses Bilderkaufen in letzter Zeit vielfach von sich reden uiachte.
Er bestellte bei einem der bekanntesten Maler des bi§K lite ein
Bild und bot ihm dafür das dreifache des geforderten Preises
unter der einzigen harmlosen Bedingung, daß die Kleider sümt-
licher Damen darauf uur mit Jett besetzt, alle Spitzen in Jett-
perlen ausgehen, die Hälse mit Jettketten und -brochen umhangen,
— kurzum die Gestalten von Jett strotzen sollten. Trotz der
leichteu Ausführbarkeit dieses Wunsches schien dem Künstler die
Jdee indes nicht ganz geheuer; er macht Einwendungen, fordert
eine Erklürung über den Zweck des sonderbareu Schmucks und
der Besteller lüßt sich nicht lange nötigen. „Je nun, expliziert
Mr. Stewart, es ist das so eine Jdee von mir. Das Bild wird
in New Uork ausgestellt, alle Modedamen werden eS bemundern,
werden Jett sür die ueueste Pariser Mode halten und nur uoch
Jett kaufen, meinen Jett, von dem ich seit Jahren ein so großes
Lager besitze, daß ich es nicht loszuwerden weiß. „Verstehen Sic
nun?" Allerdings konnte der Küustler über deu uaiven Ge-
danken des praktijchen Amerikaners uicht lüuger iu Zweifel seiu.
Er verstand, und das so gut, daß er die Bestellung ausschlug.
Der „Berein Berliner Künstler" hat den Beschluß
gefaßt: nicht nur von einer Wiederholung des Festes, sondern
von einem zmeiten griechischen F-este in diesein Jahre iiber-
haupt abzuseheu. liuter denjenigen Vereinsmitgliedern, die
gegen ein zweites Fest gestimmt haben, befinden sich merkwürdiger-
weise viele Herren, die dem ersten ganz ferngestanden haben;
sie haben daniit zur Enttäuschung des Publikums, das ein zweites
 
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