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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Aphorismen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0092

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Denkmaler rc. — Ausstellungen, Laininlungen rc.

Stuttgart auSgestellt hat. Was ihm einen bleibenden Namen
schon jetzt sichert, ist seine Eberhardsgruppe, die im Tlusftellnngs-
sommer 1881 eine so volkstnmliche Rvlle gespielt hat, als die
Scharen der Landleute, die damals in Stuttgart zusammen-
strömten, zu seinem Standort in den Anlagen pilgerten nnd dvrt
das Wiirttemberger Lied „Preisend mit viel schönen Neden"
sangen, dessen Vers:
„Toch ein Kleinod hälts vcrborgen,
Taß in Waldcrn noch so groß
Jch mein Haupt kann kühnlich legen
Jcdein Unterthan in Schoß"
die Jdee zu der Gruppe gegeben hat. Diese VolkStümlichkeit ist
dem Werke bis heute geblieben und das diirste doch immerhin
trotz mannigfacher Anfechluugen der techuischen .llritik für den Wert
desselben etwas bedenten. Möge es dem Künstler mit dcm
Cbristophsdeukmal gelingen, etwas Würdiges uud Gediegenes zn
schaffen, was der Stuttgarter Kunst zur Ehre gereicht.
sssj Karlsruhe. Eude Oktober hat der geschäftsführende
dluSschuß des Komitees für Errichtung eines Scheffel-Denkinals
beim Komitee den Antrag gestellt, iu Anbetracht der nur mäftigen
Mittel, welche sich b,s zum Ende der Sammlung anf etwa 30,000
bis 35,000 Mark belaufen werden, von einer Konkurrenz abzu-
sehen nnd einen hiesigen Bildhauer mit der Ausarbeiluiig eines
Eutwurfes zu betrauen. Das Komitee hat dagegeu nach lttngerer
Beratung den Beschlnß gefaßt, erst das weitere Ergebnis der
Sainmlungen abzuwarten iind vvrher keine Schritte für die Aus-
führnug des Denkmals zn thun. Elnstweilen beschäftigen sich nnsere
Bildhauer schon mit der Herstelliing eines Scheffelporträts. Eine
Büste, welche H. Weltriug kürzlich im Kunstverei» ausstellte, ist
schon viel besser als diejenige, welche ein anderer Küustlcr vor
mehreren Monateii an die Ösfentlichkeit gebracht hat, sie löst aber das
schwierige Problem anch nvch nicht befriedigeud. Der Sänger
des Trvmpeters vvn Sttckingen und sv vieler lnstiger Studenten-
lieder verriet iiämlich seiuen Genius in keincr Weise dnrch sem
Außeres. Wer ihn nicht kannte, der würde in dem Manne mit
der steifen Kopfhaltung, mit Brille und Batermördern eher ein
Mitglied der höheren Büreaukratie, als einen Dichter vermutet
haben. Hierans ergibt sich für die Porträtierung das Dilemma:
entweder ist sie üh nlich, dann enltäuscht sie die Vorstellung von
dem Dichter oder sie sucht einen höheren Schwnng hiucin zn
legen, dann ist sie aber nicht mehr der jchlichte nud biedere
Schesfel, wie z. B. die Bilduisse mit dem ichwttrmerisch nach oben
gerichteten Blick beweisen. Weltring hat auch ein Mvdell zu einem
Brnnnen für den Garten eines hiesigen Fabrikanten anf Bestellung
angefertigt. Dasselbe bildet eine F-elSgruppe mit ciner Höhle, von
der beiderseits absteigeude F-elsreihen ausgehen und ein Bassin
halb umfassen. Auf dem höchsten Punkle der Felsen sitzt ein
Pan mit der Schalmei in der Hand; eben wollte er das Jn-
strument an den Mund führen, da erblickt er in dem Bassin zwei
badende Nymphen und läßt die Hand wieder sinken. Die ?lrt,
wie der freche Kerl von oben herunter sieht, nnd wie die er-
schrockenen Nymphen sich auf eineni aus dem Wasser hervvr-
ragenden F-elsenriff zusammenkauern nnd vergeblich trachten, sich
zn verbergen, ist sehr natürlich und der Sitnation entsprechend.
Die Figuren sollen überlebensgroß in Bronze ausgeführt werden.

Ausstrllungen, Sammlungrn rlr.
** Berlin. Der Schluß der Jubilänmsaus-
stellung. Der Besuch der Ausstellung war in den letzten
Wvchen trotz der frostigen Temperatur der Säle und trotzdem das
sonst so lockende gesellschaftliche Treiben bei den Gartenkonzerten
längst seine Reize eingebüßt hatte, in ganz überraschender Weise
gewachsen — also der beste Äeweis dafür, daß es denn doch die
echte nnd ungemischte Freude an den Werken der Kunst war, welche
hier die Menge bis zum letzten der 162 Ausstellnngstage zusammen-
gehalten hat. Nachdem sich am Sonntag den 31. Lktober um
6 Nhr Abends die Pforten dem Publikum verschlossen hatten,
trat eiue Stunde später der Senat und die Mitglieder der
Akademie in dem niit Hohenzollernbildern geschmückten Ehrensaal
zn einer Festsitzung znsammen. Geladen waren die Vertreter der
städtischen nnd Staatsbehörden, das Ehrenpräsidiuin der AuS-
stellung und die Künstler, welche an der Ausstellung beteiligt
waren. Nachdem die Musik Mendelssohns Festgruft an die
Künstler gespielt hatte, verlas Carl Becker als Präsident des
Senats eine Ansprache, in der er mit Genugthunng des Erfolges
der Ausstellung gedachte. Den besonderen Dank der Künstler
sprach er dem Knltusininister vi. v. Goßler aus, dessen persönliche

Teilnahmc daS Unteniehmen in so hervorragendcr Weise gefördert
habe, iind der trotz der Last sciner Amtsgeschttfte dennoch die Zeit
gefnnden habe, der treueste Besucher der Ausstellung zn sein. —
Der Geschästsbericht, den der langjährige Sekretär der Akademie,
Geh. Regiernngsrat On Zöllner, vortrug, ergab, daß die Aus-
stellung mit ihren rund 3500 Nummern etwa das Dreisache der
sonst auf den Bcrliner Ausstelliingen befindlichen Werke um-
faßt hat. Die Ausstellung ist von 1,200,000 einzeln zahlenden
Personen besucht worden. Dazu kommen 10,000 Besitzer von
Ilbonnementskarten. Die Einnahmen betrngen 660,000 Mark.
Dazn kommen noch anS anderweitigen Subveiitioneu 60,000 Mark.
Ter StaatSzuschuß von 100,000 Mark, aus dem wesentlich die
kostspieligen Bautcn der Ausstellung bcstritten ivurden, ist hierbei
nichr niit eingerechnet. Der Abschl'nß des ganzen llnteruehmens,
dessen genane Zahlen noch nicht festgestellt werden konnten, er-
gibt vvraussichtlich einen ansehnlichcn llberschuß, der znr llnter-
stützung hilfsbcdiirftiger Künstler nnd deren Familien venvendet
werden ioll. Angekauft wurden im Ganzen für nahezn 1 Million
Mark Kunstwcrke. Der preußische Staat ist daran mit 160,000
Mark beteiligt, was nnr dadurch ermöglicht wurde, daß der Kaiser
ans scinem Dispositionssvnd 100,000 Mark znr Verfiigung stelltc.
Ebenfalls bat der Kaiser noch jetzt mebrere Ankänfe aus seiner
Privatschatulle befohlen. Der Presse, welche dnrch eingehende K nnst-
berichte die Ailsstellung so wesentlich gefördert habe, sprach dcr
Redner den bcsondcren Dank des Senats und der beteiligtcn
Künstler aus. Die Rede, welche darnuf der Knltusininister
Or. v. Goßler als Kurator der Akadcmic hielt, legte einen erneuten
Beweis für das Wohlwollen ab, dessen gerade sich die Künstler
nnter der Fürsorge deS MinisterS erfreuen. Dcr Redner sagte
über den Schluß der Ausstellung: Ilns Alle bedrückt das Gefühl
der Trauer und Wehmut, als sollten wir von einem alten
trenen Frcnnde scheiden; eincni Frennde, der nnS erfrischt
hat nicht allein in frohen Stnnden durch Hciterkeit nnd gute
Laune, sondern anch in den Stnnden des Ernstes nnS ani-
gerichtet und erhoben hat aus der Enge des tttglichen Lebens.
Jst doch sicherlich Niemand nnter nns, kein noch so selbstbewiißter
Künstler, kein noch so verwöhnter Kunstkenner, der nicht eine
F-ülle von Anregung nud Belehrung von dem Frennde cmpfangen
hütte. Nicht dürsen wir ihm aus Wiedersehen znrufen, aber ein
treues dankbares illndenken wollen wir ihm bewahren.
Alle Länder Europas nnd viele von jenseits des Meeres sind
unserem gastfreundlichen Rufe gefolgt und haben unseren Herzen
durch ihre ausrichtige Teilnahme und dlnerkennung wohlgethan.
Manche Vorurteile sind durch den eigenen Augenschein zerstört,
manche Kluft ist überbrückt, weit über die Grenzen der Kunst
hinaus Klarheit und Verständnis sür unsere Elgenart verbreitet.
Der Ölbaum »vächst nicht auf norddentschem Boden, wohl aber
Kiefer und Eiche. Die Gaben der Schönheit und der Ülnniut
hat keine gütige F-ee nns in die Wiege gelegt. Was mir besitzen,
haben wir unter der F-ührnng unserer Fürsten erarbeitet; was
wir ererbt, halten wir fest, stets eingedenk des königlichen Worts,
daß es uns nicht beschieden ist, unsere Güter ohne eigene Arbcit
zn genießen. Aber die Kunst hat allmtthlich Wohnnng unter nns
genominen, im Nvrden eine feste Heimstätte gefnnden. — Der
Minister überreichte darauf als Weihegeschenk, das er als Kurator
der Akademie stifte, den von Professor Ernst Ewald ausgefübrten
Entwnrf einer Gedenktafel, die demnttchst in Email ausgeführt
werden wird. Der Redner verlas svdann die Orden, welche aus
Anlaß des glücklichen Berlaufs der Älusstellung den zunttchst
beteiligten Herren verliehen wurden. Das Hoch auf den Kaiser
beschloß die weihevolle Sitzung. Dann ging der Zug der F-est-
versammlung nnter dem Vorantritt der Mnsik durch den Aus-
stellungspark, vorüber an den in märchenhafter Pracht der Beleuch-
tungstrahlendenGebttuden derKünstler-Osteria nnd den Panoramen.
Auf der Terrasse des Altars von Pergamon branntedie Opferflamme
wie beim letzten Künstlerfest, und ein Zug von griechischen Priestern
und Priesterinnen bewegte sich in feierlichen Reigen. Die Ilr-
chitektur der Tempelfaffade war in ein Meer von Licht getaucht,
in welchem die harte und unharmonische Bemalung Leben und
Schönheit bekam. Jn dem Speisesaale des dlusstellungsparkes
nahm die Versammlung dann zu einem Festmahl Platz. Auf
der im Saale errichteten Bühne erschienen als lebendes Bild die
von Schadow geschaffenen Gestalten Friedrichs des Großen und
seiner Generale Zieten und Leopold vou Dessau. Der Text
der poetischen Ansprache, die der König an die F-estgenossen hielt,
war eine Dichtung von Max Jordan. Der fernere Verlaus
des lllbends brachte Neden und Liedervorträge in buntem Wechsel
und aus dem durch keinen Mißklang getrübten Frohsinn, der
den ganzen Saal erfüllte, konnte man erkennen, mit welche:
 
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